Hamburg. Smarties, Gummibärchen und Milchschnitte gibt es nie bei Elisa Täufers Familie. Wie dennoch Süßes auf den Speiseplan kommt.

Ja, Elisa Täufers Kinder haben auch schon mal ein Gummibärchen gegessen. Mal. Denn: „Wir essen zu 95 Prozent zuckerfrei“, sagt die Hamburgerin, die eigentlich Bankkauffrau ist und sich seit 2017 mit dem Thema der zuckerfreien Ernährung beschäftigt. Gemeinsam mit ihrer Freundin Loreen Eiffler hat sie den Blog „Fräulein Immersatt“ ins Leben gerufen. „Es ist nicht nur ein Genussmittel, sondern es birgt etliche Gefahren, gerade für Kinder und Heranwachsende“, sagt Täufer.

25 Gramm – das sind schon acht Stück Würfelzucker – sollten täglich nicht überschritten werden. „Und das nehmen wir schon durch Brot, Fertiggerichte und anderes auf.“ Auch Obst enthalte natürlich Fruchtzucker, „man solle sich an die Empfehlung der WHO mit dem Richtwert von zwei Händen voll pro Tag halten“, sagt Täufer, deren Töchter zwei und fast fünf Jahre alt sind.

Zuckerfrei mit Kindern: Natürliche Zucker verwenden

Die vollwertige, gesunde und zuckerreduzierte Familienernährung hat längst den Muff des Ökoladens der 90er-Jahre abgelegt und seinen anerkannten Platz gefunden. Das merkte das bloggende Instagram-Duo auch daran, dass sie schnell Anfragen bekamen, ihre Gedanken in Buchform herauszubringen. Drei Werke gibt es bereits zur zuckerfreien Ernährung, darunter Rezepte für den Thermomix und Anregungen für schnelle Mittagessen (darunter sind Rezepte für Strammer Max, Tomatensuppe mit Reis, hefefreie Pizza).

Doch was bedeutet eigentlich zuckerfrei? „Uns geht es um das mögliche Weglassen von Zucker“, sagt Täufer. „Bei unseren Rezepten werden chemisch hergestellte Zucker wie Erythrit und Haushaltszucker nicht verwendet, da sie schnell ins Blut gehen.“ Im Gegensatz dazu verwenden die beiden natürliche Zucker, Kokosblütenzucker oder Stevia, Agavendicksaft, Honig und Kokosblütensirup.

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Oft wird aus reiner Langeweile weiter gegessen oder gesnackt

Im Marmorkuchen-Rezept finden sich deshalb beispielsweise sechs Esslöffel Kokosblütenzucker und zwei Teelöffel Steviagranulat, der Schoko-Nuss-Brotaufstrich kommt mit Backkakao und Reissirup daher, die Powerbällchen erhalten ihre Süße durch getrocknete Früchte wie Datteln und Aprikosen.

Bewusst zu essen, dafür plädiert die Autorin auch bei sich zu Hause. „Setzt euch hin, konzentriert euch aufs Essen, schlingt nicht“, das rät sie nicht nur den eigenen Kindern und sich selbst. Um festzustellen, ob es wirklich noch einen Nachschlag braucht, fragt sie: „Was sagt denn euer Bauch? Hast du denn wirklich noch Hunger? Oder wollen wir spielen gehen?“ Oft werde aus reiner Langeweile weiter gegessen oder gesnackt. „Mein Tipp ist es da, das Essen komplett weg aus dem Blickfeld zu stellen.“

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Süßes steht in der Küche nur an einem einzigen Ort

Was man nicht verschweigen sollte ist jedoch, dass es für die Eltern ein gehöriger Aufwand ist, die gesunden Alternativen beispielsweise zu gekauften Fruchtriegeln und Quetschies herzustellen. „Aber man kann auch mal ein Brot zur Kita mitbringen oder viele Kekse aus Haferflocken und Banane lassen sich gut auf Vorrat backen und man hat dann einige Tage etwas davon“, sagt Täufer. Um den Kindern anschaulich zu erklären, wo sich Zucker versteckt, empfiehlt sie kleine Experimente: Beim Geschmackstest tritt ein Glas Cola gegen ein Glas Wasser mit 24 Gramm Zucker an – der Menge, die in den gleichen ca. 200 Milliliter Cola enthalten ist. Das probierende Kind wird das süße Wasser kaum trinken können. Die Erklärung, warum es bei der Cola geht, ist die enthaltene Kohlensäure, die neutralisiert.

Weitere Tipps, den Zucker aus Küche, Kuchen und Alltag zu verbannen, ist ihn einfach nicht mehr zu kaufen. Und einen einzigen Ort zu schaffen, an dem Süßes – darunter fällt dann auch Trockenobst – zu finden ist. „Kaufe auch keine Fertigprodukte, Soßen, Tiefkühlpizzen mehr“, sagt Täufer. Dafür sollten Lebensmittel wie Haferflocken, Dinkelnudeln, TK-Obst, Trockenfrüchte, Nüsse, Hülsenfrüchte, Mais, Tomatenmark oder Vollkornmehl ihren festen Platz im Vorratsschrank haben. Und übrigens hier noch ein Tipp, der Zucker einspart und den garantiert keiner in der Familie bemerkt: Apfelmark statt Apfelmus kaufen: Das Mark ist gänzlich frei von zugesetztem Zucker und schmeckt identisch.