Hamburg. Das Unternehmen muss auf seinen Flaschen vor geringem Zuckergehalt warnen. Nun hat es eine Umfrage dazu in Auftrag gegeben.

Seit zwei Jahren kämpft der Hersteller von Lemonaid gegen den Vorwurf, dass seine Limonade zu wenig (!) Zucker enthalte. Was 2019 mit einem Brief von Verbraucherschützern begann, ist inzwischen ein Fall vor der Lebensmittelbuchkommission – in der sitzen auch Vertreter von großen Getränkeherstellern. Und die haben offensichtlich wenig Interesse, den Zuckergehalt in Limonaden zu reduzieren.

„Der ganze Wahnsinn hat vor zwei Jahren begonnen“, sagt Lemonaid-Erfinder Paul Bethke im Abendblatt-Podcast „Entscheider treffen Haider. Damals bekam seine Firma, die auch die Marke Charitea, Eistee mit wenig Zucker, vertreibt, einen Brief vom Verbraucherschutz aus Hamburg: „Darin wurden wir aufgefordert, entweder den Zuckergehalt von Lemonaid zu erhöhen oder es nicht mehr als Limonade zu verkaufen“, so Bethke.

Zu wenig Zucker bei Lemonaid: Kunden beschweren sich nie

Damals galt in Deutschland die Regel, dass Limonaden mindestens sieben Gramm Zucker pro 100 Milliliter (!) enthalten müssen. „Wir kannten diese Vorschrift nicht, und wir konnten gar nicht glauben, dass eine Mindestmenge an Zucker vorgeschrieben ist.“ Zumal sich nie eine Kunde darüber beschwert habe, dass Lemonaid zu wenig Zucker enthalte. Das Hamburger Unternehmen suchte das Gespräch mit den Hamburger Verbraucherschützern, und als es keine Einigung gab, ging man mit dem Fall an die Öffentlichkeit – und dachte, damit wäre alles erledigt.

Tatsächlich ließen die Verbraucherschützer Lemonaid aber nur ein gutes Jahr in Ruhe. Dann kam das nächste Schreiben – diesmal aus Bonn. Schließlich nahm sich die Lebensmittelbuchkommission der Zucker-Frage an, „da sitzen auch Lobbyvertreter drin, jemand von Coca-Cola zum Beispiel“, sagt Bethke.

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Lemonaid musste Warnhinweis auf Flaschen drucken

Lemonaid-Vertreter nahmen an elf Sitzungen teil, am Ende gestattete die Kommission tatsächlich, dass sich ein Getränk, dass weniger als sieben Prozent Zucker enthält, Limonade nennen darf. Die Bedingung: Auf der Flasche muss ein Warnhinweis stehen, „das heißt, man muss kenntlich machen, dass die Limonade zu wenig Zucker enthält, damit der Verbraucher nicht in die Irre geführt wird“, so Bethke.

Seine Firma hat inzwischen eine repräsentative Umfrage zu dem Thema in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Niemand gehe davon aus, dass in einer Limonade eine Mindestmenge an Zucker ist, die Mehrheit fordere im Gegenteil klare Obergrenzen. „Trotzdem findet die Kommission die Warnhinweise wichtig, es ist mit klarem Menschenverstand nicht zu verstehen“, sagt Bethke. Er verkauft seine Produkte inzwischen in 17 Länder, in 16 gibt es mit dem geringen Zuckeranteil kein Problem …

Zuckerstreit trifft Lemonaid ausgerechnet in der Corona-Krise

Lemonaid trifft der Zuckerstreit übrigens zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen hat bisher 80 Prozent seines Absatzes über die Gastronomie gemacht, entsprechend katastrophal seien die Rückgänge in der Pandemie.

„Wenn wir 2019 nicht ein herausragend gutes Jahr gehabt hätten, in dem wir Rücklagen bilden konnten, und wenn es Kurzarbeit und die Hilfsgelder nicht gebe, wäre es das für uns gewesen“, sagt Bethke.