Hamburg. Gegen das Leid der Streuner: Verein will Kastrationspflicht und Chips für alle frei laufenden Tiere. Rot-Grün plant eine Regelung.
Kater Eckhardt schlug sich elf Jahre auf der Straße durch, dann verletzte er sich am Vorderbein; der Kater „Blinzler“ verlor sein linkes Auge – Streunerkatzen haben es nicht leicht in Hamburg. Eckhardt und „Blinzler“ sind nur zwei von 1351 im Vorjahr im Tierheim an der Süderstraße aufgenommenen Katzen, darunter 269 verwilderte Streuner- und 653 Halterkatzen.
Häufig sind sie in einem erbärmlichen Zustand. Auf der Straße mannigfaltigen Gefahren ausgesetzt, verhungern oder verdursten viele Tiere, ziehen sich Verletzungen oder tödliche Krankheiten zu.
Hamburger Tierschutzverein: Zahl der wilden Katzen steigt
Um das Tierleid zu beenden, setzt sich der Hamburger Tierschutzverein von 1841 (HTV) seit Jahren für eine Katzenschutzverordnung ein. Im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern – Berlin zog im Mai 2021 nach – verfügt Hamburg über keine, ob sie kommt, wird noch geprüft. Im Wesentlichen fordert der HTV eine Kastrationspflicht für alle frei laufenden Katzen aus privaten Haushalten.
Denn sie paaren sich häufig mit den Streunern, wodurch die Zahl der wilden Katzen immer weiter steigt. Die unkontrollierte Vermehrung lasse sich nur mit einer Kastrationspflicht eindämmen. Schon seit einiger Zeit fängt der HTV zudem Streuner ein, kastriert und kennzeichnet sie. „Aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt HTV-Sprecherin Cathleen Stegmann.
80 Prozent der gefundenen Katzen nicht gechipt
Der Tierschutzverein schätzt, dass rund 10.000 Katzen auf Hamburgs Straßen leben, viele davon in Industriegebieten, auf Friedhöfen oder in Hinterhöfen. Schmerzhafte Erkrankungen und Parasiten sind der Regelfall. Während Hamburger verwilderte Katzen aus dem Urlaub kennen dürften, werden die Streuner hier kaum wahrgenommen. „Sie leiden und sterben im Verborgenen“, sagt Stegmann.
Außerdem fordert der Verein, alle frei laufenden Katzen zu registrieren und mit einem Chip zu versehen. So könnten deren Halter im Zweifelsfall schnell ausfindig gemacht und die langen Verwahrzeiten gesenkt werden. Aktuell seien 80 Prozent der Fundkatzen nicht gechipt, bei den meisten ließen sich die Halter nicht ermitteln. Die Tiere müssten dann mit hohem Aufwand in ein neues Zuhause vermittelt werden. Etwa die Hälfte ist krank oder unterernährt. Jede sechste stirbt. Die Unterbringung und Versorgung der Fundkatzen koste den Verein und die Stadt jährlich rund 500.000 Euro.
Hamburger Tierschutzverein hält Mahnwache ab
Dass die Verordnung kommt, gilt als wahrscheinlich. Am 18. August 2021 hat die Bürgerschaft auf Antrag von Rot-Grün beschlossen, eine Einführung zu prüfen. Dabei soll auch untersucht werden, ob eine Registrierung der Hamburger Katzen bei kostenfreien Haustierdatenbanken möglich ist oder ob ein behördliches Register aufgebaut werden muss. Die Ergebnisse sollen am 31. März 2022 vorliegen.
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Der HTV hält deshalb an diesem Tag, von 12 bis 14 Uhr, eine Mahnwache auf dem Rathausplatz ab. Grünen-Abgeordnete Lisa Maria Otte gehört zu den Antragstellerinnen. Sie sagt: „Katzen leiden leise: Man sieht die Streuner nicht, etwa 10.000 leben aber in unserer Stadt. Es ist an der Zeit, dass Hamburg eine Katzenschutzverordnung bekommt.“