Kiel. “Leistungsbilanz katastrophal“: Landesparteichefin wirft der Ressortchefin Chaos und Missmanagement vor. CDU hält dagegen.
Die SPD in Schleswig-Holstein hat Ministerpräsident Daniel Günther aufgefordert, sich von Bildungsministerin Karin Prien (beide CDU) zu trennen. Die Landesparteivorsitzende Serpil Midyatli wirft der Ressortchefin Chaos vor. Letztendlich trage der Ministerpräsident die Verantwortung, sagte sie. „Er muss die Konsequenzen aus dem Missmanagement seiner Ministerin ziehen und jemanden ernennen, der der Aufgabe gewachsen ist.“
Selten sei die Lage der Schulen im Land so ernst gewesen wie jetzt in der Corona-Pandemie. „In dieser Krise ist die Leistungsbilanz der Bildungsministerin katastrophal“, sagte die SPD-Landeschefin. Auch nach acht Monaten Vorbereitungszeit funktioniere das Distanzlernen nicht. Die gerade jetzt so notwendigen Mittel aus dem Digitalpakt des Bundes würden anders als in anderen Ländern kaum abgerufen.
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„Gleichzeitig fällt das Bildungsministerium durch Chaos-Kommunikation auf“, kritisierte Midyatli. „Das fing an mit dem einkassierten Vorstoß zur Absage von Abiturprüfungen.“ Nach den Sommerferien sei erst gegen eine Maskenpflicht argumentiert worden, um sie dann doch einzuführen. „In den ersten vier Schultagen 2021 gab es vier unterschiedliche Aussagen zum Präsenzunterricht der Abschlussklassen.“ Die großen organisatorischen Probleme in der Pandemie würden so noch verstärkt. „Das Vertrauensverhältnis zu Eltern, Lehrkräften und Schülern ist zerrüttet.“
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An den Schulen im Norden rumort es. Schon seit Beginn der Pandemie gibt es Kritik an dem Führungs- und Kommunikationstil der Ministerin mit Hamburger Wurzeln. So bedauert die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke auch in ihrer aktuellen Pressemitteilung zur Corona-Schulpolitik, dass "das Kieler Bildungsministerium wieder einmal für überflüssiges Wirrwarr gesorgt habe". Henke legt der CDU-Politikerin sehr ans Herz, Gewerkschaften und Personalrat nun mehr zu beteiligen. Schulleiter aus dem Hamburger Umland kritisieren laut Abendblatt-Informationen, dass sie nur aus den Medien die aktuellen Planungen erfahren.
Midyatli: Prien hat es in Schleswig-Holstein schon selbst versemmelt
Berechtige Kritik nehme Prien nicht an, sondern sie verweise auf Amtsvorgänger oder Kultusminister in anderen Ländern, sagte Midyatli. „Das ist ein inhaltlicher Offenbarungseid. Sie hat es in Schleswig-Holstein schon selbst versemmelt und Besserung ist nicht in Sicht.“
Die CDU-Landtagsfraktion sprach von „Effekthascherei einer verzweifelten SPD-Landesvorsitzenden, die gerne Oppositionsführerin sein möchte und daher nach medialer Aufmerksamkeit sucht“. Midyatlis Äußerungen hätten keinerlei fundierte Basis, erklärte der Bildungspolitiker Tobias von der Heide.
„Mit solchen völlig realitätsfernen Forderungen zeigt die SPD-Vorsitzende, dass sie auch künftig nicht in der Lage sein wird, Verantwortung für unser Land zu übernehmen.“ Midyatli stifte mit hanebüchenen Forderungen Verwirrung auf Kosten der Bildung. „Wir sehen hier nichts weiter als einen weiteren Überbietungswettbewerb im schwelenden Konflikt zwischen SPD-Fraktion und SPD-Landesverband im Machtkampf um die Parteiführung.“