Hamburg. Bereits zum sechsten Mal konnten Verbraucher online ihre Probleme angeben. Für einen Bereich liefen besonders viele Beschwerden ein.
Etikettenschwindel, Mogelpackungen und Lebensmittelverschwendung zählen zu den größten Aufregern im Konsumalltag vieler Hamburger Verbraucherinnen und Verbraucher. Das geht aus den Ergebnissen des "Verbraucherschutz-Pegels" hervor, den die Hamburger Verbraucherzentrale am Dienstagmittag veröffentlichte.
Bereits zum sechsten Mal konnten Hamburgerinnen und Hamburger ihren Frust auf diese Weise ablassen. Die etwa 1745 Teilnehmer reichten bis Ende Januar insgesamt 21.027 Einzelbeschwerden ein. Im Vorjahr beteiligten sich noch etwa 600 Menschen mehr.
Verbraucherschutz-Pegel: Hamburger ärgern sich vor allem bei Lebensmitteln
Im Auftrag der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz fragte die Verbraucherzentrale jeweils sechs Themenbereiche ab. Wie bereits im Vorjahr entfielen die meisten Beschwerden auf den Lebensmittel-Bereich, 95,3 Prozent der Teilnehmenden nannten hier mindestens ein Problem. Es folgte der Bereich „Telefon und Internet“. Die wenigsten Angaben gab es – vermutlich wegen der eingeschränkten Reisetätigkeit aufgrund der Corona-Pandemie – im Bereich „Urlaub und Reisen“.
Laut Hamburgs Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) liefert die Umfrage einen "wertvollen Einblick in den Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher". Auch die Auswirkungen der Pandemie zeigten sich in den Antworten, "wenn sich Verbraucherinnen und Verbraucher über Probleme mit stornierten Reisen, langen Verträgen oder den Online-Handel beschweren“, so die Senatorin.
Top-Fünf-Ärgernisse der Hamburger Verbraucher
Die fünf am häufigsten in der Umfrage genannten Themen betrafen Fragen zu Lebensmitteln. Das sind die Top-Fünf-Ärgernisse der Hamburger:
- Versteckte Preiserhöhungen durch veränderte Füllmengen („Mogelpackungen“)
- Zu viel Zucker in Lebensmitteln
- Wegwerfen von noch verzehrfähigen Lebensmitteln im Supermarkt
- Irreführende Inhaltsangaben (z.B. „Etikettenschwindel“ mit Fruchtabbildungen)
- Unklare oder fehlende Herkunftsangaben bei Lebensmitteln
Ebenfall genervt sind die Hamburger Verbraucher von hohen Stromkosten, schlechtem telefonischen Kundenservice von Unternehmen, sowie von unerwünschten Werbeanrufen und Bankgebühren.
Verbraucher fordern: Containern soll legal sein
272 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, und formulierten ihre Wünsche und Fragen im Rahmen der Freitextantworten. 20 Prozent der individuellen Antworten beschäftigten sich wie bereits im vergangenen Jahr mit dem Thema Verpackungen. Mehr Raum im Vergleich zu den letzten Umfragen nahm hingegen das Thema "Containern" ein.
Die Verbraucherzentrale nimmt an, dass die kürzlich getroffene Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass Containern strafbar ist, Einfluss auf die Antworten hatte. Denn in rund zehn Prozent der Antworten forderten die Befragten explizit, dass Containern erlaubt sein und nicht unter Strafe gestellt werden sollte.
Grüne fordern mehr Transparenz bei Kennzeichnung von Lebenmitteln
Lisa Kern, Sprecherin für Verbraucherschutz der Grünen Bürgerschaftsfraktion nahm dazu am Nachmittag Stellung. Den Grünen sei wichtig, dass der Handel größere Anstrengungen unternimmt, um weniger unverdorbene Lebensmittel wegzuwerfen. "Ein Baustein zur Lebensmittelrettung kann auch die Entkriminalisierung des sogenannten Containerns sein“, teilte sie mit.
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Ihre Partei wolle Verbraucherinnen und Verbraucher zudem zukünftig noch besser dabei unterstützen, gesunde und nachhaltige Entscheidungen am Supermarktregal treffen zu können. "Dafür", so Kern, "braucht es mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln".
Michael Knobloch, Vorstand der Verbraucherzentrale Hamburg, verspricht derweil: "Als Verbraucherzentrale haben wir die Probleme auch zukünftig im Blick und werden weiter den Finger in die Wunde legen.“