Hamburg. Der Tag im Überblick: Fast jedes sechste Lokal in Hamburg von Insolvenz bedroht. Uni im Norden will Studenten Vollbart verbieten.

Die Corona-Lage in Hamburg und Schleswig-Holstein scheint derzeit stabil zu sein, die Inzidenz in der Hansestadt war am Donnerstag merklich von 1758 auf etwa 1658 gesunken. Gleiches gilt mit leichten Schwankungen für die Situationen in den Krankenhäusern. Daher sind erste Lockerungen beschlossen worden, die im nördlichsten Bundesland bereits seit Mittwoch gelten. Hamburg zieht am Wochenende nach: Dann fällt die 2G-Regel im Einzelhandel weg.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier geht es zu den aktuellen Corona News für Hamburg und den Norden.

Lange mit anderen Patienten in Wartezimmern beim Arzt sitzen? In Corona-Zeiten sicher keine gute Idee. Videosprechstunden können in vielen Fällen eine Alternative sein. Und so erlebt die Telemedizin derzeit einen riesigen Schub. Alle Infos in unseren Corona News für den Norden.

Die Corona-News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 10. Februar 2022:

  • Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt auf 823,9
  • Inzidenzen bei Schülern sinken: "Zeichen der Hoffnung"
  • Weiter drei Corona-Tests für Schüler in Schleswig-Holstein
  • Irre Corona-Regel: Uni Greifswald will Studenten Vollbart verbieten
  • Pistorius: Polizei soll Davidsterne mit Aufschrift „ungeimpft“ ahnden
  • Schleswig-Holstein wieder mit niedrigster Inzidenz der Bundesländer
  • Deutlich weniger Corona-Fälle: Inzidenz in Hamburg sinkt weiter
  • Fast jedes sechste Lokal in Hamburg von Insolvenz bedroht
  • Althusmann fordert Umsetzungsregeln bei berufsbezogener Impfpflicht
  • Corona beschert Telemedizin Boom – vor allem Psychotherapien
  • Labor Nordlab mit PCR-Tests beansprucht – doppelt so viele wie 2021
  • Terminbuchung für zweite Booster-Impfung im Norden nun möglich
  • Fünf weitere Corona-Tote in Schleswig-Holstein

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt auf 823,9

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist am Donnerstag auf 823,9 gesunken. Das geht aus den Daten der Landesmeldestelle in Kiel vom Donnerstagabend hervor. Es ist der niedrigste Wert seit Mitte Januar. Vor einer Woche hatte die Zahl der bestätigten Infektionsfälle je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen noch bei 908,0 gelegen, am Mittwoch bei 862,7.

Schleswig-Holstein hat nach den Daten des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen wieder die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz unter den Bundesländern. Das RKI gab den Wert für den Norden mit 863,1 an. Fast alle anderen Bundesländer - außer Thüringen - haben derzeit vierstellige Inzidenzen. Zum Jahreswechsel hatte das frühere Corona-Musterland Schleswig-Holstein in der Omikron-Welle seine Spitzenposition zwischenzeitig verloren. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Donnerstagmorgen bei 1465,4.

In Schleswig-Holstein wurden am Donnerstag 4107 bestätigte Neuinfektionen gemeldet - eine Woche zuvor waren es 5290. Die Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der in Krankenhäuser neu aufgenommenen Patienten mit Corona je 100 000 Menschen innerhalb einer Woche, stieg leicht auf 5,26. Eine Woche zuvor lag sie bei 5,36. 332 Patienten lagen mit Corona in Krankenhäusern. Am Donnerstag zuvor waren es 302.

Auf Intensivstationen lagen 48 Corona-Patienten; eine Woche zuvor waren es 43. Von ihnen werden derzeit 31 beatmet. Binnen eines Tages wurden erneut fünf weitere Corona-Todesfälle gemeldet. Die Zahl der in Schleswig-Holstein bisher an oder mit dem Coronavirus Gestorbenen stieg damit auf 2029. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz wurde weiterhin für die Städte Neumünster (1435,5), Flensburg (1174,2) und Lübeck (1058,2) sowie den Kreis Stormarn (1033,5) gemeldet - in den anderen Kreisen und in Kiel liegt der Wert unter 1000. Am niedrigsten war der Wert im Kreis Nordfriesland (585,1).

