Hamburg. Der erste Fall in Hamburg: Eine Geimpfte kommt mit Venenthrombose in Klinik. Neue Lockerungen vom 11. Juni an geplant.

Die Ärzte im Krankenhaus stellten sofort die richtigen Fragen: Wann sind Sie geimpft worden? Womit? Bei einer Frau ist in einer Hamburger Klinik von Asklepios eine sogenannte Sinusvenenthrombose diagnostiziert worden. Dieses Blutgerinnsel im Hirn wurde nach einer Impfung mit dem Wirkstoff von Astrazeneca festgestellt. Dank einer schnellen Diagnose und Behandlung gehe es der Patientin wieder gut, teilte Askle­pios dem Abendblatt mit.

Es war der erste, extrem seltene Fall einer bereits dokumentierten Nebenwirkung des Vakzins aus dem Hause des britisch-schwedischen Herstellers in Hamburg. Weltweit waren einige Fälle bei Frauen aufgetreten. Ihre Zahl war aber gemessen an der Gesamtzahl der folgenlos verimpften Dosen von Astrazeneca so gering, dass der Impfstoff nach wie vor als sicher gilt. Im Hamburger Impfzentrum ist dazu kein Fall bekannt.

Corona-Pandemie: Neue Lockerungen in Hamburg

Dort wurden von rund 800.000 Impfkandidaten etwa 125.000 mit Astrazeneca geimpft. Der Sprecher der medizinischen Leiter im Impfzentrum, Dr. Dirk Heinrich, sagte dem Abendblatt: Die gravierendsten medizinischen Folgen seien allergische Reaktionen gewesen. Auch aus den Messehallen hätten Impfkandidaten ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Die Ärzte im Impfzentrum wüssten, dass es in extrem seltenen Fällen zu heftigen Reaktionen kommen könne. Darauf sei man vorbereitet.

Da die Zahl der Neuinfektionen auf einem stabil niedrigen Niveau verharrt, gelten seit Freitag in Hamburg neue Lockerungen. Die Innengastronomie öffnete – unter Auflagen. Hier gilt eine Sperrstunde von 23 bis 5 Uhr, die Hygiene-, Abstands- und Kontaktnachverfolgungsregeln (Papierdokumentation oder Luca-App) greifen. Gibt es keine Möglichkeit, den Tischabstand von 1,50 Metern einzuhalten, müssen Trennwände in Restaurants und Hotels gestellt werden. Die Zahl der Personen aus mehreren Haushalten darf fünf nicht überschreiten (Kinder bis 14 werden nicht mitgezählt). Stehplätze, also im Barbereich zum Beispiel, sind nicht erlaubt. Voraussetzungen für die Öffnung sind Schnelltests des Personals zweimal die Woche, für Gäste ein Test, der nicht älter als 24 Stunden sein darf (PCR-Test bis 48 Stunden). Die Maskenpflicht gilt nur am Tisch nicht.

Alkoholverbot in der Schanze und auf St. Pauli

In Hamburg gilt vorerst weiter, dass alkoholische Getränke aus Gastronomiebetrieben zwar verkauft werden dürfen, davor aber nicht unmittelbar verzehrt. An ausgewählten Straßen im Schanzenviertel und auf St. Pauli ist der Alkoholausschank zwischen 23 und 6 Uhr verboten. Kioske und Supermärkte dürfen zwischen 20 Uhr und 6 Uhr keinen Alkohol verkaufen (gilt nicht für Anwohner). Alkohol darf nicht mitgeführt werden.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Am kommenden Freitag, 11. Juni, sollen weitere Lockerungsschritte in Kraft treten. Dazu gehört eine 100-Prozent-Auslastung der Hotels. Hygieneregeln müssen weiterhin eingehalten werden. Großveranstaltungen dürfen wieder stattfinden, im Theater ist eine Sitzplatzanordnung im „Schachbrettmuster“ erlaubt. Der Besuch von Saunen und Wellness-Einrichtungen sowie die Prostitution sollen wieder erlaubt werden.

Corona in Hamburg: „Die aktuelle Lage ist erfreulich"

Die Chef-Infektiologin Prof. Marylyn Addo (UKE) sagte dem Abendblatt angesichts niedriger Inzidenzen und einer guten Impfquote: „Die aktuelle Lage ist erfreulich. Die Zahlen sinken weiter, immer mehr Menschen werden geimpft. Gleichzeitig darf man aber nicht unvorsichtig werden, denn die Pandemie ist noch nicht vorbei.“ Deshalb appellierte sie an die Disziplin: „Das Infektionsgeschehen hängt vor allem auch vom Handeln jedes Einzelnen ab. Wir dürfen nicht unvorsichtig werden oder uns in falscher Sicherheit wiegen, andere Länder haben diese Erfahrung schon machen müssen.“

Weltärzte-Präsident Prof. Frank Ulrich Montgomery sagte dem Abendblatt: Dank der Masken seien auch im Winter die Grippe-Epidemie ausgefallen und Erkältungskrankheiten wie virale Magen-Darm-Infektionen „massiv reduziert“ worden. „Ich werde also weiter eine Maske in bedrängten Situationen tragen!“ Montgomery setzt darauf, dass nach der Schließung der Impfzentren die Haus- und Fachärzte „routiniert, pro­blemlos und patientenorientiert“ impfen können, wenn ausreichend Impfstoff vorhanden ist.