Hamburg. Nach Schulmassaker räumte Polizei in Texas schweres Versagen ein. In Hamburg gibt es für solche Polizeieinsätze ein festes Schema.
90 lange Minuten wartete die Polizei, bevor sie im texanischen Uvalde die Grundschule stürmte. Zu dem Zeitpunkt hatte der 18 Jahre alte Amokläufer bereits 21 Menschen, darunter 19 Kinder, erschossen. Auch wenn viele Menschen eine solche Tat für in Hamburg undenkbar halten – die Polizei Hamburg ist darauf vorbereitet, so ein Massaker zu verhindern. Das sogenannte Amokkonzept sieht vor, dass die ersten eintreffenden Beamten sofort mit dem Ziel eingreifen, den Täter auszuschalten.
Es ist kaum zu glauben. Für die Hamburger Polizei wäre ein Amoklauf ein „Routineeinsatz“, der nach einem festen Schema verlaufen würde. „Die genauen Pläne dafür liegen in der Schublade“, sagt ein Beamter.
So will die Polizei Hamburg bei einem Amoklauf handeln
Geführt und bewertet würde ein solcher Einsatz vom Polizeiführer vom Dienst im Polizeipräsidium. In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Einsätze, bei denen von einem drohenden Amoklauf ausgegangen wurde. Zuletzt passierte das Mitte Mai an der Stadtteilschule Süderelbe in Neugraben. Weil es Hinweise auf einen bewaffneten Schüler gab, aber in der Schule noch nicht geschossen worden war, wurde der Einsatz zunächst als eine „lebensbedrohliche Einsatzlage“ eingestuft. Darüber gibt es nur noch die Einsatzlagen „Amoklauf“ und „Terroranschlag“.
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In diesen Fällen wird eine „BAO“, eine „Besondere Aufbauorganisation“ eingerichtet, bei der klar festgelegt ist, welche Polizeikräfte wofür eingesetzt werden. Kern ist der Abschnitt „Gefahrenbereich“, der eigentliche Tatort. Gibt es Hinweise, dass der Täter bereits schießt, dringen die ersten eintreffenden Polizisten sofort in die Schule ein, um den Amoklauf mit allen Mitteln zu beenden. „Search and destroy“, suchen und zerstören wird es intern genannt.
Hamburger Polizei für Amoklagen massiv ausgerüstet
Die Hamburger Polizei wurde deshalb in den vergangenen Jahren gezielt für solche Lagen ausgerüstet. Neben Maschinenpistolen und beschusssicheren Helmen haben die Peterwagen bereits seit 2016 kugelsicheren Westen an Bord, die selbst vor Kugeln aus Langwaffen und Gewehren schützen.
Weitere Einsatzabschnitte sind „Umfeldsicherung“, bei dem es darum geht, eine äußere Absperrung aufzubauen, die verhindert, dass jemand in den Gefahrenbereich gerät oder der Täter flieht. Im Einsatzabschnitt „Betreuung“ werden Beamte sich um Angehörige von Schülern kümmern, die, auch durch die Verbreitung solcher Vorfälle über soziale Medien, schnell zur Schule kommen. Die Beamten sind auch dafür zuständig, Schüler, die aus der Schule flüchten oder gerettet werden, zu erfassen und zu betreuen. Die Kripo beginnt schon vor Ort damit, erste festgestellte Zeugen zu vernehmen.
Amoklage: Wann in Hamburg das SEK zum Einsatz kommt
Der Einsatzabschnitt „Verkehr“ ist für umfangreiche Straßensperrungen und Umleitungen im Umfeld des Tatortes zuständig. Eine wichtige Aufgabe nimmt auch der Einsatzabschnitt „Öffentlichkeitsarbeit“ ein. Dabei geht es nicht nur um die Betreuung von Medien, die bei einer solchen Einsatzlage in großer Zahl vor Ort sind oder Anfragen per Telefon oder Email stellen. Die Beamten dieses Abschnitts informieren die Öffentlichkeit auch über eigene Kanäle, insbesondere soziale Medien.
Bleibt es bei einem Einsatz bei einer „lebensbedrohlichen Einsatzlage“, wurde also noch nicht geschossen, bleiben die Polizisten vor der Schule. In dem Fall wird das SEK, das Spezialeinsatzkommando der Polizei eingesetzt. Die Beamten, die speziell ausgerüstet und trainiert sind, durchsuchen dann Raum für Raum die gesamte Schule und das Schulgelände.
Hamburger Polizei: Auch die Schulen haben ein Amokkonzept
Gleichzeitig gibt es ein Amokkonzept vonseiten der Schulen. Es sieht vor, dass sich Lehrer und Schüler in den Klassenräumen verbarrikadieren, die zuvor von innen verschlossen wurden. Die Lehrer haben dafür Schlüssel.
„Lebensbedrohliche Einsatzlagen“ gab es in Hamburg immer wieder. In der Regel waren es Einsätze, die im Zusammenhang mit Schulen standen, wenn im Umfeld Schüler oder andere Personen mit Waffen aufgefallen waren. Eine tatsächliche Amok- oder Terrorlage an Schulen gab es in Hamburg bislang nicht.
Die Polizei versucht, gerade wenn die Einsätze mutwillig oder fahrlässig ausgelöst wurden, den Verursacher zu ermitteln und diesen auch für die entstandenen Kosten haftbar zu machen.