Inzidenzen bei Schülern sinken: "Zeichen der Hoffnung"

Schulsenator Ties Rabe (SPD) nennt es ein "Zeichen der Hoffnung": Erstmals seit Anfang des Jahres hat die Anzahl der infizierten Schülerinnen und Schüler in Hamburg wieder abgenommen.

Erstmals seit Wochen hat die Anzahl der infizierten Schülerinnen und Schüler in Hamburg wieder abgenommen (Symbolbild).
Erstmals seit Wochen hat die Anzahl der infizierten Schülerinnen und Schüler in Hamburg wieder abgenommen (Symbolbild). © picture alliance/dpa/CTK/Josef Vostarek | Unbekannt

In der Woche vom 31. Januar bis 6. Februar 2022 meldete das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt (HU) in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen von fünf bis neun Jahren 4092 Infektionen (Inzidenz: 4665 / Vorwoche: 5469) und in der Altersgruppe von zehn bis 19 Jahren 5928 Infektionen (Inzidenz: 3642 / Vorwoche: 4443), wie die Schulbehörde mitteilte. Im selben Zeitraum wurden von den Schulen 329 Infektionen von Schulbeschäftigten gemeldet.

"Der Höhepunkt der Infektionswelle scheint auch im schulischen Bereich überwunden. Das lässt mich hoffen. Wenn die Inzidenzzahlen weiter zurückgehen, können erste Sicherheitsmaßnahmen an den Schulen auf den Prüfstand. Aber soweit ist es zurzeit noch nicht", so Rabe.

Weiter drei Corona-Tests für Schüler in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holsteins Schüler müssen sich in den kommenden Wochen weiter dreimal in der Woche auf das Coronavirus testen. „Wir ermöglichen mehr Normalität, aber mit Augenmaß“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtags. Die Regierung werde die Maskenpflicht und die erhöhte Testfrequenz bis 13. März verlängern.

Die tägliche Testpflicht für fünf Schultage bei einem Infektionsfall in der Lerngruppe soll künftig aber bereits dann enden, wenn die betreffende Schülerin oder der Schüler einen negativen Antigenschnelltest in einem Testzentrum gemacht hat. PCR-Tests seien nicht mehr in allen Fällen eines positiven Antigentests der Standard, sagte Prien.

Die erhöhte Testfrequenz soll in Schleswig-Holstein bis 13. März verlängert werden (Symbolbild).
Die erhöhte Testfrequenz soll in Schleswig-Holstein bis 13. März verlängert werden (Symbolbild). © picture alliance/Fotostand | Unbekannt

Die CDU-Politikerin zog ein positives Fazit des ersten Schulhalbjahres. „Den Schulen gelingt es, den Schülerinnen und Schülern ein weitgehend normales Schulleben zu ermöglichen, trotz aller Herausforderungen, vor die uns die Pandemie stellt.“ Der Präsenzunterricht sei im Verlauf der vergangenen Woche nur an 12 Schulen eingeschränkt gewesen. „Das sind nur noch halb so viele Schulen wie in der Woche davor und entspricht einem Anteil von etwa 1,3 Prozent aller Schulen.“ 

Nach Priens Darstellung ist in manchen Bereichen wieder mehr Unterrichtsnormalität möglich. Im Musikunterricht sei das Singen ab kommender Woche wieder erlaubt, bei Abstand sogar ohne Maske. Musizieren mit Blasinstrumenten ist ebenfalls wieder möglich. Im Sportunterricht sind laut Ministerium - unter Einhaltung der Hygieneregeln – wieder Wettbewerbe möglich, außerdem mehr Sportarten bei Ballspielen.

Irre Corona-Regel: Uni Greifswald will Studenten Vollbart verbieten

Die Universitätsmedizin in Greifswald hat ihre Studenten in der Klinik zum Verzicht auf Vollbärte aufgefordert mit Verweis auf den festen Sitz von Corona-Masken und damit für Wirbel gesorgt. Nach einer entsprechenden E-Mail an Studierende berichteten auch überregionale Medien. Das Schreiben enthielt eine Abbildung von vielen Bartformen und Hinweise, bei welchen Bärten die Schutzwirkung der Maske unzulässig nachlässt und welche okay sind. Neben einer glatten Rasur gelten nach der Grafik, die von der US-Gesundheitsbehörde CDC stammt, diverse Schnurrbärte als geeignet. Stoppelbärte dagegen werden als schlecht für den Corona-Schutz per Maske eingestuft.

