Hamburg. Ellen Werner war mit Forschern in der Antarktis unterwegs. Die Wissenschaftler stießen auf ein Fischbrutgebiet – so groß wie Malta.

Eine Hamburger Studentin war an der spektakulären Entdeckung des weltgrößten Fischbrutgebiets in der Antarktis beteiligt. Ellen Werner studiert an der Hafencity-Universität Hamburg (HCU) im fünften Semester Geodäsie und Geoinformatik mit Schwerpunkt Hydrographie. Anfang 2021 erlebte sie eines der größten Abenteuer ihres Lebens: Die Hamburgerin war zwei Monate lang auf dem deutschen Forschungsschiff „Polarstern“ in der Antarktis und beschäftigte sich mit der Vermessung des Meeresbodens. Dabei fanden Forscherinnen und Forscher vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven im antarktischen Weddellmeer ein Fischbrutgebiet von der Größe Maltas.  

Werners Aufgabe an Bord der „Polarstern“ war es im Februar und März 2021, mit hydroakustischen Geräten den Meeresboden detailliert zu vermessen und zu kartographieren (Bathymetrie). Mit einem speziellen Forschungsgerät, ausgestattet mit Kamera- und Sonarsystemen, das den Meeresboden aus nächster Nähe untersucht, konnte völlig unerwartet ein beeindruckender Fund gemacht werden, teilte die Hafencity-Universität am Mittwoch mit. In einer Wassertiefe von 535 bis 420 Metern entdeckte das Forschungsteam aus Biologinnen  und Vermessern per Zufall einige Fischnester von Eisfischen.

Hamburger Studentin in der Antarktis: "Fischnest an Fischnest"

„Je länger wir auf die Monitore mit den live vom Meeresgrund übertragenen Bildern schauten und sich weiterhin Fischnest an Fischnest reihte, desto faszinierender wurde der Fund“, erzählt Werner. Und fügt hinzu: „Nach mehreren Einsätzen wurde uns klar, dass es sich um ein riesiges Gebiet handeln muss, ein bisher in dieser Größe unentdecktes Ökosystem.“ Am Meeresgrund befanden sich etwa 60 Millionen Eisfisch-Nester – es ist das bisher größte bekannte Fischbrutgebiet der Welt. Dabei handelt es sich um Eisfische der Art Neopagetopsis ionah. 

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Die Bilder der Fischnester wurden mithilfe eines geschleppten Kamerasystems vom Meeresboden des Weddellmeeres direkt live an Bord der „Polarstern“ übermittelt. Anhand der Aufnahmen konnte das Team die runden, etwa 15 Zentimeter tiefen und 75 Zentimeter im Durchmesser großen Fischnester eindeutig identifizieren, die sich durch eine runde zentrale Fläche aus kleinen Steinen vom ansonsten schlammigen Meeresboden abhoben, heißt es vom AWI.

Riesiges Fischbrutgebiet entdeckt: Hafencity-Universität gratuliert

Der spektakuläre Fund wurde erst jetzt einer breiten Öffentlichkeit durch die Veröffentlichung des Papers „A vast icefish breeding colony discovered in the Antarctic“ in der Fachzeitschrift „Current Biology“ bekannt. National wie international berichteten große Medien bis hin zur New York Times über die Entdeckung. Ellen Werner ist Co-Autorin dieser Veröffentlichung.

„Die HCU gratuliert Ellen Werner zu dieser herausragenden Forschungsleistung: Der Fund und die Expeditionsteilnahme zeigen den besonderen Stellenwert der Hydrographie aus dem Studienprogramm Geodäsie und Geoinformatik“, sagt Prof. Jörg Müller-Lietzkow, Präsident HafenCity Universität Hamburg.  Hier würden die Klimaforscherinnen und -forscher von Morgen ausgebildet. Die Entdeckung dieser außergewöhnlichen Brutkolonie untermauere den bereits vorhandenen Vorschlag Deutschlands für ein Meeresschutzgebiet im Weddellmeer. Dort soll in Zukunft keine Fischerei und ausschließlich nicht-invasive Forschung stattfinden.