Hamburg. Volksinitiative: Sie verbraucht so viel Energie wie ein ganzer Stadtteil und würde “unerwünschte Unruhe im Stadtraum“ erzeugen.

Zwar ist Hamburg hier immer noch deutlich zurückhaltender als Metropolen wie New York. Aber auch in der Hansestadt strahlt, blinkt oder leuchtet immer mehr Werbung von Fassaden und extra aufgestellten Werbeflächen. Die im April gestartete Volksinitiative „Hamburg werbefrei“ will dies ändern. Sie strebt an, „digitale Werbeanlagen und Wechsellichtanlagen“ in der Stadt komplett zu verbieten und für Werbung insgesamt auch gestalterische Vorgaben zu machen. Zudem soll die „Anzahl von Werbeanlagen, insbesondere auf öffentlichem Straßengrund“ insgesamt reduziert werden.

„Die Anzahl von Werbeanlagen auf öffentlichem Grund hat sich seit 2010 von etwa 1000 auf mehr als 4000 Anlagen vervierfacht“, schreibt die Initiative auf ihrer Internetseite hamburg-werbefrei.de. „Die animierten und bewegten Inhalte ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und erzeugen eine unerwünschte Unruhe im Stadtraum.“ Auch sei der hohe Energieverbrauch umwelt- und klimaschädlich, und durch die Ablenkung stelle die Digitalwerbung eine Gefahr für den Verkehr da.

„Hamburg werbefrei“: Initiative muss Unterschriften sammeln

Bereits im April haben die Initiatoren um den Pflegeassistenten Martin Weise die Initiative angemeldet. Nun müssen sie bis zum Herbst 10.000 Unterschriften vorlegen, damit die Volksinitiative als zustande gekommen gilt – und im nächsten Schritt dann eventuell ein Volksbegehren zu starten, für das rund 66.000 Unterschriften nötig wären. Ziel der Gruppe ist es, 2024 in einem Volksentscheid über das Thema abstimmen zu lassen. Der Senat lehnt die Forderungen ab – zumal die Stadt zuletzt rund 33 Millionen Euro jährlich durch die Verträge mit der Werbewirtschaft eingenommen hat.

Im Zuge der Diskussion über Energieeinsparungen hat die Initiative jetzt ihre Forderungen bekräftigt. „Die mehreren Tausend elektrisch betriebenen Werbetafeln verbrauchen schon jetzt so viel Energie wie ein ganzer Stadtteil“, sagt Initiativensprecher Weise. „Dazu kommen unzählige Anlagen im HVV und immer mehr privat betriebene in Kiosken, Supermärkten und Tankstellen.“

„Hamburg werbefrei“: Werbung als Energiefresser

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) versuche derzeit „mit dramatischen Appellen, die Bevölkerung zum Energiesparen zu bewegen und empfiehlt beispielsweise den Einbau von Energiespar-Duschköpfen“, so Weise.

Auch interessant

Auch interessant

„Solange riesige Werbetafeln Tag und Nacht Zehntausende Kilowattstunden verbrauchen, sind solche Appelle zynisch. Es darf nicht sein, dass normale Menschen kalt duschen sollen, während draußen auf der Straße Werbekonzerne gigantische Großmonitore betreiben und immer mehr davon aufstellen dürfen.“