Ende Januar seien die Studenten, die während ihres Studiums in die Klinik in Greifswald kommen, mit dieser Mail erneut erinnert worden, für eine dicht anliegende Mund-Nase-Bedeckung zu sorgen, bestätigte der Chef des Krisenstabs der Uni-Medizin, Klaus Hahnenkamp. „Studierende, die keine dicht anliegende Maske tragen, sind durch die verantwortliche Kursleitung vom Unterricht auszuschließen.“ Die Studierenden hätten schließlich Patientenkontakt.

Viele Bärte werden als schlecht für den Corona-Schutz per Maske eingestuft (Symbolbild).
Viele Bärte werden als schlecht für den Corona-Schutz per Maske eingestuft (Symbolbild). © imago/Shotshop | Unbekannt

„Im Klinikbereich sind Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte unvermeidbar“, erläuterte Hahnenkamp mit Blick auf die Sicherheit aller in der Klinik. „Hygiene geht vor, so sind beispielsweise auch lange Fingernägel nicht gestattet.“ Die Regeln gelten laut Hahnenkamp aber für alle Mitarbeitenden in der Klinik. Bei Patientenkontakt sei das Tragen einer FFP2-Maske für alle Pflicht. „Selbstverständlich meint dies, das Tragen einer dicht anliegenden FFP2-Maske.“

In der Mail wird auf das Arbeitsschutzgesetz verwiesen. Daraus ergäben sich Pflichten für die Beschäftigten. Auch versicherungstechnische Fragen spielten eine Rolle. Andernfalls könne es im Infektionsfall zu Regressansprüchen gegen den Arbeitgeber kommen.

Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, Uwe Borchmann, kannte nach eigener Aussage bisher keine entsprechenden Bart-Regeln an anderen Kliniken. Die Studienlage weise allerdings darauf hin, dass Bärte die Effektivität einer FFP2-Maske deutlich einschränken könnten.

Pistorius: Polizei soll Davidsterne mit Aufschrift „ungeimpft“ ahnden

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat ein striktes Vorgehen gegen das Tragen von Davidsternen mit der Aufschrift „ungeimpft“ auf Demonstrationen angemahnt. Die Polizeibehörden und Versammlungsbehörden seien per Erlass angewiesen worden, das Tragen dieser Symbole konsequent zu unterbinden und bei derartigen Vorkommnissen entsprechende Strafmaßnahmen einzuleiten, teilte das Ministerium am Mittwoch mit.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (Archivbild).
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (Archivbild). © imago/Fotostand | Unbekannt

Das Tragen des Davidsterns oder daran angelehnter Symbole sei eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und eine Verachtung der Millionen Opfer, sagte Pistorius: „Vor dem Hintergrund der Gräueltaten unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ist es unerträglich, dass bei öffentlichen Meinungskundgebungen diese abscheulichen Symbole verwendet werden, die seinerzeit Kennzeichen einer systematischen Vernichtung von Millionen Menschen waren.“

Bereits vor zwei Jahren habe das Landespolizeipräsidium die Polizei- und Versammlungsbehörden für das Thema sensibiliert, hieß es vom Ministerium. Das Tragen von Davidsternen oder daran angelehnter Symbole mit Aufschriften wie „ungeimpft“ oder „impfen macht frei“ könne den Straftatbestand der Verharmlosung der NS-Verbrechen erfüllen, weil die Corona-Schutzmaßnahmen dadurch mit der systematischen Verfolgung und Tötung der Juden im Dritten Reich auf eine Stufe gestellt würden.

Schleswig-Holstein wieder mit niedrigster Inzidenz der Bundesländer

Schleswig-Holstein hat zuletzt wieder die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz unter den Bundesländern verzeichnet. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Fälle je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen am Donnerstagmorgen für den Norden mit 863,1 an. Vergleichsweise ähnlich niedrig war die Inzidenz mit 876,7 für das Land Thüringen.

