Hamburg. Der Überblick: Zu viele Feiernde – Polizei Hamburg sperrt Große Freiheit. Inzidenz in Schleswig-Holstein stagniert.

Das Hamburger 2G-Modell, bei dem Geimpfte und Genesene Vorteile gegenüber lediglich auf eine Infektion mit dem Coronavirus Getesteten genießen, wurde zunächst als zu streng kritisiert – die AfD hat nun sogar Klagen angekündigt. Aber das Modell bekommt auch immer mehr Anhänger. Nach Baden-Württemberg kündigte nun auch Niedersachsen an, die schärferen Corona-Regeln für Ungeimpfte in seine Corona-Verordnung aufnehmen zu wollen.

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Schleswig-Holstein hingegen orientiert sich eher an seinem nördlichen Nachbarn Dänemark, das die Pandemie quasi für beendet erklärt hat: Die Kieler Landesregierung erließ weitreichende Lockerungen, auch wenn nur auf das unsichere 3G-Modell gesetzt wird, das Getestete Geimpften und Genesenen gleichstellt.

Corona News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 11. September und 12. September:

  • Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein stagniert
  • Corona-Inzidenz in Niedersachsen steigt leicht auf 75,7
  • Zu viele Feiernde: Polizei Hamburg sperrt Große Freiheit
  • Alice Weidel kündigt Klagen der AfD gegen 2G-Regel an
  • Corona-Inzidenz auch in Schleswig-Holstein rückläufig
  • Inzidenz in Hamburg sinkt weiter
  • Weniger Falschgeldfälle – auch wegen Corona-Krise
  • Nach Zwangspause wieder Konzerte in Hamburgs Wohnzimmern
  • Auch in Niedersachsen sinkt die Inzidenz
  • Inzidenz in Hamburg sinkt deutlich - zehn Tote in einer Woche
  • Niedersachsen kündigt 2G-Modell nach Hamburger Vorbild an
  • Meyer-Chef kritisiert "zu hohe Löhne" in der Corona-Krise
  • Gästezahlen auf Helgoland steigen
  • Neue Quarantäne-Regeln in Hamburgs Kitas und Schulen
  • Kritik an "Diskriminierung" von Impfunwilligen

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein stagniert

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein hat sich kaum verändert. Am Sonntag lag die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen bei 43,1, nach 43,3 am Sonnabend. Innerhalb eines Tages wurden landesweit 55 neue Corona-Infektionen registriert, wie aus den Daten der Landesmeldestelle vom Sonntagabend hervorgeht. Am Tag zuvor waren es 169, am vergangenen Sonntag 54. Sonntags und montags sind die Zahlen oft niedriger, weil am Wochenende weniger getestet wird und weniger Testergebnisse übermittelt werden.

Die Zahl der Corona-Toten seit Beginn der Pandemie beträgt unverändert 1666. In den Krankenhäusern wurden den Angaben zufolge wie am Sonnabend und Freitag 69 Covid-19-Patienten behandelt. Es lagen weiterhin 21 von ihnen auf der Intensivstation. 16 werden dort beatmet (Vortag: 16).

Unter den Kreisen bleibt die Sieben-Tage-Inzidenz in Kiel am höchsten, nun mit 69,3 (Vortag: 65,3). Am niedrigsten ist der Wert derzeit in Schleswig-Flensburg mit 22,7.

Corona-Inzidenz in Niedersachsen steigt leicht auf 75,7

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Niedersachsen ist am Sonntag leicht auf einen Wert von 75,7 gestiegen. Nach den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hatte die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Menschen in einer Woche am Vortag bei 74,2 gelegen, eine Woche zuvor bei 71,2. Ein weiterer Mensch starb an oder in Zusammenhang mit dem Virus, die Gesamtzahl stieg am Sonntag auf 5876. Im kleinsten deutschen Bundesland Bremen lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 114,4 – dies war weiterhin der höchste Wert unter den Bundesländern.

