Hamburg. Spica und Arktur leuchten am Sternenhimmel über der Stadt im Mai. Von einer Mondfinsternis ist bei uns nur die Anfangsphase zu sehen.

Der Wonnemonat Mai bietet uns nur ein kurzes Zeitfenster zur nächtlichen Himmelsbeobachtung: Erst gegen 23 Uhr erkennen wir die Sterne in den hellen Mainächten. Im Nordwesten funkelt horizontnah der Stern Kapella im Fuhrmann, und weiter „links“ im Westen können wir auch Prokyon, den hellsten Stern im „Kleinen Hund“, tief am Horizont finden. Es sind dies die letzten Relikte des Winterhimmels – zu dem auch noch die beiden leuchtschwächeren Zwillingssterne Kastor und Pollux zählen, die zwischen Procyon und Kapella über dem Westhorizont funkeln.

Der zunehmende Mond hat dort seinen ersten Abendauftritt. Ab 3. Mai schält er sich etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang am Westhorizont aus der Abenddämmerung. Bis zum 6. Mai pirscht er sich an die Zwillingssterne Kastor und Pollux heran und zieht in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai südlich an Pollux vorbei.

Nachthimmel: Sommersternbilder zeigen sich im Osten

Auf der anderen Himmelsseite, im Osten, zeigen sich spätabends schon die Sommersternbilder: Das Sternbild Herkules folgt dem Bärenhüter, und die nördlichsten Sterne des Sommerdreiecks, die helle Wega in der Leier und Deneb im Schwan, steigen im Nordosten herauf. Auf der Verbindungslinie von der Riesensonne Arktur im Süden zur bläulich-weißen Wega im Osten stoßen wir zunächst auf den halbkreisförmigen Sternenbogen der „Nördlichen Krone“ und weiter Richtung Wega auf das trapezförmige Herzstück des Herkules.

Hoch über unseren Köpfen „fährt“ der „Große Wagen“ nun bereits zu Beginn der Nacht durch den Zenit. Die sieben Sterne dieser Figur dienen uns als Wegweiser zu den beiden hellsten Sternen des Frühlings: Folgen wir dem Schwung der Wagendeichsel, so gelangen wir zunächst zu dem gelb-orangen Stern Arktur, dem hellsten Fixstern am Frühlingshimmels. Ziehen wir den Himmelsbogen von der Deichsel noch etwa ebenso weit über Arktur hinaus, so gelangen wir im Südosten zum bläulichen Hauptstern der Jungfrau, der Spica.

Mai-Vollmond heißt auch „Blumenmond“

Das Sternbild Jungfrau ist das größte Sternbild im Tierkreis. Diese ausgedehnte Himmelsregion ist jetzt abends gut platziert im Süden. Es ist – mit Ausnahme von Spica – arm an helleren Sternen. Neben der Spica zeigt sich einmal pro Monat der Mond, diesmal in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai. Danach zieht er weiter in das sich östlich anschließende Tierkreissternbild Waage. Südlich von Beta und „links“ von Alpha in der Waage erreicht der Mond in den Morgenstunden des 16. Mai die Vollmondstellung.

Der Sternenhimmel im Mai.
Der Sternenhimmel im Mai. © Katja Frauenkron/Thomas Kraupe | Unbekannt

Dieser Mai-Vollmond trägt den Beinamen „Blumenmond“, denn auf der Nordhalbkugel unseres Planeten markiert er die Blütezeit der Natur. Diesmal ereignet er sich nahe dem „absteigenden Knoten“ , also dem Punkt der Mondbahn um die Erde, an dem unser Trabant die Erdbahnebene südwärts kreuzt. Daher wandert dieser Vollmond durch den Erdschatten, und es kommt zur ersten „Totalen Mondfinsternis“ in diesem Jahr.

Parade wird von Saturn

Leider ist von diesem „kosmischen Schattenspiel“ in Mitteleuropa allenfalls die erste Phase zu sehen. Nur jenseits des Atlantiks, rund um Südamerika und einen Großteil Nordamerikas können die Menschen ab 5 Uhr 29 verfolgen, wie die Mondkugel in den Erdschatten eintaucht. Bei uns kann man in den Morgenstunden des 16. Mai bei klarer Sicht zum Südwesthorizont gerade noch verfolgen, wie die östliche Mondseite allmählich vom Erdschatten „angeknabbert“ wird, bevor der Vollmond das Feld räumen muss und der Sonne Platz macht.

Die sichtbaren Planeten im Mai.
Die sichtbaren Planeten im Mai. © Unbekannt | Katja Frauenkron/Thomas Kraupe

In der beginnenden Morgendämmerung zeigt sich entlang des Osthorizonts eine Parade der Planeten. Angeführt wird sie von Saturn, dem fernsten Planeten. Zur Monatsmitte taucht der Ringplanet bereits gegen 3 Uhr morgens am Südost­horizont auf. Er wandert gemächlich im Sternbild Steinbock. Etwa eine halbe Stunde später folgt weiter „links“ davon im Wassermann der rötliche Mars. Beide Planeten haben Mühe, sich gegen die heller werdende Morgendämmerung zu behaupten, bevor die beiden hellsten Planeten Venus und Jupiter die Himmelsbühne betreten.

Nachthimmel: Mars und Jupiter bilden ein ungleiches Paar

Zu Monatsbeginn bildet der helle „Morgenstern“ Venus mit dem weit dahinter im Planetensystem stehenden Jupiter von uns aus gesehen noch ein enges Paar, doch im Laufe des Monats bleibt der langsamere, ferne Jupiter zurück, während die schnelle, sonnennahe Venus ihm und unserer Erde enteilt.

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Mars verfolgt Jupiter und holt ihn im Laufe des Monats ein. Daher verändert sich im Laufe des Monats die Konfiguration der Planeten in der Morgendämmerung dramatisch. Und auch der Mond spielt mit und steht am 22. Mai in der Morgendämmerung unterhalb von Saturn. Am 25. Mai gesellt sich der abnehmende Mond zu Jupiter und Mars. Am 27. Mai verabschiedet sich die Mondsichel in der hellen Morgendämmerung im Osten. Am 29. Mai zieht Mars im Sternbild Fische an Jupiter vorbei. Die beiden bilden ein ungleiches Paar: Mars ein nur 225 Millionen Kilometer entfernter „Felszwerg“ (etwa halb so groß wie unsere Erde), Jupiter ein fast viermal so weit von uns entfernter „Gasriese“ (elfmal so groß wie unsere Erde).