Hamburg. Mobile Impfteams sollen in Unterkünften aktiv werden. Flächendeckende Tests nach schwerem Ausbruch in Hammerbrook.

Eine weitere Risikogruppe wird besser gegen Corona geschützt: Wie die Sozialbehörde auf Anfrage bestätigte, sollen etwa 800 Obdachlose in Hamburg mit dem jüngst zugelassenen Vakzin des amerikanischen Herstellers Johnson & Johnson geimpft werden. „Sobald die entsprechenden Lieferungen eintreffen, wird dies sehr kurzfristig umgesetzt“, sagte der Behördensprecher Martin Helfrich. Zudem bestätigte er eine flächendeckende Corona-Testung aller Obdachlosen in den Unterkünften in dieser Woche.

Die Impfungen sollen durch mobile Teams direkt in den Unterkünften und Anlaufstellen für Obdachlose vorgenommen werden. Entsprechende Detailplanungen hatten die Behörde und die städtische Gesellschaft Fördern & Wohnen bereits vor der Zulassung des Impfstoffes angefertigt. „Johnson & Johnson ist für diese Gruppe sehr gut geeignet, da er ein einer einzigen Dosis verimpft wird“, so Helfrich. Wie viele Obdachlose das Angebot in Anspruch nehmen wollen, ist unklar. Laut Fördern & Wohnen bestand jedoch bereits in den vergangenen Monaten eine hohe Bereitschaft, sich regemäßig auf eine Covid-19-Infektion testen zu lassen.

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Auch Mitarbeiter bei Ausbruch in Notunterkunft infiziert

Jedoch ist bislang noch unklar, wann tatsächlich die ersten Impfdosen von Johnson & Johnson in Hamburg eintreffen werden. Auch die genaue Größe der ersten Charge ist den Behördenangaben zufolge noch nicht absehbar. Die Einführung des Impfstoffes in Europa war zunächst verschoben worden, nachdem in den USA mehrere Fälle von schweren Nebenwirkungen aufgetreten waren. Am Dienstag hatte die europäische Arzneimittelbehörde EMA das Präparat jedoch nach einer Prüfung freigegeben.

In Hamburg war es zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft des Winternotprogramms an der Friesenstraße in Hammerbrook zu einem Corona-Ausbruch mit 42 Infizierten gekommen. Nach Abendblatt-Informationen sind unter den Betroffenen auch mehr als ein Dutzend Angestellte von Fördern & Wohnen sowie Sicherheitsleute, die etwa die Temperaturkontrolle beim Einlass in die Unterkunft vorgenommen hatten.

Wachleute vor dem Eingang zum Quartier an der Schmiedekoppel. 120 Obdachlose wurden am Sonntag dorthin gebracht.
Wachleute vor dem Eingang zum Quartier an der Schmiedekoppel. 120 Obdachlose wurden am Sonntag dorthin gebracht. © Michael Arning | Michael Arning

Diese befinden sich in häuslicher Quarantäne, während rund 120 Obdachlose seit Sonntag in einer Reserveunterkunft an der Schmiedekoppel in Niendorf isoliert sind (das Abendblatt berichtete).

Alle Obdachlosen in Hamburg werden nun getestet

Wie die Sozialbehörde nun ebenfalls bestätigte, werden nach dem Ausbruch nun alle Obdachlosen in den Unterkünften und Hilfsstellen auf eine Covid-19-Infektion getestet. „Anhand der Ergebnisse können die Obdachlosen dann auf bestimmt Unterkünfte verteilt werden“, sagte Helfrich. Eine Quarantänepflicht besteht hier jedoch nicht.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Lage im Quarantänequartier an der Schmiedekoppel wird weiterhin als ruhig beschrieben. Vereinzelt war es jedoch bereits vor der Verlegung der Bewohner aus Hammerbrook nach Niendorf zu einzelnen Zwischenfällen gekommen. Die Ergebnisse der Corona-Tests bei den isolierten Betroffenen liegen bislang noch nicht vor.