Die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten in Niedersachsen stieg am Sonntag weiter – auf 4,9 Prozent der Gesamtkapazität (Sonnabend 4,8 Prozent). Schwellenwerte sind fünf Prozent, 10 Prozent und 20 Prozent.

In Niedersachsen gibt es aktuell ein Corona-Warnstufensystem mit drei Kategorien. Wenn in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt fünf Tage lang in Folge die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen die Zahl 50 überschreitet, sind etwa Innengastronomie, Friseure oder Fitnessstudios in der Regel nur noch für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) zugänglich. Weiter ausschlaggebend sind die Zahl der Menschen mit Covid-19 in Krankenhäusern im Land sowie die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten. Werden in mindestens zwei der drei Kategorien Schwellenwerte erreicht, können die Kommunen eine Warnstufe per Allgemeinverfügung feststellen.

Zu viele Feiernde: Polizei Hamburg sperrt Große Freiheit

Weil auf dem Kiez in Hamburg zu viele Feiernde unterwegs waren, hat die Polizei in der Nacht zum Sonntag für zwei Stunden die Große Freiheit gesperrt. Schon am Sonnabendabend waren die Gastronomie-Betriebe rund um die Reeperbahn nahezu vollständig ausgelastet, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag.

Weil zu viel Partyvolk auf der Großen Freiheit unterwegs war, sperrte die Polizei die Straße zwischenzeitlich (Archivbild).
Weil zu viel Partyvolk auf der Großen Freiheit unterwegs war, sperrte die Polizei die Straße zwischenzeitlich (Archivbild). © picture alliance/dpa/picture alliance | Markus Scholz | Unbekannt

Im nächtlichen Gedränge seien dann die geltenden Abstandsregeln nicht mehr eingehalten worden. Kurz nach Mitternacht habe die Polizei daher Menschen aufgefordert, die Große Freiheit zu verlassen. Größtenteils hätten sich die Feiernden dabei kooperativ verhalten, so der Sprecher. Um Menschen aus der Straße zu halten, habe man dann bis kurz nach 2 Uhr eine Polizeikette gebildet

Alice Weidel kündigt Klagen der AfD gegen 2G-Regel an

AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel hat Klagen ihrer Partei gegen die 2G-Regel angekündigt. „Wir werden in jedem Fall gegen jegliche Diskriminierung von Ungeimpften vorgehen“, sagte Weidel am Sonntag dem Nachrichtenportal t-online. Gesunde Menschen dürften in ihren Grundrechten nicht unnötig eingeschränkt werden.

Weidel selbst ist nach eigenen Angaben nicht geimpft. Sie habe den Nutzen der Impfung und Risiken durch mögliche Nebenwirkungen für sich „abgewogen“, sagte sie.

Eine 2G-Regel verbietet Ungeimpften den Zutritt zu bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens – die Regel schließt nur Geimpfte oder Genesene ein. Deutschlandweit gilt zurzeit die 3G-Regel – Ungeimpfte haben also weiterhin Zutritt, wenn sie negativ getestet sind. Hamburg hat eine sogenannte 2G-Option für Publikumseinrichtungen bereits beschlossen, mehrere Bundesländer denken über eine Verschärfung nach. In Hamburg nutzt bereits jedes vierte Lokal und Geschäft schon die 2G-Option.

Corona-Inzidenz auch in Schleswig-Holstein rückläufig

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein ist weiter gesunken. Am Sonnabend lag der Wert bei 43,3. Für Freitag hatte die Landesregierung die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mit 44,6 angegeben, vor einer Woche betrug sie 51,4. Wie aus den Daten der Landesmeldestelle vom Sonnabendabend weiter hervorgeht, wurden innerhalb eines Tages landesweit 169 Neuinfektionen gemeldet; am Tag zuvor waren es 179, eine Woche zuvor 240. Die Gesamtzahl der Corona-Toten seit Beginn der Pandemie beträgt weiter 1666.

