Hamburg. Politiker werfen dem Bezirksamt vor, nicht genug für die Aufwertung der westlichen Umgebung zu tun. Das Amt weist die Vorwürfe zurück.

Altonas Bezirkspolitiker werfen dem Bezirksamt vor, die Entwicklung des Quartiers rund um den neu entstehenden Fernbahnhof Diebsteich zu „verschlafen“. Westlich des Bahnhofsgeländes sei eine Aufwertung der Wohnbebauung und die Integration in ein lebendiges Bahnhofsquartier dringend notwendig, heißt es in einem Antrag von Grünen, CDU und SPD, der im vergangenen Hauptausschuss auch mit den Stimmen der FDP angenommen wurde.

Die entsprechende Planungs- und Genehmigungshoheit liegt beim bezirklichen Baudezernat. „Dort hat es bisher keine Bemühungen gegeben, Planungen zu entwickeln beziehungsweise mit den Grundeigentümern über Entwicklungspotenziale ins Gespräch zu kommen“, heißt es in dem Antrag. Und weiter: „Damit sich das Bahnhofsquartier bereits zum Fertigstellungszeitpunkt des neuen Bahnhofs sichtbar entwickelt und voranschreitet, müssen jetzt die Baugenehmigungen erteilt werden. Mit kleinteiligen Bedenkenträgereien werden aber die wenigen Bauinitiativen mit einer (...) Blockadehaltung negiert.“

Der Bahnhof soll 2027 fertiggestellt sein

Wie berichtet, sollte der neue Bahnhof mit sechs Fernbahn- und zwei S-Bahn-Gleisen schon 2023 eröffnet werden. Nach längerem Rechtsstreit, der erst im vergangenen Frühjahr beigelegt werden konnte, geht man bei der Bahn jetzt von 2027 aus. Bei dem aktuellen Konflikt geht es um ein Bauprojekt des Grundeigentümers Tom Cornils, der auf seinem Grundstück zwischen den Straßen Am Diebsteich und Leunastraße bauen will.

Laut CDU-Fraktionschef Sven Hielscher liegt der entsprechende Antrag auf einen Bauvorbescheid seit acht Monaten im Bezirksamt vor. Obwohl er vom Bauausschuss goutiert wurde, geschehe aktuell nichts. Cornils plant ein lang gezogenes Gebäude, in dessen Erdgeschoss Gewerbe einziehen soll, darüber sind loftartige Büros geplant.

Grundstück ist rund 5000 Quadratmeter groß

 Wie es in dem Antrag der Politiker heißt, werde der Neubau „mit möglicherweise 50 bis 80 Arbeitsplätzen“ nun vom Amt zugunsten einer Friedhofsgärtnerei blockiert, der Wert eines benachbarten Palettenlagers werde höher eingestuft „als ein lebendiges Bahnhofsquartier“.

Beim Treffen vor Ort präsentiert sich die Gegend westlich des geplanten Bahnhofs ab der Schleswiger Straße im Dornröschenschlaf. An der Ecke stehen Wohnblocks, daneben reihen sich Gewerbebetriebe mit größeren Brachflächen aneinander. Das Grundstück, um das es geht, ist rund 5000 Quadratmeter groß und seit Generationen im Besitz der Familie Cornils.

Potenzieller Bauherr würde hängengelassen

 Alte Gewächshäuser, eine kleine Halle, ein ungepflasterter abschüssiger Hof – das ist fast alles. „Hier wird ein gutes Vorhaben mutwillig verschleppt“, klagt Hielscher. „Seit Monaten lässt man einen potenziellen Bauherrn hängen, obwohl er vom Bauausschuss unterstützt wird.“ Laut Hielscher müsse das Amt „zu Potte kommen“, da die Planung für den Bahnhof laufe und auch für die Investoren die Uhr ticke.

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Das Bezirksamt kontert mit dem Hinweis, dass es dem Baudezernat des Amts und der Wirtschaftsbehörde im Kern nur darum gehe, dass vor Ort keine neuen Bürogebäude gewünscht seien. Bei der unzulässigen Nutzung gehe es konkret um Büros, heißt es auf Nachfrage, andere, deutlich als gewerblich zu erkennende Nutzungen wären möglich“.

Auswirkungen auf die Bodenpreise

Den Politikern gehe es um die Förderung eines lokalen Grundeigentümers, während die Verwaltung für den Bereich westlich des neuen Bahnhofs „Spielräume für gewerbliche (nicht Büros) Nutzungen“ erhalten wolle. Im Übrigen gebe es zu der Frage, welche Auswirkung die Genehmigung des Projekts auf die Bodenpreise und damit auf mögliche Verdrängungen vor Ort haben könnte, unterschiedliche Auffassungen.

Dass Tom Cornils den Neubau nun gänzlich ohne Büros plant, ist für ihn ausgeschlossen, und warum das von ihm verlangt wird, verstehen die Bezirkspolitiker nicht. „Mir ist unbegreiflich, warum ein Baudezernat das so vorgibt“, sagt Hielscher. Auch der angebliche Verdrängungsfaktor kann den CDU-Politiker nicht überzeugen, zumal Cornils auf eigenem Grund und Boden bauen will.

„Zu einer Verdrängung anderer Gewerbebetriebe und zu einer Kostensteigerung vor Ort wird es nicht kommen“, sagt der Bauexperte der Grünen, Christian Trede. „Das werden wir zu verhindern wissen.“ Und SPD-Fraktionschef Thomas Adrian ergänzt: „In Altona ist in den vergangenen Jahren schon zu viel Gewerbefläche verloren gegangen. Wir garantieren, dass das hier nicht geschehen wird.“ Die Politiker fordern das Bezirksamt nun auf, den Vorbescheids­antrag umgehend zu genehmigen.