Alle anderen Bundesländer wiesen vierstellige Werte auf. Zum Jahreswechsel hatte das frühere Corona-Musterland Schleswig-Holstein im Zuge der Omikron-Welle seine Spitzenposition zwischenzeitig verloren. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Donnerstagmorgen bei 1465,4.

Deutlich weniger Corona-Fälle: Inzidenz in Hamburg sinkt weiter

Am Donnerstag meldete die Hamburger Sozialbehörde 5148 Corona-Neuinfektionen. Das sind 212 Fälle weniger als am Vortag (5360) und 1909 Fälle weniger als am Donnerstag vor einer Woche (7057). Damit sinkt die Inzidenz wieder und liegt nun bei 1658,2 (Vortag 1758,5). Die Sozialbehörde weist jedoch nach wie vor darauf hin, dass es aufgrund der hohen Fallzahlen zu Meldeverzögerungen kommen kann und deshalb davon ausgegangen werden müsse, dass die tatsächliche Inzidenz höher liegt.

Zwei Mitarbeiterinnen verarbeiten Corona-Schnelltests in einem Testcenter auf der Reeperbahn (Archivbild).
Zwei Mitarbeiterinnen verarbeiten Corona-Schnelltests in einem Testcenter auf der Reeperbahn (Archivbild). © picture alliance/dpa | Unbekannt

Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 304.259 bestätigte Corona-Infektionen registriert. Davon gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 166.400 Infizierte als genesen. Dem Institut zufolge haben in Hamburg bislang 1.508.812 Menschen zumindest eine Erstimpfung erhalten (Stand: 09.02.), 1.486.353 Personen sind vollständig geimpft (Stand 09.02.).

Aktuell werden in den Hamburger Krankenhäusern 514 Corona-Patienten behandelt, drei mehr als am Vortag. Deutlich gesunken ist die Zahl der Intensivpatienten: 66 Personen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch versorgt werden müssen (zuvor: 77). Die Behörde meldete zudem elf weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 2195 Menschen gestorben.

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Die Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der in Krankenhäusern neu aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, stieg laut RKI von 3,67 am Mittwoch auf 4,59. Bundesweit lag der Wert am Donnerstag bei 6,23.

Fast jedes sechste Lokal in Hamburg von Insolvenz bedroht

Zwei Jahre Corona-Pandemie haben die Pleitegefahr für Restaurants und Kneipen nach oben getrieben. Laut einer aktuellen Studie des Hamburger Wirtschaftsinformationsdienstes Crif sind derzeit 15,7 Prozent aller gastronomischen Betriebe in der Hansestadt von Insolvenz bedroht – also annähernd jedes sechste Unternehmen. Im Januar 2020, als das Virus das Leben in Deutschland noch nicht spürbar beeinträchtigte, hatte nur gut etwa jedes neunte (11,2 Prozent) Hamburger Gastro-Unternehmen ein hohes Insolvenzrisiko.

Bundesweit sind laut der Crif-Auswertung derzeit 16.567 Restaurants, Gaststätten, Imbisse und Cafés insolvenzgefährdet. „Im Vergleich zum Januar 2020 ist die Zahl der finanzschwachen und damit insolvenzgefährdeten Gastronomieunternehmen im Januar 2022 um 30,8 Prozent gestiegen“, erklärte Crif.

Die Corona-Pandemie hat viele Restaurants und Kneipen in Hamburg in Existenznöte getrieben (Symbolbild).
Die Corona-Pandemie hat viele Restaurants und Kneipen in Hamburg in Existenznöte getrieben (Symbolbild). © picture alliance/dpa | Unbekannt

In Hamburg liegt der Anteil der Betriebe, die finanziell auf wackeligen Beinen stehen, zwar leicht unter dem Bundesdurchschnitt – zugleich aber ist er mit einem Zuwachs von fast 40 Prozent überdurchschnittlich stark gestiegen. Am höchsten ist das Insolvenzrisiko für Gastronomen in Berlin und Sachsen-Anhalt. Dort droht sogar mehr als jedem fünften Gastro-Unternehmen die Pleite. Crif hatte die wirtschaftliche Lage von knapp 102.000 Betrieben bundesweit ausgewertet.

