Hamburg. 214 Neuinfizierte in nur einer Woche im Bezirk. Prof. Sailer, ärztlicher Direktor des Bethesda Krankenhauses, ist „in großer Sorge“.

Die Sorgenfalten werden tiefer bei Bergedorfs Gesundheitsexperten: Nach drei Wochen mit erstaunlich wenigen Corona-Neuinfektionen hat die dritte Welle nun auch Bergedorf erfasst – und zwar mit voller Wucht. Nach den am Dienstag von der Gesundheitsbehörde veröffentlichten Bezirkszahlen für die Woche vom 22. bis 29. März liegt Bergedorf jetzt bei einer Corona-Inzidenz von 164 Neuinfizierten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.

Corona-Inzidenz gegenüber der Vorwoche um 64 Prozent gestiegen

Im Vergleich zur Vorwoche, als die Inzidenz im Bezirk noch bei knapp unter 100 lag, ist das ein Anstieg um gut 64 Prozent. Damit liegt Bergedorf nun wieder knapp über den Hamburger Werten, die von 115 am Montag vergangener Woche ebenfalls rasant auf 153,7 am gestrigen Dienstag geklettert sind.

Die Entwicklung trifft die Bezirke der Stadt unterschiedlich stark. Die Zahl der Neuinfektionen geht zwar überall nach oben, doch in der Geschwindigkeit gibt es große Unterschiede. Trauriger Spitzenreiter ist Bergedorf. Nirgendwo sonst in der Stadt zeigt die Corona-Kurve so steil nach oben.

Corona-Patienten des Bethesda Krankenhauses werden immer jünger

Eine Entwicklung, die auch das Agaplesion Bethesda Krankenhaus spürt: „Am Wochenende haben wir sechs Patienten mit schweren Corona-Verläufen aufgenommen – so viele, wie schon lange nicht mehr. Und es sind immer mehr jüngere Erkrankte“, sagte der ärztliche Direktor der Klinik, Prof. Dr. Marco Sailer, gestern. Insgesamt lagen am Dienstag zwölf Patienten mit Covid-19 im Bethesda, drei davon auf der Intensivstation. Das Alter der sechs Männer und sechs Frauen reicht von 41 bis 83 Jahre, wobei fünf unter 70 Jahre alt sind.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Auf die erste April-Hälfte blickt Sailer mit Sorge: „Ich erwarte einen deutlichen Anstieg der Patientenzahlen. Das ist bei Corona erfahrungsgemäß mit ein bis zwei Wochen Verzögerung der Fall.“ Sollte es in der Klinik ein Plus von ebenfalls rund 60 Prozent geben, würde dies das Bethesda an den Rand des Machbaren bringen: „Die zwölf aktuellen Fälle können wir gut versorgen. Steigen die Zahlen aber auf 20 oder drüber, bindet das so viel Personal, dass wir eine andere Station schließen müssen.“

Bezirke Harburg und Mitte haben Hamburgs höchste Inzidenzen

Die neue Inzidenz katapultiert Bergedorf wieder auf Platz drei der am stärksten betroffenen Bezirke Hamburgs. Ganz oben liegt weiterhin der Bezirk Mitte, wo sich die Inzidenz von 165 aus der Vorwoche nochmals um 43 Prozent auf jetzt 236 nach oben schraubte. Große Sorgen bereitet der Gesundheitsbehörde weiterhin auch Harburg mit einer Inzidenz von knapp 208.

Heute will der Senat bekanntgeben, mit welchem Maßnahmen er den aktuellen Lockdown verschärfen will, um die dritte Corona-Welle zu brechen. Als wahrscheinlich gilt, dass es von Karfreitag an zu nächtlichen Ausgangssperren kommen wird. Die Kitas werden vermutlich wieder auf Notbetreuung umstellen müssen.