Groß Pampau/Lübeck. Das Grabungsteam droht der Stadt Lübeck mit einer Klage. Es fordert die Herausgabe der Fossilienfunde für ein Urmeer-Museum.

Wer gehofft hat, die Auseinandersetzungen um die urzeitlichen Fossilienfunde aus einer Tongrube in Groß Pampau ließen sich noch gütlich regeln, wird enttäuscht. Gerhard Höpfner, Leiter des ehrenamtlichen Grabungsteams, das seit bald 40 Jahren immer neue, bedeutende Fossilienfunde ans Tageslicht fördert, will die Herausgabe der in Lübeck präsentierten, vor allem aber eingelagerten Exponate jetzt erzwingen. „Wir werden klagen, notfalls Strafanzeige stellen, wollen das Thema rasch geklärt haben.“ Kommende Woche will das Team Ideen für ein neues Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg präsentieren.

Der Streit über die dem Lübecker Naturkundemuseum zur Verfügung gestellten Fossilien von Walen, Haien, Schildkröten und vielem mehr ist weiter eskaliert. Äußerungen der Lübecker Kultursenatorin, die eine schriftliche Vereinbarung zur Überlassung der etwa elf Millionen Jahre alten Funde im Gegenzug für die Auszahlung weiterer Fördergelder eingefordert hat, haben die Tonart weiter verschärft.

Bekommt das Herzogtum Lauenburg ein Urmeer-Museum?

Die Hansestadt hat damit ihre ursprüngliche Rechtsauffassung aufgegeben, die Funde seien schon in das Eigentum des Museums übergegangen. Das präsentiert, sehr zum Ärger der Ausgräber, nur einen kleinen der Teil der zahlreichen Fossilien, die die Existenz einiger bis dahin unbekannter Tiere in der Ur-Nordsee vor rund elf Millionen Jahre belegen. Das Problem Lübecks: Viele Exponate sind, wie berichtet, Privateigentum, andere gehören dem Betreiber der Tongrube, in der das Grabungsteam seit fast vier Jahrzehnten erfolgreich tätig ist.

Besucher bestaunen mit Gerhard Höpfner (hinten) Funde auf dem Friedhof der Wale.
Besucher bestaunen mit Gerhard Höpfner (hinten) Funde auf dem Friedhof der Wale. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Er werde sich weder einschüchtern noch mundtot machen, schon gar nicht erpressen lassen mit der Ankündigung, dass ansonsten Fördergeld gesperrt werde, hatte Höpfner zunächst reagiert. Verbunden mit der Aufforderung, Lübecks Kultursenatorin Monika Frank (SPD) solle sich entschuldigen. Inzwischen steht die Forderung nach ihrem Rücktritt im Raum.

Am 25. Januar will das Grabungsteam informieren

Das Grabungsteam erhöht den Druck: Über den Stand der Ausgrabungen und über ihre Überlegungen für ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg wollen Höpfner und Mitstreiter Andreas Malchow am Dienstag, 25. Januar, im Möllner Stadthauptmannshof (Hauptstraße 150) informieren. Nach Anmeldung unter Telefon 04542/ 870 00 oder E-Mail aninfo@stiftung-herzogtum.de können Interessierte von 19.30 Uhr an dem Vortrag lauschen.

Höpfner und Malchow wollen ihre Ideen für ein Museum neuer Art präsentieren, das so gar nichts mit den Lübecker Plänen zu tun hat, das bisherige Naturkundemuseum zu einem Zentrum für naturkundliche Bildung umzugestalten. Die ehrenamtlichen Fossiliengräber denken an ein in die Landschaft eingepasstes Naturkundemuseum, dessen Zugang durch einen Themenpark führt. „Wir haben im Lauenburgischen gute Voraussetzungen,“, sagt Malchow. „Wir laufen auf dem Urmeer, haben die durch Gletscher geschaffenen eiszeitlichen Geländestrukturen und einen passenden Naturraum.“

Ein Teil der Tongrube im Herzogtum Lauenburg in das Konzept einbeziehen

Besucher bestaunen die lebensgroßen Modelle von Walen im Ozeaneum in Stralsund. So ähnlich stellt sich das Ausgrabungsteam aus Groß Pampau ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg vor.
Besucher bestaunen die lebensgroßen Modelle von Walen im Ozeaneum in Stralsund. So ähnlich stellt sich das Ausgrabungsteam aus Groß Pampau ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg vor. © AP | FRANK HORMANN

Ziel sei es, die Ur-Nordsee erlebbar zu machen, „möglicherweise können wir die Tongrube, die ja weiter betrieben wird, in Teilen in das Konzept einbeziehen“. Als Vorbild sehen die Aktiven das Ozeaneum in Stralsund und das Multimar in Tönning. Malchow: „Dort können Kinder selbst Ebbe und Flut nachempfinden.“

Beim Streit „zwischen allen Fronten“ sieht Lauenburgs Landrat Christoph Mager den Kreis. Ohne Klärung der Eigentumsfrage seien Vorplanungen für ein Urmeer-Museum nicht sinnvoll. Hinzu komme die Finanzierung: „Aus der Staatskanzlei gab es nicht gerade wohlwollende Nachrichten, was finanzielle Unterstützung anbelangt.“ Ohne wird es nicht gehen. Mit Blick auf eine mögliche Förderung aus EU-Töpfen mahnt Mager: Die sei denkbar, aber „kein Selbstgänger; in der Regel erfolgt eine solche Förderung über die Länder“.