Wegen der staatlichen Hilfsprogramme und veränderter Insolvenzregeln ging die Zahl der insolventen Unternehmen in den Jahren 2020 und 2021 hingegen zurück. Insgesamt rutschten seit Pandemiebeginn bundesweit etwa 3100 Gastro-Firmen in die Pleite. 2021 waren es laut Crif 1456. Das Unternehmen erwartet, dass es in diesem Jahr etwa 50 Prozent mehr sein werden.

Althusmann fordert Umsetzungsregeln bei berufsbezogener Impfpflicht

Niedersachsens CDU-Chef Bernd Althusmann hat vom Bund Vorgaben zur Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht bei medizinischem Personal gefordert. „Wir müssen Klarheit haben über die Frage, wie wir mit den Menschen umgehen, die sich in Einrichtungen möglicherweise nicht impfen lassen“, sagte er dem Sender ffn. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht sei der richtige Vorstoß, sonst hätten Bund und Länder der Impfpflicht im vergangenen Dezember nicht zugestimmt.

In Niedersachsen sind bis zu 95 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege geimpft. Der Bund habe es bis jetzt versäumt, klare Vorgaben zu machen, was geschehen soll, wenn sich jemand nicht impfen lasse, sagte Althusmann. Insofern teile er die Kritik an der Impfpflicht. Aber die Impfpflicht sei ein richtiges Ziel: „Wir sollten generell nicht das Signal setzen, dass bestehende Gesetze missachtet werden, sondern jetzt alles daran setzen, schnellstmöglich für Klarheit in der Situation zu sorgen.“

Bayern hatte Anfang der Woche angekündigt, den Vollzug der eigentlich am Mitte März gültigen Impfpflicht für Pflege- und Klinikpersonal in Bayern auszusetzen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) begründete dies damit, dass sie in der jetzigen Form nicht umsetzbar sei. CDU-Chef Friedrich Merz forderte danach die Aussetzung in ganz Deutschland.

Corona beschert Telemedizin Boom – vor allem Psychotherapien

Die Corona-Pandemie sorgt für einen Boom in der Telemedizin. Videosprechstunden werden dabei in Hamburg vor allem in der Psychotherapie eingesetzt, wie aus Zahlen der Barmer hervorgeht. Im letzten Quartal 2019, also noch vor Corona, hätten nur zwei Praxen Videosprechstunden mit ihrer Krankenkasse abgerechnet, sagte Landesgeschäftsführerin Susanne Klein. „Im ersten Quartal 2020 waren es bereits 371 – und im ersten Quartal 2021 hat sich diese Zahl auf 810 mehr als verdoppelt.“ Betrachte man das erste Halbjahr 2020, so habe die Zahl der Videosprechstunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 80 Prozent zugenommen. Die Barmer hat nach eigenen Angaben in Hamburg rund 180.000 Versicherte.

Damit habe sich Telemedizin von einem Nischendasein zu einem erheblichen Versorgungsfaktor entwickelt. „Telemedizin leistet einen wichtigen Beitrag, um das Infektionsrisiko in hamburgischen Arzt- und Therapiepraxen zu senken“, sagte Klein. Sie glaube aber nicht, dass das ein kurzfristiger Effekt sei. „Weil die allgemeine Akzeptanz von digitalen Lösungen in der Gesundheitsversorgung steigt, wird uns das Thema auch nach der Pandemie weiter begleiten.“

Am häufigsten werde die Videosprechstunde in Hamburg von Psychotherapeuten genutzt. Von Januar 2021 bis Juni 2021 lag ihr Anteil unter allen bei der Barmer versicherten Patienten bei etwa 50 Prozent. Dahinter folgten den Angaben zufolge mit elf beziehungsweise gut acht Prozent Hausärzte sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.

Klein sprach sich dafür aus, „die Videosprechstunde weiter zugunsten des Patientenwohls in den Versorgungsalltag einzubauen“. Bestehende Angebote könnten so unterstützt und verbessert werden. „Bei langen Anfahrtswegen, nach Operationen, in der Pflege oder während Erkrankungswellen könnten telemedizinische Leistungen auch zukünftig eine sinnvolle Hilfe sein“, sagte sie.

