Hamburg. Ansturm am letzten Tag ohne Termin. Wer die Spontan-Kandidaten sind und wer sich bei Impfdurchbrüchen trotz Immunisierung ansteckt.
Sie nennen es „Disney Lane“: Hier stehen die Impfwilligen, die ohne Termin zur ersten Spritze in die Messehallen kommen. Es sind Hunderte, die im Regen anstehen, geschützt durch Schirme, die ihnen die Helfer gereicht haben. Der letzte Tag für spontane Erstimpfungen im Hamburger Impfzentrum hat zu einem regelrechten Ansturm geführt.
Am Nachmittag hieß es, dass statt der höchstens erwarteten 6500 Impfkandidaten (ohne Absagen von Zweitimpfungen) möglicherweise bis 20 Uhr sogar 8000 Menschen geimpft werden könnten. Denn der Zustrom riss auch am Nachmittag nicht ab. So groß war der Andrang in den Messehallen wohl noch nie, seit die Terminvergabe aufgehoben wurde.
Corona: Hamburger stürmen Impfzentrum für Erstimpfung
Der Sprecher der medizinischen Leiter, Dr. Dirk Heinrich, sieht mehrere Gründe für den in der vergangenen Woche gesteigerten Zulauf verantwortlich. Zum einen habe die Diskussion um das Ende kostenloser Corona-Tests die Impfunwilligen und Bequemen angetrieben.
„Ich glaube, dass die Einschränkungen für Ungeimpfte noch einmal zu einem Schub führen werden“, so Heinrich mit Blick auf alle Erstimpfungen in den kommenden Wochen. Zum anderen sei die nahende Schließung des Impfzentrums am 31. August und das offensiv verkündete Ende der Spontanimpfungen für den Zulauf verantwortlich.
Hamburger Impfzentrum: Das sind die letzten Erstimpflinge
Bemerkenswert, so Heinrich, sei für ihn, dass auch das Impfen zum Beispiel in Einkaufszentren oder im Gesundheitskiosk in Billstedt so gut funktioniere. Das liege aber auch daran, dass Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und Hemmungen gegenüber telefonischen oder Internet-Terminvereinbarungen sich erst jetzt entschlössen. „Und wir sehen sehr viele junge Leute.“
In Hamburg hat es bis einschließlich Montag insgesamt 2,1 Millionen Impfungen gegeben. 982.948 Menschen gelten als vollständig gegen das Coronavirus immunisiert. Von der Gesamtzahl waren rund 765.000 Impfungen in einer Praxis, das Gros im Impfzentrum, von dessen mobilen Teams, in einem der Krankenhäuser oder beim Betriebsarzt. Oder von den neuen Angeboten. Die gibt es seit Kurzem im Jobcenter, Bürgerhaus oder in den Einkaufszentren von ECE.
Drittimpfungen bei Haus- und Fachärzten
Die für den Herbst geplanten, schrittweise beginnenden dritten Impfungen werden überwiegend die Praxen der Haus- und Fachärzte machen. Die Kassenärztliche Vereinigung bietet unschlüssigen Eltern unter der Telefonnummer 116 117 auch eine Beratung über eine Kinderimpfung an.
KV-Vorstandschef Walter Plassmann sagte: „Wir gehen davon aus, dass die meisten Eltern ihren Haus- oder Kinderarzt konsultieren werden. Für alle anderen bieten wir diese Wege an, damit die Frage, ob ihr Kind geimpft werden soll, rasch und ohne unnötigen Aufwand geklärt werden kann.“ Die KV vermittele aber keine Termine, sondern nur den Kontakt zu einer Praxis für Kinder-Impfungen. Plassmann: „Bei Kindern geht es nicht nur um das Impfen, sondern vor allem um Beratung und Aufklärung.“
Impfdurchbrüche: Wer sich trotzt Impfung mit Corona infiziert
In Hamburg ist die Zahl der „Impfdurchbrüche“ sehr gering. Dennoch gibt es doppelt gegen das Coronavirus geimpfte Menschen, die sich infiziert haben. Bis Anfang August hat die Sozialbehörde 319 Fälle registriert. Im Vergleich zu den zu diesem Zeitpunkt vollständig Geimpften (mehr als 900.000) lag die Quote bei 0,035 Prozent. Wie die Sozialbehörde dem Abendblatt mitteilte, zeige das, „dass eine Corona-Schutzimpfung sehr wirksam ist und in fast allen Fällen verhindert, dass sich überhaupt eine Infektion ergibt“.
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Nach Angaben von Impf-Ärzten verlaufe eine Erkrankung dann zumeist glimpflich. Tatsächlich gibt es – auch außerhalb von Corona – Menschen, die auf eine Impfung wegen eines angeschlagenen Immunsystems nicht oder äußerst schlecht reagieren. Das können chronisch Kranken sein oder auch Krebspatienten. Ihnen würde auch eine sogenannte „Booster“-Impfung nicht helfen, also eine „dritte Spritze“. Auch die Einnahme von Medikamenten kann die Bildung von Antikörpern beeinträchtigen.