Hamburg. Ausfall von Triathlon, Ironman, Marathon, Spring- und Dressurderby und Cyclassics trifft Teilnehmer und Veranstalter hart.
Am Montag um 14 Uhr wurde Gewissheit, was das Abendblatt bereits am vergangenen Mittwoch berichtete. In einer gemeinsamen Aktion versandten die Veranstalter der Triathlon-, Marathon-, Rad- und Springreitsport-Großevents E-Mails mit gleich lautendem Inhalt: Die wegen der Coronavirus-Pandemie vom Frühjahr und Sommer in den Herbst verlegten Wettkämpfe fallen in diesem Jahr endgültig aus. Diese Entscheidung, die die Veranstalter in Rücksprache mit und auf Anraten der Stadt getroffen haben, betrifft den Weltserien-Triathlon (5. September), den Ironman (6. September), den Haspa Marathon (13. September), die EuroEyes Cyclassics (3. Oktober) und das ohne festen Termin verschobene Spring- und Dressurderby in Klein Flottbek.
Hauptgrund für die Entscheidung, die sich über Wochen hingezogen hatte, ist das Problem, ein Hygienekonzept und die Kontaktnachverfolgung für die erwartete sechsstellige Zahl an Zuschauern nicht umsetzen zu können. Die Stadt hatte die Veranstalter verpflichtet, die Verantwortung für die Besucher zu tragen. Die vorgelegten Hygiene- und Nachverfolgungskonzepte für die Teilnehmer an den Jedermann-Wettkämpfen im Triathlon, Marathon und Radsport waren nicht nur von den Behörden für schlüssig befunden worden, sondern hatten sogar weltweit Anklang gefunden.
Hamburg Marathon, Triathlon und Cyclassics fallen aus
Sportsenator Andy Grote bezeichnete die Entscheidung als „schmerzlich, aber unumgänglich. Wir mussten feststellen, dass der rechtliche Rahmen für die Durchführung von größeren Veranstaltungen noch bis mindestens 31. Oktober sehr stark eingeschränkt bleibt. Die geltenden Hygieneregeln und die notwendige Kontaktnachverfolgung wären nicht sicherzustellen gewesen, sodass uns keine andere Wahl blieb.“
Die Veranstalter, die ihre Teilnehmerkonzepte vor zwei Wochen überarbeitet und auf die Zuschauer ausgeweitet hatten, zeigten grundsätzlich Verständnis für die Entscheidung. „Die aufgrund der Zuschauerthematik eingenommene Haltung der Stadt verstehen und teilen wir, weshalb wir gemeinschaftlich entschieden haben, dass unsere Veranstaltungen erst 2021 wieder stattfinden werden“, sagte Oliver Schiek, Geschäftsführer der Ironman Germany GmbH, die Triathlon und Ironman organisiert. „Die Stadt muss das große Ganze im Blick behalten. Säße ich auf ihrer Seite, hätte ich wohl auch so entschieden“, sagte Frank Thaleiser, Geschäftsführer der Marathon Hamburg GmbH.
Polizei müsste Veranstaltung bei Hygieneverstößen im Zweifel abbrechen
Diskussionen hatte es um die Frage gegeben, warum die Stadt den Veranstaltern die Verantwortung für die Zuschauer auch an öffentlichen Plätzen und Straßen aufbürdet, während Fußballclubs nur für die Sicherheit im und ums Stadion sorgen müssen. „Die Veranstalter dürfen öffentlichen Raum nutzen. Dafür werden sie seit Jahrzehnten in die Pflicht genommen. Für das Überqueren der Lauf- oder Radstrecke durch Zuschauer sorgen auch nicht Polizisten, sondern die vom Veranstalter bezahlten Ordner.
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Wenn die Polizei relevante Verstöße gegen Hygiene- oder Abstandsregeln feststellen würde, müsste sie die Veranstaltung im Zweifel abbrechen. Das kann niemand wollen“, erklärte Sportstaatsrat Christoph Holstein, der den Veranstaltern jegliche Unterstützung zusicherte. „Es bleibt dabei, dass uns daran gelegen ist, in 2021 alle Events in der Form anzubieten, in der wir sie vor Corona gewohnt waren“, sagte er.
Für die Veranstalter stellt sich nun die Frage nach der Rückabwicklung der bereits erfolgten Anmeldungen. Thaleiser bietet den rund 12.000 für den September avisierten Startern drei Optionen an: komplette Erstattung aller Kosten, Teilerstattung abzüglich einer 15-Euro-Spende oder eine Verschiebung der Buchung auf 2021. „Damit verlagern wir letztlich unsere Probleme um ein Jahr, denn die, die auf 2021 verschieben, fehlen uns nächstes Jahr bei den Buchungen“, sagte Thaleiser. Da die Personalkosten auch anfallen, wenn nicht veranstaltet wird, droht dieses Jahr ein Fehlbetrag im mittleren sechsstelligen Bereich. Abgefedert wird dieser, weil die Mitarbeiter bis Jahresende in Kurzarbeit gehen und 80 Prozent der Betriebskosten damit abgefedert werden können.
Teilnehmer haben mehrere Erstattungsoptionen
Ironman bietet den kumuliert rund 25.000 Teilnehmern der drei Events ebenfalls mehrere Erstattungsoptionen an. Regressforderungen verärgerter Teilnehmer erwarten weder Veranstalter noch Stadt. Holstein sagte, er wolle die Veranstalter ermutigen, sich finanzieller Instrumente wie der Überbrückungshilfe des Bundes oder des Förderkredits Sport der Stadt zu bedienen. Der Nothilfefonds der Stadt ist abgelaufen, von den zur Verfügung stehenden fünf Millionen Euro wurden rund 1,2 Millionen abgerufen. Die Stadt erwägt für die zweite Jahreshälfte eine Neuauflage.
Die Auswirkungen der Absagen sind indes nicht nur für die Veranstalter gravierend. Auch die Tourismusbranche leidet angesichts des Ausbleibens auswärtiger Teilnehmer und Besucher beträchtlich. Michael Otremba, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH, sagte: „Die Gesundheit steht über allem. Es wird nicht möglich sein, den Ausfall der Veranstaltungen auszugleichen. Dieser Realität ist sich die Tourismusbranche bewusst. Wir blicken zuversichtlich und hoffnungsvoll auf die Durchführung der Veranstaltungen im nächsten Jahr.“ Die Termine für den Marathon (25. April), das Spring- und Dressurderby (12. bis 16. Mai), den Ironman (6. Juni), den Triathlon (10./11. Juli) sowie die Cyclassics (22. August) stehen für 2021 bereits fest.
Dass es noch in diesem Jahr Sport im öffentlichen Raum geben wird, ist allerdings nicht ausgeschlossen. Ironman arbeitet mit dem nationalen und dem Weltverband an verschiedenen Szenarien, die die Durchführung eines Profirennens und der Mixed-Staffel-WM ohne Zuschauer in der Innenstadt ermöglichen könnten. Thaleiser möchte am 3. Oktober den Köhlbrandbrückenlauf ausrichten. „Die konzeptionelle Arbeit der vergangenen Wochen war nicht vergebens. Wir werden vieles davon in die Planung auch für das Frühjahr 2021 mitnehmen“, sagte er.