Labor Nordlab mit PCR-Tests beansprucht – doppelt so viele wie 2021

Das Labor Nordlab in Hameln kommt in der Corona-Pandemie langsam an seine Grenzen. Pro Tag werden rund 3500 PCR-Tests ausgewertet, 24 Stunden läuft der Betrieb. „Diese Woche schießt den Vogel ab, das liegt an diesen hohen Infektionszahlen“, sagte Hans Christian Waldow, als Laborarzt Mitglied der Geschäftsführung. Die Positivquote sei deutlich über 50 Prozent. „So wie jetzt war es noch nicht“, betonte Waldow. Insgesamt lag die Positivquote im Januar 2021 bei 12 Prozent, im Dezember bei 20 und derzeit bei 55 Prozent, hieß es aus dem Labor.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr werde doppelt so viel getestet. „Noch schaffen wir es, in 24 Stunden alles abzuarbeiten, aber wir kommen personell an unsere Grenzen“, erklärte der Arzt. 180 Mitarbeiter seien in Hameln beschäftigt, etwa zehn derzeit in Corona-Quarantäne. „Es ist beeindruckend, wie das Gesamtgeschehen sich unter Omikron entwickelt hat, wie schnell die Durchseuchung der Bevölkerung voranschreitet“, sagte Waldow. „Es trifft Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen, nur die Schwere der Verläufe unterscheidet sich.“

Auch für Nordlab gilt ab 15. März die Impfpflicht für medizinisches Personal. Etwa eine Handvoll Mitarbeiter sei gegen die Impfung. „Wir haben persönliche Gespräche geführt, manch einer hat sich bewegen lassen“, sagte Waldow.

Terminbuchung für zweite Booster-Impfung im Norden nun möglich

Für die zweite Corona-Auffrischungsimpfung können ab sofort in Schleswig-Holstein Termine in den 27 Impfstellen des Landes gebucht werden. Dies ist über die Online-Plattform www.impfen-sh.de möglich, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch ankündigte. Berechtigt sind entsprechend den Vorgaben der Ständigen Impfkommission ab 70-Jährige und Menschen mit Immunschwäche, jeweils drei Monate nach der ersten Auffrischungsimpfung. Frühestens sechs Monate nach dem ersten „Booster“ ist Medizin- und Pflegepersonal an der Reihe.

In Schleswig-Holstein können nun Termine für die zweite Auffrischungsimpfung gebucht werden. (Symbolbild)
In Schleswig-Holstein können nun Termine für die zweite Auffrischungsimpfung gebucht werden. (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow | Unbekannt

Die untere Altersgrenze ist zwölf Jahre. Geimpft wird mit einem mRNA-Impfstoff, also mit den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna. Ab 70-Jährige erhalten dieser Tage Post vom Gesundheitsministerium und werden über die Stiko-Empfehlung und die weitere Impfmöglichkeit informiert. 79,1 Prozent der Schleswig-Holsteiner haben bisher die Grundimmunisierung erhalten, 62,9 Prozent eine Auffrischungsimpfung.

Fünf weitere Corona-Tote in Schleswig-Holstein

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein schwankt weiterhin, ist im Wochenvergleich aber um mehr als 30 gesunken. Am Mittwoch lag sie bei 862,7, wie aus den Daten der Landesmeldestelle in Kiel hervorgeht. Binnen eines Tages wurden fünf weitere Corona-Todesfälle gemeldet. Die Zahl der in Schleswig-Holstein bisher an oder mit dem Coronavirus Gestorbenen stieg damit auf 2025. Allein in dieser Woche wurden bisher 31 Todesfälle gemeldet.

Im bundesweiten Vergleich hat Schleswig-Holstein nach den Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom frühen Mittwochmorgen weiterhin die zweitniedrigste Inzidenz nach Thüringen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Mittwochmorgen bei 1450,8.

In Schleswig-Holstein wurden am Mittwoch 4331 bestätigte Neuinfektionen gemeldet. Die Hospitalisierungsinzidenz lag weiter bei 5,15 und damit niedriger als eine Woche zuvor (5,32). 319 Patienten lagen mit Corona in Krankenhäusern. Auf Intensivstationen lagen 49 Corona-Patienten; eine Woche zuvor waren es 50. Von ihnen werden derzeit 29 beatmet.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Lesen Sie hier die Corona-News für den Norden vom Vortag