Hamburg. In einem Supermarkt in St. Georg eskalierte die Situation. Der Angeklagte Yousif H. scheint sich vielmehr als Opfer zu sehen.

Es war der Tag vor Heiligabend. Es dauerte nicht mehr lange bis Geschäftsschluss. Und es war die Hochzeit der Corona-Beschränkungen. Sehr gut möglich, dass so mancher im Stress war unter diesen Bedingungen, vielleicht auch dünnhäutig. Aber wieso gleich aggressiv? Yousif H. jedenfalls scheint an jenem Abend eine sehr kurze Zündschnur gehabt zu haben.

Das legt zumindest die Anklage nahe, die den 31-Jährigen jetzt wegen Körperverletzung vor das Amtsgericht gebracht hat. Ihm wird vorgeworfen, am 23. Dezember in einem Supermarkt in St. Georg einen Sicherheitsmitarbeiter attackiert zu haben. Durch Schläge ins Gesicht habe das Opfer Schmerzen erlitten.

Security-Mann in Hamburger Supermarkt geschubst

Anlass der Auseinandersetzung war laut Ermittlungen, dass der Security-Mann den Angeklagten auf die Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen hingewiesen hatte. Insbesondere sei es darum gegangen, dass jeder, der das Geschäft betritt, einen Einkaufswagen nutzen müsse.

Der Angeklagte, ein kräftiger Mann, scheint sich vielmehr als Opfer zu sehen denn als Täter. Er habe den Einkaufswagen selber an die Station zurückbringen wollen, um seine Münze zurückzubekommen. Ein Security-Mitarbeiter habe den Wagen aber direkt entgegennehmen wollen. „Er hat mich beleidigt, wurde aggressiv und hat geschubst“, schildert Yousif H.

„Der Security schrie meinen Mann an“

Zwei- oder dreimal sei er von dem anderen mit der Faust geprügelt und dann zu Boden gebracht worden. „Ich habe nicht geschlagen.“ Stattdessen habe er heftige Schmerzen erlitten, weil er seine linke Hand in Gips hatte und diese auch getroffen worden sei.

Lesen Sie auch:

Seine Frau stützt die Einlassung des Angeklagten. „Der Security schrie meinen Mann an“, erzählt die 25-Jährige. „Dann wurde er geschlagen. Ich weiß nicht, warum.“ Weitere Männer seien hinzugekommen und hätten teilweise ebenfalls ihren Partner attackiert. Doch eine 29-Jährige, die Zeugin des Vorfalls wurde, schildert eine ganz andere Szenerie. Sie erzählt von zwei gesonderten Schlangen für die Einkaufswagen, eine zum Holen und eine zum Wegbringen, von Menschen, die diszipliniert anstanden – und von einem Mann mit Gipsarm, „der ist querbeet durch“.

Prozess in Hamburg wird fortgesetzt

Ein Security-Mitarbeiter habe ihn darauf hingewiesen, dass er sich anstellen müsse. „Da war der mit dem Gips gleich wütend, wurde sehr laut.“ Er habe den Sicherheitsmitarbeiter angegriffen und ihm die Corona-Maske vom Gesicht gerissen. „Der Mann von der Security hat sich verteidigt. Die haben sich zu meinen Füßen geprügelt.“ Aggressiv sei nur einer gewesen: der Angeklagte. „Der Security war freundlich und entspannt.“ Der Prozess wird fortgesetzt.