Hamburg. Als neue Spitze will er die „Hamburger Linie“ fortsetzen. Tresp dürfte dabei ebenso konsequent handeln wie Vorgänger Hartmut Dudde.
Er ist der neue Mann an der Spitze der Schutzpolizei: Matthias „Leo“ Tresp. Beim Mobilen Einsatzkommando erlebte er Jahrhundertfälle wie den Kiezkiller Pinzner, die Reemtsma-Entführung oder die Dagobert-Erpressung. Polizist ist er mit Leib und Seele. Tresp hatte zahlreiche Führungsfunktionen inne und bewältigte viele Situationen, für die es keinen Plan gab. Tresp steht wie kaum ein anderer Hamburger Polizist für Erfahrung, aber auch für konsequente Entscheidungen. Die „Hamburger Linie“, die seinem Vorgänger Hartmut Dudde von der linken Szene oft angekreidet wurde, wird er fortsetzen.
Tresp ist einer, der den Polizeiberuf von der Pike auf gelernt hat. „1981 habe ich als 16-Jähriger bei der Polizei im mittleren Dienst angefangen“, erinnert er sich. Das hieß, dass er damals noch „einkaserniert“ wurde. Nach der Ausbildung ging es klassisch zur Bereitschaftspolizei. „Was es heißt, ein Schutzmann zu sein, habe ich an der alten Wache 16 an der Budapester Straße gelernt“, so Tresp.
Polizei Hamburg: Schutzpolizei-Chef Tresp mit viel Erfahrung
Anschließend ging er noch in den 1980er-Jahren als normales Gruppenmitglied zum Mobilen Einsatzkommando (MEK). Beim MEK bekam er als einer der Ersten eine reine SEK-Ausbildung, die damals bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen stattfand. Von dort brachte er viele „Impulse“ für die Spezialeinheit mit wie neue Taktikkonzepte oder Ausrüstungsgegenstände.
Nach dem MEK holte Tresp bei der Polizei die Fachhochschulreife nach. „Die anschließenden drei Jahre Fachhochschule waren sehr prägend für mich“, sagt Tresp. Die speziellen Erfahrungen, die er bei der SEK-Ausbildung gemacht hatte, führten dazu, dass er nach der Fachhochschule das Angebot bekam, wieder zurück zum MEK zu gehen. „Es ging darum, die Einheit zukunftsfähig zu machen. Aus- und Fortbildung wurden umgestellt, aber auch neue Einsatztaktiken eingeführt, so Matthias Tresp.
Tresp bereits 1997 bei der Schutzpolizei
1997 ging er zurück in den zentralen Einsatzstab der Schutzpolizei. „Im Rückblick habe ich dort wohl die wichtigsten Erfahrungen gemacht“, sagt Tresp. „So konnte ich mich neu sortieren und die Polizei noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel begreifen.“ Die Verwendung öffnete ihm neue Türen. Er wurde Dienstgruppenleiter an der Wache in St. Georg – „eine sehr facettenreiche Zeit“.
Von dort ging es in den höheren Dienst, nicht aus eigenem Antrieb. „Ich wurde angesprochen“, gibt Tresp zu. Denn eigentlich war der gehobene Dienst, das Erreichen der Kommissarsdienstgrade, für ihn schon Perspektive genug. „Ich hatte mit meinen Aufgaben im gehobenen Dienst stets Berufszufriedenheit verbunden, die für mich immer einen wichtigen Einfluss auf meine Lebenszufriedenheit hatte“, sagt Tresp. „Im Nachhinein habe ich es aber als großes Glück empfunden, diese Möglichkeit bekommen zu haben.“
Tresp leitete Wache 16 im Schanzenviertel
Im höheren Dienst kam Tresp zunächst in die damalige Polizeidirektion-Süd in Harburg. Daran hat er positive Erinnerungen. Zusammen mit Werner Janosch, dem späteren Polizeipräsidenten, baute er die schutzpolizeiliche Rauschgiftbekämpfung im Süden auf, wohin die Drogenszene aus St. Georg teils ausgewichen war. Eine große Herausforderung war auch die Verwendung als sogenannter „Polizeiführer vom Dienst“. Wichtige und folgenreiche Entscheidungen musste er dort gleich häufiger treffen. In seine Zeit fielen zahlreiche Einsätze im Nachklang des 11. September, Einsätze rund um den Bauwagenplatz „Bambule“ oder vermeintliche Geiselnahmen.
An die Geschichte eines unter israelischer Flagge fahrenden Frachters, der laut Medienberichten möglicherweise mit Raketentechnik für den Iran an Bord den Hamburger Hafen anlaufen sollte, erinnert sich Tresp besonders gerne. „Da muss man Verbindung mit allen möglichen Stellen aufnehmen, vom Zoll über den Hafenmeister bis zum Botschafter in Berlin. Man bekommt eine Flut von Informationen und arbeitet und entscheidet unter hohem Druck, sagt Tresp. Anschließend ging er als Chef zurück an die Wache in St. Georg, wurde danach Chef der Wache 16 im Schanzenviertel – mitten in der Szene.
Schutzpolizei: Größte Einheit der Hamburger Polizei
Nach weiteren Leitungsfunktionen ist er nun Chef der Schutzpolizei, mit mehr als 5000 Mitarbeitenden die größte Organisationseinheit in der Polizei Hamburg. „Angst vor der neuen Aufgabe habe ich nicht, aber sehr wohl Respekt“, sagt Tresp. Sorge bereitet ihm so manche Konfliktlinie in der Gesellschaft. Jede gesellschaftspolitische Entwicklung spürt die Polizei ganz unmittelbar. Dies drückt sich nicht zuletzt in der jährlich steigenden Zahl von Versammlungen aus. „Die Wahrnehmung des Grundrechts auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit ist sehr zu begrüßen und ist eine zentrale Säule unserer Demokratie. Entscheidend ist dabei aber immer auch Toleranz und Respekt all denjenigen gegenüber, die eine andere Meinung vertreten.“
Für die Zukunft „sind wir derzeit gut aufgestellt“, sagt Tresp. Quasi in Tradition soll der Weg der wertschätzenden Führung und der Modernisierung weiter beschritten werden. Jetzt gehe es darum, den Generationswechsel mit einer großen Zahl neu eingestellter junger Menschen in der Polizei zu gestalten und gemeinsam als Team der Schutzpolizei die Herausforderungen, die nicht geringer werden, zu meistern.
„Wir wollen unter anderem den Entwicklungen im Rahmen der Mobilitätswende gerecht werden. Der begrenzte Verkehrsraum und die sich massiv verändernde Nutzung von Verkehrsmitteln stellt auch für die Polizei eine große Herausforderung dar.“ Und es wird künftig immer mehr auch darum gehen, die Digitalentwicklung voranzubringen. „Die Digitalisierungsstrategie der Stadt bedeutet auch für die Polizei, dass sie sich der schnell entwickelnden Technik stellen muss, um damit auch als moderne Großstadtpolizei Schritt halten zu können.“