Hamburg. Sperrstunde und Alkoholverbot in Szenevierteln bleiben aber vorerst. Inzidenz sinkt auf 15,1 – in Hamburg-Mitte liegt sie deutlich höher.

Sie gilt zwar nur an wenigen, hochfrequentierten Orten in Hamburg, hatte angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen zuletzt aber immer häufiger für Unmut gesorgt – die Maskenpflicht im Freien. Am Dienstag hat der rot-grüne Senat nun beschlossen, auch diese Regelung aufzuheben, und zwar „noch vor dem Wochenende“, wie Senatssprecher Marcel Schweitzer in der Landespressekonferenz sagte, ohne ein konkretes Datum zu nennen.

Ausnahmen sollen nur für Wochenmärkte gelten, weil es dort in der Regel sehr eng ist, so Schweitzer. Zudem bleibe es bei dem Grundsatz, „dass Masken überall dort im öffentlichen Raum zu tragen sind, wo es besonders eng ist“. Die Einschätzung, wo das der Fall ist, überlasse man künftig aber den Bürgern. Fest definierte Gebiete, etwa in der Innenstadt, wo ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen ist, gibt es nicht mehr. „Wir verzichten darauf, die Mönckebergstraße am Sonnabend von 10 bis 18 Uhr mit einer Maskenpflicht zu belegen und setzen darauf, dass die Bürger selbst erkennen, was nötig ist“, so der Senatssprecher.

Corona in Hamburg: Maskenpflicht im Freien wird aufgehoben

In Innenräumen von Geschäften und öffentlichen Gebäuden bleibe die Maskenpflicht hingegen vorerst bestehen, betonte Schweitzer – denn hier sei die Ansteckungsgefahr erheblich größer als im Freien, wo die Aerosole in der Regel vom Wind zerstreut werden. Das gelte auch für öffentliche Verkehrsmittel. In Bussen und Bahnen müsse weiter eine FFP2-Maske getragen werden. Über eventuelle Lockerungen würden die Verkehrsminister der Länder aber noch diese Woche beraten.

Auch der Senat bereite derzeit weitere Öffnungsschritte, etwa bei den Kontaktbeschränkungen, der Testpflicht bei bestimmten Anlässen, für private Treffen oder Veranstaltungen vor. „Wir informieren darüber, sobald die Details feststehen“, sagte Schweitzer. Grundsätzlich bleibe man dabei, das Infektionsgeschehen zu beobachten und dann – bei positivem Verlauf – alle zehn bis 14 Tage einen weiteren Schritt zu gehen.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch: Die abendliche Sperrstunde für das Schanzen- und andere Szeneviertel am Wochenende bleibt vorerst ebenso bestehen wie das Alkoholkonsum- und Mitführverbot in bestimmten Vierteln am Abend. Diese Maßnahmen hätten sich „bewährt“, so Schweitzer. „Deshalb halten wir vorerst daran fest.“

Corona-Inzidenz in Hamburg: Erhebliche Unterschiede in Bezirken

Am Dienstag wurden in Hamburg 37 Neu-Infektionen registriert – 16 weniger als eine Woche zuvor. Die Inzidenz, die die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, sank dadurch leicht von 15,9 auf 15,1. Dass der Wert seit zwei Wochen kaum noch sinkt und sich zwischen 15 und 20 einpendelt, bereite dem Senat keine Sorgen, sagte Schweitzer.

Er verwies auf die Worte von Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD): Es komme nicht darauf an, dass die Inzidenz beständig falle, sondern dass sich die Lage stabilisiere. Das sei trotz der vielen Lockerungen der vergangenen Wochen der Fall, daher könne man sich den Wegfall der Maskenpflicht im Freien leisten. Schweitzer mahnte allerdings auch, sich weiter an die AHA-Regeln zu halten: „Das Risiko ist nicht weg, sondern noch da – aber wir haben es ein Stück weit beherrscht.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Nach Bezirken betrachtet, fällt auf, dass es immer noch erhebliche Unterschiede gibt, aber auf einem insgesamt niedrigen Niveau: So liegt die Inzidenz in Hamburg-Mitte noch bei 28,1, in Eimsbüttel dagegen schon bei 10,1. Die Bezirke Altona (16,7), Bergedorf (16,2), Harburg (15,4), Wandsbek (13,4) und Hamburg-Nord (12,4) liegen alle leicht über oder unter dem gesamtstädtischen Wert.

Rund 842.500 Personen haben in Hamburg eine Corona-Schutzimpfung erhalten

Diese Unterschiede prägen auch die Langzeitbetrachtung: Seit Beginn der Pandemie vor rund 15 Monaten haben sich im Bezirk Mitte pro 100.000 Einwohner 5804 Menschen mit Corona infiziert – im Bezirk Eimsbüttel dagegen nur 3065, also gut halb so viele. Dazwischen liegen Harburg (4818), Bergedorf (3999), Wandsbek (3997), Altona (3702) und Nord (3196). Die meisten Experten führen diese Differenzen auf soziale Faktoren zurück: In Mitte und Harburg ist das durchschnittliche Lohnniveau niedriger als in Eimsbüttel oder Nord, und es arbeiten mehr Menschen in Dienstleistungsberufen, die kein Homeoffice ermöglichen und das Abstandhalten erschweren.

Rund 842.500 Personen haben in Hamburg nach Angaben des Senats bereits eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Etwa 477.000 von ihnen sind vollständig geimpft – das sind gut 25 Prozent der Bevölkerung. Von den über 60-Jährigen haben sogar schon 79 Prozent mindestens eine Schutzimpfung erhalten. In den Hamburger Krankenhäusern werden derzeit noch 53 Covid-19-Patienten stationär behandelt, darunter 13 Fälle aus dem Umland. 33 von ihnen sind so schwer erkrankt, dass sie auf einer Intensivstation betreut werden müssen.