Hamburg. Besiegelung einer Männerfreundschaft: 2004 sollte der russische Präsident geehrt werden – doch das gab Proteste.

Das hatten sich Gerhard Schröder und Wladimir Putin so schön ausgedacht, um ihre Männerfreundschaft einmal mehr zu besiegeln – aber dann machten ihnen Hamburger Professoren einen Strich durch die Rechnung. Nachdem der SPD-Bundeskanzler 2003 im Beisein des russischen Präsidenten einen Ehrendoktortitel in St. Petersburg bekommen hatte, sollte nun im Gegenzug Putin in Anwesenheit Schröders in Hamburg geehrt werden. Bei einem Besuch 2004 sollte die Uni ihn zum Ehrendoktor ernennen – offiziell wegen Verdiensten um die Marktwirtschaft.

Die Uni-Führung um den Präsidenten Jürgen Lüthje (SPD) und seinen Vize Karl-Werner Hansmann zeigte sich angesichts der wohl aus dem Kanzleramt stammenden Idee offen, wenn nicht erfreut. Dabei hatten die Herren die Rechnung allerdings ohne Professorenschaft und Öffentlichkeit gemacht. Mehr als 30 Professoren unterzeichneten eine vom Politikwissenschaftler Michael Th. Greven initiierte Resolution gegen die Putin-Ehrung – die Zahl wuchs nach dem ersten Abendblatt-Bericht schnell.

Universität Hamburg: 2004 sollte Putin den Ehrendoktortitel erhalten

Es bestehe „kein Anlass“ für die Ehrung, da Putin den „Maßstäben nicht genügt“, so die Professoren. In Russland würde aus dem Präsidentenbüro heraus eine „unabhängige Medienlandschaft unterdrückt“, die Justiz würde für die Verfolgung Oppositioneller missbraucht. Es sei „makaber“, dass Putin die Doktorwürde im Rahmen eines „deutsch-russischen zivilgesellschaftlichen Dialogs“ erhalten solle.

SPD-Parteivize Jutta Blankau nannte die Entscheidung zur Ehrung Putins „verrückt“. Grünen-Wissenschaftspolitikerin Heike Opitz sagte: „Der autokratische Umgang mit politisch Andersdenkenden, die Behinderung der Opposition und der gnadenlos geführte Krieg in Tschetschenien stehen der Verleihung dieser hohen Würde entgegen.“

Uni kann sich bei kritischen Professoren bedanken

CDU-Fraktionschef Bernd Reinert dagegen verteidigte die Putin-Ehrung als „voll und ganz gerechtfertigt“. Und FDP-Chef Leif Schrader hielt sie für „nachvollziehbar“. Besonders energisch kämpfte Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) für die Ehrung und gegen deren Kritiker. „Man sollte das selbstverständlich machen“, so von Dohnanyi damals. Es sei „unmöglich“, dass einige „Moralhüter“ nun einen „Hamburger Skandal“ inszenierten. Auch in einem Brief an Uni-Präsident Lüthje sprach er sich für die Verleihung aus.

Dazu aber kam es nicht mehr. Wegen der öffentlichen Debatte platzte die Ehrung – offiziell aus Termingründen. Man wollte Putin wohl auch kein Studierendenproteste zumuten. Rückblickend kann sich die Uni bei den kritischen Professoren bedanken. Sie haben ihr ein jetzt sonst womöglich anstehendes Verfahren erspart: zum Entzug einer politisch verschenkten Doktorwürde.

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