Hamburg. Nach Problemen ließ Bezirk Pachtvertrag jetzt auslaufen. “Freiraumplanerische Umgestaltung“ soll Verträglichkeit künftig fördern.
Für viele Anwohner aber auch Altonaer Bezirkspolitiker war das Gebäude gegenüber der Neuen Flora nur als "Trinker-Kiosk" bekannt. Immer wieder gab es Probleme und Beschwerden. Nun ist der Kiosk Geschichte. Bagger haben das Gebäude bereits abgerissen. Was auf dem Platz an der markanten Stelle nahe der S-Bahnstation Holstenplatz geschehen soll, ist allerdings noch unklar.
Bahnfahrer oder Besucher der Neuen Flora kennen den Kiosk an der belebten Stresemannstraße/Ecke Alsenstraße und Düppelstraße. Wer schnell noch eine Zeitung brauchte, wurde hier fündig. Allerdings galt der Platz auch als Treffpunkt, häufig in Zusammenhang mit Alkohol.
CDU in Altona wollte "Trinker-Kiosk" schon 2014 abreißen
Bereits 2014 forderte die CDU-Fraktion in Altona den Ursachen der Holstenplatz-Verschmutzung entgegenzutreten und den Kiosk, der eine magnetische Wirkung habe, abzureißen. Von öffentlichen Trinkgelagen, Lärm- und Müllbelästigung war damals die Rede.
Besonders mit Blick auf Touristen und den dort ansässigen Kindergarten wollte die CDU die Chance nutzen und den damals ablaufenden Pachtvertrag mit der Stadt nicht wieder verlängern. Der Antrag wurde in der Bezirksversammlung damals aber abgelehnt.
Kiosk an Holstenstraße: Es gilt nun eine Rückbaupflicht
Doch sechs Jahre später wird nun genau das umgesetzt. Ende 2019 lief der Pachtvertrag für die städtische Fläche aus. Die Stadt verlängerte ihn laut Auskunft des Bezirksamtes Altona nicht wieder. Der Pächter hatte einst eine Sondernutzung für die Fläche erhalten, um das Kioskgebäude errichten zu können.
Mit Vertragesende bestand auch eine Rückbaupflicht. Darin inbegriffen ist der Abriss des sichtbaren Kioskgebäudes, der Rückbau der Kellerflächen unter dem Gebäude und die Wiederherstellung der Pflasterung. Die Kosten, die das Bezirksamt Altona nicht beziffern konnte, trägt der Pächter. Mit den Arbeiten wurde im Spätherbst vergangenen Jahres begonnen. Da die Baumaßnahme so umfangreich ist, rollte auch Ende Dezember der Bagger noch über das Areal.
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"Trinker-Kiosk": Der Plan nach dem Abriss – das sagt der Bezirk
Und was kommt nach dem "Trinker-Kiosk"? "Das Ende der Vertragslaufzeit für die Fläche des Kioskgebäudes bettet sich ein in ein umfassendes Vorhaben zur Umgestaltung des Düppelplatzes in gestalterischer Hinsicht, aber auch im Hinblick auf eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur für die Gruppe der Menschen, die sich regelhaft auf dem Düppelplatz und am Holstenbahnhof aufhalten", erklärt Mike Schlink als Sprecher des Bezirksamtes Altona auf Abendblatt-Anfrage.
Ziel sei es, eine "bessere Verträglichkeit für den öffentlichen Raum" zu fördern. Im Hinblick auf eine qualitative Aufwertung des Düppelplatzes sei seitens des Bezirksamtes eine freiraumplanerische Umgestaltung in Planung. "Diese soll mit einer breiten Beteiligung aller NutzerInnen des Düppelplatzes durchgeführt werden und sobald die Gesamtfinanzierung vorhanden ist, in die Umsetzung gehen", so Schlink. Einen genauen Zeitplan gibt es nicht.
Neuer Tagestreff für Obdachlose und Suchtkranke
Das Bezirksamt beobachtet laut Schlink schon lange, dass sich viele Süchtige mit einer Drogen- oder Alkoholabhängigkeit im Bereich rund um den S-Bahnhof Holstenstraße aufhalten. Um dem zu begegnen, beschloss die Bezirksversammlung 2016, einen Tagestreff für Obdachlose und Suchtkranke von 2020 an in Altona-Nord zu schaffen.
Dieses konnte laut Schlink zwischenzeitlich mit der Schaffung einer Begegnungs- und Beratungsstelle in der Stresemannstraße 150 in Kooperation mit der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familienförderung und Integration umgesetzt werden. "Der Treffpunkt wird – mit den Einschränkungen, die sich durch die Corona-Pandemie ergeben – sehr gut von der Zielgruppe angenommen", so der Bezirksamtssprecher.
Außerdem würden seit September 2017 zwei Träger der Suchthilfe – die Vereine Palette und ragazza – den Platz am Ende der Düppelstraße sowie das Umfeld insgesamt vier Mal pro Woche aufsuchen und in Form eines Kümmerers (Sozialarbeiters) versuchen, mit den Betroffenen zum Thema Sucht- und Drogenabhängigkeit vor Ort ins Gespräch zu kommen. Zweimal in der Woche ist laut Bezirkssprecher zudem der ragazza-Bus mit seinem mobilen Angebot des Spritzentausches und mit Beratung vor Ort, um den Kümmerer zu unterstützen.