In den Krankenhäusern wurden den Angaben zufolge wie am Freitag 69 Covid-19-Patienten behandelt. Es lagen weiterhin 21 von ihnen auf der Intensivstation. 16 werden dort beatmet (Vortag: 16).

Unter den Kreisen bleibt die Sieben-Tage-Inzidenz in Kiel am höchsten, nun mit 65,3 (Vortag: 70,2). Die niedrigste Zahl der gemeldeten Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen hat aktuell Nordfriesland mit 21,5 (Vortag: 23,3)

Inzidenz in Hamburg sinkt weiter

Am Sonntag ist der Sieben-Tage-Wert in Hamburg erneut gesunken: Nachdem er noch am Freitag bei knapp über 90 lag, entsprechen 133 Neuinfektionen am Sonntag einem Wert von 84,6.

Die Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern wird weiter mit Stand von Freitag (127, davon 50 auf Intensivstationen) angegeben. Ebenfalls unverändert ist die Zahl der gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Seit Pandemie-Beginn starben 1659 Menschen in Hamburg.

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Weniger Falschgeldfälle – auch wegen Corona-Krise

Falschgeld ist in diesem Jahr in Niedersachsen in der ersten Jahreshälfte bisher deutlich seltener gefunden worden als noch in den vergangenen Jahren. Nach Angaben des niedersächsischen Landeskriminalamtes gab es in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 1803 Fälle von gefälschtem Geld. Im ersten Halbjahr 2020 waren es noch knapp 2600 Fälle, ein Jahr davor im gleichen Zeitraum sogar etwas mehr als 3000.

Ein Grund für den Rückgang der Falschgeldfälle könnte den ersten Erkenntnissen nach auch die Corona-Krise sein (Symbolbild).
Ein Grund für den Rückgang der Falschgeldfälle könnte den ersten Erkenntnissen nach auch die Corona-Krise sein (Symbolbild). © picture alliance / Bildagentur-online/Schoening | Bildagentur-online/Schoening | Unbekannt

Grund für den Rückgang könnte den ersten Erkenntnissen nach auch die Corona-Krise sein. „Während des Lockdowns gab es weniger Möglichkeiten, Falschgeld in den Verkehr zu bringen“, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes.

Wer Falschgeld findet, soll es nach Angaben des Bundeskriminalamtes sofort in einem Umschlag verpackt zur Polizei bringen. Dadurch würde man die Fingerabdrücke auf den Scheinen nicht weiter beschädigen. Auf keinen Fall sollten Betroffene die falschen Scheine an denjenigen zurückgeben, von dem sie sie bekommen haben. Denn wer Falschgeld wissentlich weitergibt, macht sich strafbar. 

Nach Zwangspause wieder Konzerte in Hamburgs Wohnzimmern

Nach einem Jahr Corona-Zwangspause öffnen in Hamburg wieder private und gewerbliche Gastgeber die Türen für "Musik in den Häusern der Stadt". Der Kölner Kunstsalon bietet vom 21. bis 25. September damit wieder etablierten Künstlern und Nachwuchskünstlern die lang ersehnte Bühne für fünfzehn unkonventionelle Auftritte in einer persönlichen Atmosphäre.

Musikalisch ist von Klassik, Jazz und Soul über Pop, Blues und Folk bis Singer-Songwriting, Chansons und einem Mitmachkonzert für Kinder für alle etwas dabei, teilten die Veranstalter mit. Ähnlich abwechslungsreich gestalten sich die Räumlichkeiten: Das Historische Margarine-Voss-Gebäude, die St. Georgskirche am Hauptbahnhof und der Spiegelsaal im Museum für Kunst und Gewerbe sind ebenso dabei wie Häuser, Wohnungen und Bürogebäude.

