Hamburg. Im Juni wurden 40 Prozent mehr Velos gestohlen als noch im Mai. Viele der Taten konzentrieren sich auf wenige Stadtteile.

Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist im Juni im Vergleich zum Vormonat rasant angestiegen. 1119 Taten wurden bekannt. Das ist eine Steigerung von mehr als 40 Prozent zum Mai. Besonders betroffen war der Bereich Eimsbüttel. Allein dort wurden im Juni jeden Tag statistisch 6,5 Fahrraddiebstähle angezeigt. Möglicherweise hat auch die Corona-Pandemie etwas mit der hohen Zahl der Fahrraddiebstähle zu tun.

Das Fahrrad ist – zumindest bei gutem Wetter – ein beliebtes Verkehrsmittel. Die Nachfrage ist hoch. So hoch, dass ein Käufer bei einem guten Fahrrad mit einer langen Lieferzeit rechnen muss. Dabei ist nicht nur die hohe Nachfrage ein Problem, sondern auch Produktionsausfälle, bedingt durch die Corona-Krise. In Asien werden schon mal über Wochen, teilweise sogar über Monate Werke wegen der Pandemie geschlossen.

Tragen Lieferprobleme zu der Problematik bei?

„Einige Hersteller haben unfassbar lange Lieferzeiten“, sagt ein Insider. „Jetzt sind die Lager noch einigermaßen gefüllt. Im kommenden Jahr wird das aber voll durchschlagen.“ Und ein Polizeibeamter sagt: „Lieferprobleme könnte natürlich ein Grund sein, warum die Bereitschaft ein Fahrrad zu entwenden oder beim Kauf eines gebrauchten Fahrrades nicht so genau hinzuschauen, hoch ist“. Belegt ist diese These jedoch bislang nicht.

Mehr als die Hälfte der Fahrräder wurden in der Stadtmitte und dem nordwestlichen Bereich gestohlen. Im Bereich Altona mit den Elbvororten bis Blankenese gab es im Juni 185 Anzeigen wegen Fahrraddiebstahls – das sind 84 mehr als im Vormonat. Im Bereich Eimsbüttel gab es im selben Zeitraum 197 angezeigte Fahrraddiebstähle und damit 16 mehr als im Mai. In beiden Bereichen liegt die Zahl der Fahrraddiebstähle auch deutlich über dem Vorjahresniveau.

Deutlich weniger Fahrraddiebstähle gibt es südlich der Elbe

In den Bereichen Innenstadt, Nord und Wandsbek mit den Walddörfern lagen die Zahlen im Juni über denen des Vormonats, aber unter dem Vorjahresniveau. Im Innenstadtbereich kamen im Juni 132 Fahrräder weg, 37 mehr als im Vormonat. In Bereich Nord wurden 173 Fahrraddiebstähle im Juni angezeigt, 16 mehr als im Mai. Im Bereich Wandsbek wurden 149 Fahraddiebstähle bei der Polizei aktenkundig, 42 mehr als im Vormonat. Auch der Bereich Hamm, Horn und Billstedt ist im Juni deutlich stärker belastet als im Mai. Dort wurden zwar „nur“ 120 Fahrraddiebstähle angezeigt. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Mai aber nahezu verdoppelt.

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Deutlich weniger Fahrraddiebstähle gibt es südlich der Elbe. Allerdings sind anteilsmäßig nirgendwo sonst in Hamburg die Zahlen so explodiert wie im Bereich Harburg, Neugraben und Wilhelmsburg. Dort verdreifachten sich fast die Fälle von 32 Taten im Mai auf 90 im Juni. In Bergedorf stieg die Zahl der Fahrraddiebstähle von 26 Taten im Mai auf 46 im Juni.

Großes Thema bleibt die Sicherung der Fahrräder

 Schwerpunkt des Fahrraddiebstahls bleiben Orte, an denen viele Fahrräder länger abgestellt werden. Besonders heraus ragen Bahnhöfe. Die Täter haben dort nicht nur eine große Auswahl – sie gehen auch davon aus, dass die Eigentümer der Räder sich länger nicht blicken lassen und Passanten, anders als in Wohngebieten, ein weniger waches Auge auf ihre Umgebung haben.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Ein großes Thema bleibt die Sicherung der Fahrräder. „Wer sich ein vernünftiges Fahrradschloss anschafft, braucht auch keine Angst vor Diebstahl zu haben“, sagt Stephan Dirk vom Fahrrad & E-Bike Center Hamburg. „Moderne, gute Schlösser aus gehärtetem Stahl sind nicht mit herkömmlichem Werkzeug zu knacken.“ Rund 100 Euro sollte man für ein Fahrradschloss einplanen. „Bei uns verkaufen wir in der Regel mit jedem Fahrrad auch so ein hochwertiges Schloss“, sagt er. Diebstahl sei deshalb bei seinen Kunden kein Thema.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Jedoch gibt es eine Grundregel, die immer einzuhalten sei: Fahrräder sollten an einen Pfeiler oder ähnlichem an- und nicht nur abgeschlossen werden. Gerade professionelle Diebe nehmen ein abgeschlossenes Fahrrad einfach mit, um dann später in aller Ruhe das Schloss zu knacken. Dafür fahren sie mit Kleintransportern durch die Stadt, in die die Beute eingeladen wird. Viele Radfahrer beherzigen diese Grundregeln offenbar nicht. Der Schaden durch Fahrraddiebstahl in Hamburg wird von der Polizei für das Jahr 2020 mit knapp 8,2 Millionen Euro angegeben. Das sind fast 1,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.