Hamburg. Ein junger Mann wurde in Hamburg-Hamm lebensgefährlich verletzt. Wie es zu dem Vorfall kam, sei laut Richterin „völlig verrückt“.

Wenn Mikail M. die Situation Revue passieren lässt, in der er fast einen Menschen getötet hätte, klingt es so, als sei da in seiner Erinnerung nur noch Leere. „Es fühlte sich an, als ob jemand das Licht ausknipst“, erzählt der 24-Jährige.

Doch trotz des vermeintlichen Dunkel, das seine Sinne in diesem Moment umgeben habe, übernimmt der junge Mann die Verantwortung für sein Tun. Ja, er war derjenige, der einen anderen Mann mit mehreren Messerstichen schwer verletzt hat, räumt Mikail M. ein. Es hätte nicht viel gefehlt, und dieser andere wäre wegen dieser Verletzungen gestorben.

Prozess wegen versuchtem Mord und gefährlicher Körperverletzung

Versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten M. im Prozess vor dem Schwurgericht vor. Es geht um eine Auseinandersetzung am Abend des 27. August vergangenen Jahres auf dem Parkplatz eines McDonald's an der Eiffestraße.

Der 24-jährige Mikail M. zog laut Ermittlungen nach einem Gespräch mit dem späteren Opfer Jack H. plötzlich ein Klappmesser und stach damit mehrfach wuchtig auf den gleichaltrigen Mann ein. Dieser erlitt elf tiefreichende Verletzungen im Bereich des Oberkörpers und musste sofort intensivmedizinisch behandelt werden. 14 Tage musste Jack H. in der Klinik bleiben.

Auslöser war laut M. ein Streit im Straßenverkehr

Zum Prozessauftakt schildert der Angeklagte, ein Mann mit Bart und weichen Gesichtszügen, rund eine Dreiviertelstunde lang, wie es zu der fast tödlichen Auseinandersetzung gekommen sei. Hintergrund ist demnach ein Streit im Straßenverkehr, an dem Mikail M. nicht einmal selber beteiligt war — sondern zwei seiner Familienangehörigen.

Nach Darstellung von Mikail M., der sein Geständnis teilweise unter Tränen ablegte, hat seine Schwester am 23. August zusammen mit dem Vater Autofahren geübt, weil sie lange nicht am Steuer gesessen hatte und wieder Erfahrung sammeln wollte. Dabei gerieten die junge Frau und ihr Vater in einen heftigen Streit mit einem Ehepaar in einem anderen Wagen, das sich über das langsame Vorankommen ärgerte.

Mikail M. wollte sich eigentlich aussprechen

Als Mikail M. wenig später von dieser Auseinandersetzung hörte, habe er sich gesorgt, ob die Angelegenheit eskalieren könne, denn der Mann im anderen Auto, so der Angeklagte, habe im Stadtteil Mümmelmannsberg einen sehr zweifelhaften Ruf gehabt.

Also habe er sich mit dem Sohn des Ehepaars in Verbindung gesetzt, um ihn zu einer Aussprache zu bitten. Als die beiden jungen Männer sich schließlich trafen, habe ein Wort das andere gegeben, der Streit sei eskaliert. Und schließlich habe er das Messer gezogen und zugestochen.

Täter und Opfer waren nicht am ursächlichen Streit beteiligt

Die Entstehungsgeschichte dieses fatalen Ereignisses nennt die Vorsitzende Richterin im Prozess „völlig verrückt“. Schließlich handele es sich um einen Streit zwischen zwei Personen, der fast tödlich endete — wegen einer vorangegangenen Auseinandersetzung, mit der weder der spätere Täter noch der Mann, der schwer verletzt wurde, ursprünglich zu tun hatten.

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Und noch etwas ist bei diesem Prozess außergewöhnlich: Nicht nur der Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft, sondern auch sein Opfer ist mittlerweile hinter Gittern. Seit der 24-Jährige mit Spitznamen „Rolex“ aus der Krankenhaus-Behandlung entlassen werden konnte, verbüßt er eine noch offene Haftstrafe wegen Betruges. Der Prozess wird fortgesetzt.