Beispiele für besondere Veranstaltungen sind der Auftritt des Schauspielers Stephan Schad und des Musikers Henning Klein, die "Der Kontrabass" in der Hans-Kauffmann-Stiftung zelebrieren, das Hamburger Akustik-Duo "Pockets full of Change" in einem Hotel, Chansons von Véronique Elling und Henrik Giese in der Kunstklinik oder die beiden Cellisten Joel Bildo und Ivan Skanavi in einem Wohnzimmer.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

In Niedersachsen sinkt die Inzidenz

In Niedersachsen ist die Sieben-Tage-Inzidenz leicht zurückgegangen. Sie lag nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) am Sonnabend bei 74,2 (Vortag: 76,5). Weitere zwei Menschen starben an oder in Zusammenhang mit dem Virus, die Gesamtzahl stieg auf 5875.

In Niedersachsen gibt es aktuell ein Corona-Warnstufensystem mit drei Kategorien. Wenn in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt fünf Tage lang in Folge die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen die Zahl 50 überschreitet, sind etwa Innengastronomie, Friseure oder Fitnessstudios in der Regel nur noch für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) zugänglich.

Weiter ausschlaggebend sind die Zahl der Menschen mit Covid-19 in Krankenhäusern im Land sowie die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten. Werden in mindestens zwei der drei Kategorien Schwellenwerte erreicht, können die Kommunen eine Warnstufe per Verfügung feststellen.

Bei der Belegung der Krankenhäuser mit Covid-19-Patienten lag die Inzidenz wie am Freitag bei 4,2. Das heißt: Im landesweiten Schnitt wurden in den vergangenen sieben Tagen statistisch gesehen 4,2 von 100 000 Einwohnern im Zusammenhang mit ihrer Corona-Infektion in einer Klinik behandelt. Ab einem Wert von 6 ist in Niedersachsen der erste Schwellenwert erreicht, weitere Schwellenwerte sind 9 und 12.

Inzidenz in Hamburg sinkt deutlich - zehn Tote in einer Woche

Die Inzidenz in Hamburg ist am Sonnabend deutlich gesunken. Die Stadt meldete 178 neue Corona-Fälle, das sind 91 weniger als am Freitag und 70 weniger als vor einer Woche. Damit sinkt der Sieben-Tage-Wert deutlich auf 86,4 (Vortag: 90,1/Vorwoche: 90,0).

Die Zahl der Covid-19-Patienten in Hamburger Krankenhäusern hingegen steigt leicht und liegt nun bei 127 (Vortag: 124/Vorwoche: 123). 50 Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie auf Intensivstationen versorgt werden müssen (52/51).

Ein weiterer Todesfall im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion wurde gemeldet. Damit ist die Zahl der Corona-Toten allein in der vergangenen Woche um zehn auf nun 1659 seit Pandemiebeginn gestiegen.

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Niedersachsen: Weil will 2G-Modell nach Hamburger Vorbild

Bei steigenden Corona-Zahlen müssen Ungeimpfte in Niedersachsen mit stärkeren Einschränkungen rechnen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Wenn die Corona-Infektionszahlen und die Zahlen infizierter Patientinnen und Patienten in den Kliniken deutlich ansteigen, werden Einschränkungen für ungeimpfte Menschen unumgänglich sein.“

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). © dpa | Moritz Frankenberg

„Wer die 2G-Regelung für Geimpfte und Genesene einführt, der kann bei Gästen und Besucherinnen und Besuchern auf die Maskenpflicht und auf Abstand verzichten“, so Weil weiter. Der Ministerpräsident erläuterte, die Möglichkeit des Verzichts auf die Maske bestehe jetzt schon für Clubs und Diskotheken. Und er fügte hinzu: „Hamburg hat damit auch in anderen Bereichen, wie man hört, gute Erfahrungen gemacht.“

Wie in Hamburg solle das 2G-Modell als Alternative zum 3G-Modell angeboten werden, weil betonte: „Wir eröffnen den privaten Anbietern Alternativen. Sie können frei entscheiden, nur Geimpfte und Genesene hineinzulassen, um ein ungestörteres Miteinander zu ermöglichen. Das ist kein staatlicher Eingriff.“ Bei öffentlichen Einrichtungen gebe es dagegen einen rechtlichen Anspruch auf Zutritt.

