Hamburg. Der frühere schleswig-holsteinische Umweltminister läutete den Schlussspurt des Grünen-Wahlkampfes in Hamburg ein.

Er ist weit mehr als der Mann an der Seite von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock: Viele hätten den früheren schleswig-holsteinischen Umweltminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Robert Habeck gern als Spitzenkandidaten der Grünen bei der Bundestagswahl gesehen. Doch Habeck musste Baerbock den Vortritt lassen. Gestern Abend läutete der 52-jährige Grünen-Parteichef und Direktkandidat im Wahlkreis Flensburg-Schleswig auf dem Fischmarkt den Schlussspurt seiner Partei im Bundestagswahlkampf ein.

Zum Auftakt hob die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) die Bedeutung der Wahl hervor. „Uns erwartet eine wirkliche Richtungsentscheidung, eine Wahl, die entscheidet, ob wir das Pariser Klimaziel erreichen oder nicht. Es geht um nichts weniger als die Frage, in welchem Deutschland, in welchem Europa wir leben können. Ob wir es schaffen, in einer freien, bunten, diskriminierungsfreien Gesellschaft zu leben und in einer menschenrechtsfreundlichen Welt zu leben“, sagte Fegebank.

Beifall für Robert Habeck auf dem Fischmarkt

Als Habeck die kleine Bühne betritt, brandet Beifall auf. Mehrere Hundert Menschen sind gekommen, um den Grünen-Spitzenmann zu sehen. Habeck ist im Wahlkampf klimagerecht mit einem E-Bus unterwegs. „Der hat eine Reichweite von 400 Kilometern. Vor drei Jahren war das undenkbar“, sagte der Grünen-Politiker. Beim Thema Koalitionspräferenz hielt sich Habeck bedeckt. „Ich gehe davon aus, dass alle demokratischen Parteien Koalitionsgespräche führen werden. Ausgeschlossen ist diesbezüglich nichts“, betonte Habeck.

Im Übrigen gebe es einen hohen Briefwähleranteil. „Keiner weiß ganz genau, wo wir stehen.“ Vor der maritimen Kulisse sagte der Grünen-Politiker: „Der Hamburger Hafen ist dabei, klimafreundlicher zu werden. Innerhalb des Hafens bewegen sich die Schiffe oft schon elek­trisch. Ladestationen sind gebaut oder werden gebaut.“ Die Schifffahrt sei „das große Thema, dafür brauchen wir internationale Abkommen“.

Auftritt auf dem Fischmarkt Heimspiel für Robert Habeck

Der Auftritt vor der Hafenkulisse ist für den Schleswig-Holsteiner ein Heimspiel. „Meine Wahl steht schon fest“, sagt Julia Gerdes (32) aus Eimsbüttel. Die Mutter zweier Kinder (ein halbes Jahr und sechs Jahre alt) hat sich für die Grünen entschieden. „Die Grünen geben mir das Gefühl, dass meine Kinder in einer einigermaßen heilen, sauberen Welt groß werden können“, sagt Gerdes und fügt hinzu: „Habeck ist mir sympathisch.“ Ihr Thema: „Es kann doch nicht sein, dass wir als Familie, die zusammen gar nicht so schlecht verdienen, uns keine Vierzimmerwohnung oder ein Haus in Hamburg leisten können.“

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Manche sind aber auch einfach neugierig, wie Touristin Luise Rehpenn (61) und ihr Ehemann aus der Nähe von München. „Wir haben die Plakate in der Stadt gesehen und sind wegen Herrn Habeck gekommen. Wir wollten ihn mal live sehen“, sagt Luise Rehpenn. Sie und ihr Mann hätten schon Briefwahl gemacht.

Habeck-Fans von außerhalb auf dem Fischmarkt

„Ich denke schon, dass wir die Grünen brauchen in der Politik. Alles, was sie wollen, finde ich aber nicht gut. Zum Beispiel wird bei der Herstellung von Elektroautos nie betont, wie das Material für die Batterien gewonnen wird“, sagt die Bayerin. Aber es gibt auch richtige Habeck-Fans. „Ich finde Habeck seit Jahren toll, vor allem seine Authentizität. Was er sagt, hat Inhalt und ist nicht nur so ein Blabla wie bei den anderen Politikern“, sagt Bärbel Janowski (56) aus Gelsenkirchen.