Hamburg. Große Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme von Vierbeinern aus der Ukraine – Senat lockert Genehmigungsverfahren für deren Einfuhr.

Den Hund oder die Katze im Bombenhagel allein zurücklassen? Für viele Ukrainerinnen und Ukrainer ist das bei ihrer Flucht keine Option. Auch wenn offen ist, was mit dem Tier nach der Einreise im Zielland passiert, nehmen viele Geflüchtete die Hürde auf sich, ihr Haustier mitzubringen. Doch spätestens bei der Ankunft in einer der Erstaufnahmeeinrichtungen dürfte Ernüchterung eintreten: Oftmals ist es den Geflüchteten nicht gestattet, ihr Haustier mit in die Notunterkunft zu nehmen.

Zwar hat der Hamburger Senat die strengen Regelungen bezüglich der Einreise mit Heimtieren in die EU aus einem nicht gelisteten Drittland wie der Ukraine „angesichts der Ausnahmesituation“ bereits gelockert, eine Genehmigung ist jedoch nach wie vor vonnöten, wie es seitens des Senats heißt. Diese könne jedoch derzeit per E-Mail und „auch wenn die notwendigen Papiere fehlen oder der Impfstatus unklar ist“, erst nach der Ankunft in Hamburg beantragt werden und nicht bereits im Vorhinein wie sonst üblich, teilt die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz mit.

Ukraine-Krieg: Mit Haustier auf der Flucht

Geflüchtete, die keine Möglichkeit haben, ihr Tier privat unterzubringen und in anschließende Quarantäne aufgrund von Tierseuchengefahr zu setzen, können ihren Vierbeiner an den Hamburger Tierschutzverein (HTV) übergeben, so die Behörde. Zusammen mit dem Tierschutzzentrum Neu Wulmstorf organisiere dieser anschließend die Unterbringung der Tiere sowie die Versorgung und Untersuchung in den Tierheimen. „Momentan gibt es sehr viele Angebote für eine private Unterkunft, sodass die Vermittlung der Tiere gut klappt“, sagt HTV-Sprecher Sven Fraaß. Dies sei auch notwendig, da die Tierheime allein schon aus „Kapazitätsgründen nicht beliebig viele Tiere aufnehmen könnten“, so Fraaß. Langfristig sei allerdings anvisiert, die Tiere auch mit ihren jeweiligen Besitzerinnen und Besitzern „zusammen unterzubringen“, sagt der Sprecher.

Auch der Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Michael Kruse hat sich bei der Unterbringung der Tiere von Geflüchteten engagiert. Auf seine Initiative hin hält das Franziskus-Tierheim ab sofort „Plätze für Katzen, Hunde und Kleintiere frei“, wie Tierheimleiter Frank Weber erklärt. Dieses Engagement sei für Kruse „ein gutes Beispiel dafür, wie wir an vielen Stellen unbürokratisch Hilfe leisten können“, so der FDP-Politiker. Auch die CDU-Bürgerschaftsfraktion hatte bereits vergangene Woche eine „gemeinsame Unterbringung“ von Geflüchteten mit ihren Tieren gefordert.

Große Hilfsbereitschaft für geflüchtete Haustiere

Doch auch wenn das Franziskus-Tierheim bislang lediglich einen einzigen Kater aus der Ukraine betreut und alle anderen Tiere privat unterbringen konnte, stehen die Heime vor neuen Herausforderungen, wie Tierheimleiter Frank Weber erklärt: „Leider erreichen wir den Besitzer des Katers schon seit vier Tagen nicht. Eigentlich müsste er kastriert werden, doch das ist ohne die Einwilligung des Besitzers nicht möglich.“

Damit die Besitzerinnen und Besitzer weiterhin Kontakt zu ihren Tieren halten könnten, seien auch Besuche möglich, so Weber. Doch auch Weber berichtet von einer „großen“ Hilfsbereitschaft, was die Inobhutnahme von Tieren oder das Angebot an Tierpatenschaften seitens der Hamburger betrifft. Dieses sei auch bei ihnen größer als der eigentliche Bedarf. Um diese Hilfsbereitschaft zu nutzen, stehe das Franziskus-Tierheim bereits mit einem ukrainischen Heim in Kontakt und habe auch bereits Spenden weitergeleitet, so Weber.

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