Hamburg. Hamburger Urlauber können sich von Quarantänepflicht “frei testen lassen“. Sozialsenatorin äußert dringenden Appell.

Wer Urlaub in Istanbul, Barcelona oder einem anderen Risikogebiet gemacht hat, muss sich unverzüglich in 14-tägige Quarantäne begeben. Einzige Ausnahme: ein negativer Corona-Test. Dieser kann seit Freitag direkt im neuen Testzentrum am Hamburger Flughafen durchgeführt werden.

„Der Test dient dazu, dass sich Reiserückkehrer aus Risikogebieten von der Quarantänepflicht ,frei testen‘ lassen können“, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde. Das Angebot am Airport ist für alle Rückkehrer, die aus Risikogebieten in Fuhlsbüttel ankommen und nicht weiterfliegen. Helfrich: „Der Test ist ein Weg, um die unkontrollierte, unbeabsichtigte Verbreitung des Virus einzudämmen. Er ist also ein Mittel, den Rest der Bevölkerung zu schützen.“

Hamburg Airport: Rückkehrer lassen sich auf Corona testen

Das Testzentrum befindet sich außerhalb des Ankunftsbereichs im Terminal Tango und ist auf dem Flughafengelände ausgeschildert. Handzettel mit Hinweisen zum Testzentrum sollen an Passagiere verteilt werden. Die ersten Rückkehrer haben sich am Freitagmittag vor dem Zentrum versammelt. Sie monierten allerdings, dass sie nicht gut informiert wurden.

Das Ehepaar Haßler nach ihrer Ankunft am Hamburger Flughafen
Das Ehepaar Haßler nach ihrer Ankunft am Hamburger Flughafen © Imago/Chris Emil Janßen | Unbekannt

„Die Ausschilderung am Flughafen war mäßig. Auf dem Handzettel standen nur Verhaltensregeln“, sagt Andrea Haßler (57), die mit ihrem Ehemann aus dem katalonischen Barcelona zurückgekehrt ist. Das Auswärtige Amt hat das Gebiet am Freitag als Risikogebiet eingestuft. Auch Milo Durdu (22) bemängelt, dass ihm viele Flughafenmitarbeiter keine Auskunft über die kostenlosen Tests geben konnten.

Das Coronavirus in Deutschland und weltweit:

Getestete können ihr Ergebnis per QR-Code einsehen

Ein DRK-Mitarbeiter führt die Testmethode am Flughafen vor.
Ein DRK-Mitarbeiter führt die Testmethode am Flughafen vor. © Imago/Chris Emil Janßen | Unbekannt

Am Testzentrum angelangt, müssen die Rückkehrer ihr Bordticket und bestenfalls ihre Krankenversicherungskarte bereithalten, um sich im Testzentrum registrieren zu lassen. Dann erhalten sie einen Zettel mit QR-Code, den sie mit nach Hause nehmen.

Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuz (DRK) entnehmen den Rückkehrern mit Wattestäbchen einen Abstrich aus dem Mund-Rachen-Raum und einen aus der Nase. Die Stäbchen schicken die DRK-Mitarbeiter ins Labor. Ein bis zwei Tage später können die Getesteten ihren QR-Code per App einscannen und online das Ergebnis sehen. Ist es negativ, dürfen sie sich selbst aus der Quarantäne entlassen.

Verstöße gegen Quarantäne kosten bis zu 10.000 Euro

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) wies Test-Verweigerer noch einmal auf mögliche Strafen hin.
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) wies Test-Verweigerer noch einmal auf mögliche Strafen hin. © Imago/Chris Emil Janßen | Unbekannt

„Wird die Quarantäne-Pflicht nicht eingehalten, kann und soll es teuer werden“, sagt Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). Wer sie nicht befolgt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und riskiert ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro, teilt die Sozialbehörde auf Anfrage mit. Außerdem rät Leonhard dringend allen Reiserückkehrern aus Risikogebieten, sich auch bei einem negativen Testergebnis für eine Woche in Quarantäne zu begeben. Denn auch ein negatives Ergebnis garantiert nicht, frei vom Coronavirus zu sein.

Haben sich Rückkehrer infiziert und sind noch in einer frühen Infektionsphase, kann der Test das Coronavirus nicht erkennen und zeigt ein negatives Ergebnis an. Außerdem warnt die Senatorin: „Generell sollte gegenwärtig darauf verzichtet werden, Reisen in Risikoländer anzutreten.“

Reisende müssen sich beim Gesundheitsamt melden:

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Neue Corona-Test-Regeln ab kommender Woche

Wer nicht mit dem Flugzeug, sondern auf anderem Weg aus einem Risikogebiet nach Hamburg reist, kann sich auf Kosten der Krankenkasse beim Hausarzt testen lassen. Alle Reiserückkehrer aus Risikogebieten sind verpflichtet, sich beim Gesundheitsamt zu melden.

Ab kommender Woche besteht außerdem die Pflicht, negative Testergebnisse selbst ans heimische Gesundheitsamt zu übermitteln. Positive Testergebnisse wurden und werden automatisch vom Labor übermittelt. Auch neu ab kommender Woche: Rückkehrer aus anderen Gebieten können sich ebenfalls auf Kassenkosten binnen 72 Stunden beim Hausarzt testen lassen.

Passagiere reisen aus 17 Städten an, die als Risikogebiet gelten

Noch sind die Tests freiwillig, allerdings plant Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Testpflicht. Eine Anordnung könnte bereits kommende Woche in Kraft treten. Hintergrund ist die deutlich gestiegene Zahl der Corona-Neuinfektionen. In Hamburg wurden seit Donnerstag 16 neue Fälle gemeldet. 112 waren es in den vergangenen sieben Tagen (siehe Text rechts).

Angesichts der Zunahme von Neuinfektionen arbeiten die Fluggesellschaften verstärkt mit den Behörden zusammen und übermitteln Passagierdaten und Einreiseformulare, wie Flughafen-Geschäftsführer Christian Kunsch mitteilte. Passagiere reisen aus 17 Städten bzw. neun Ländern an, die als Risikogebiet gelten. Kunsch sagt, insgesamt 80 Prozent der Fluggäste aus Risikogebieten würden aus der Türkei anreisen.

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Hamburger CDU kritisiert: Testzentrum kommt zu spät

Die CDU kritisiert, dass die Landesregierung sich zu viel Zeit mit dem Testzen­trum am Flughafen gelassen habe. Stephan Gamm ist gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Er sagt: „Dass erst jetzt am Hamburger Flughafen ein Corona-Testzentrum eingerichtet wird, wenige Tage vor Ende der Sommerferien, ist viel zu spät. Der rot-grüne Senat hat wertvolle Zeit verschlafen.“

Ein Testzentrum hätte bereits zu Ferienbeginn stehen müssen, denn auch die erste Corona-Welle sei durch Reiserückkehrer – aus dem österreichischen Ischgl – nach Hamburg getragen worden. Hinsichtlich der hohen Infektionszahlen liege es nahe, dass Urlaubsrückkehrer nun eine zweite Welle auslösen könnten.

Hinzu kommt, dass viele Hamburger die Corona-Regeln weniger ernst nehmen und seltener Maske tragen. Wie die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz mitteilte, haben bei einer stichprobenartigen Kontrolle am Donnerstag nur zwei Drittel der Gastro-Beschäftigten einen Mund-Nasen-Schutz getragen. Die organisatorischen Maßnahmen gegen das Coronavirus seien hingegen größtenteils gut umgesetzt worden.