Auch Baden-Württemberg plant derartige Beschränkungen für ungeimpfte Erwachsene im Fall einer Überlastung der Kliniken mit Corona-Patienten. Dann hätten Ungeimpfte keinen Zutritt mehr zu Restaurants, Kultur- und Sportveranstaltungen und müssten soziale Kontakte daheim auf ein Minimum reduzieren.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Meyer-Werft: Seniorchef spricht von "zu hohen Löhnen" in der Corona-Krise

Die Geschäftsführung der Meyer-Werft sieht im kriselnden deutschen Schiffbau immer weniger Perspektiven für einfachere Jobs – beim herrschenden Lohnniveau steige der internationale Wettbewerbsdruck stetig. „Wir müssen uns ständig überlegen, was wir mit deutschen Löhnen machen können und was nicht“, sagte Seniorchef Bernard Meyer der „Welt am Sonntag“.

Bernard Meyer, Seniorchef der Meyer Werft Papenburg (Archivbild).
Bernard Meyer, Seniorchef der Meyer Werft Papenburg (Archivbild). © Sina Schuldt/dpa | Unbekannt

Meyer warnte vor einer wachsenden Konkurrenz auch im Kreuzfahrtsegment unter anderem aus China. Zuletzt hatte die Corona-Krise die Lage vieler Werften noch brenzliger gemacht. Die sonst so zugkräftige Kreuzfahrtsparte rutschte 2020 stark ab - das nahezu ausgefallene Tourismusgeschäft im ersten Pandemie-Jahr schlug sich indirekt auch bei Meyer nieder. „Wir gehen noch immer durch die größte existenzielle Krise, die ich je im Schiffbau erlebt habe“, sagte Meyer der Zeitung.

In diesem Umfeld mangelnder Aufträge erklärte Meyer die Auslagerung von Tätigkeiten an externe Firmen mit den Personalkosten: „Die Löhne, die wir den eigenen Beschäftigten für einfache Arbeiten zahlen, sind teilweise zu hoch.“ Insgesamt lägen die Entgelte 30 Prozent über dem Niveau anderer Länder in Europa. „Das ist unser Problem.“ Der Schiffbauer streicht allein in der Hauptsparte aufgrund der Corona-Folgen 450 von gut 3900 Arbeitsplätzen.

Gästezahlen auf Helgoland steigen im zweiten Pandemie-Sommer

Die Gästezahlen auf Helgoland haben im zweiten Sommer der Corona-Pandemie im Vorjahresvergleich deutlich zugelegt. Die bereits erfolgten Buchungen für den Herbst sehen nach Angaben von Tourismusdirektor Stephan Hauke sogar noch besser aus als in den Jahren vor der Krise. „Die Zahlen sind wirklich ermutigend“, sagte der 63-Jährige.

 Von Januar bis Ende August waren laut Statistik rund 163.800 Gäste auf der Insel, das sind fast 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Touristische Reisen auf die Insel waren in den ersten Monaten des Jahres nicht erlaubt. Im Januar gab es gerade einmal gut 700 Gäste, im Vorjahresmonat ohne Pandemie waren es noch mehr als 4000. Urlauber und Tagestouristen durften erst ab 17. Mai wieder nach Helgoland reisen. „Da ging es dann im Vergleich zum Vorjahresmonat total nach oben.“

Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland plant ihr eigenes Pfandsystem für Getränkebecher.
Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland freut sich über wieder ansteigende Gästezahlen (Archivbild). © dpa | Marcus Brandt

In allen Sommermonaten konnte kräftig zugelegt werden - zumindest im Vergleich zum Vorjahr. Kamen im August 2020 beispielsweise lediglich etwa 51.700 Gäste, waren es in diesem Jahr knapp 62.000. „Aber natürlich ist es bisher noch ein Riesenunterschied zur Vor-Corona-Zeit“, betonte Hauke. 2019 kamen insgesamt mehr als 355.000 Tages- und Übernachtungsgäste nach Helgoland. Aber er erwarte dennoch ein deutlich besseres Ergebnis für das Gesamtjahr als 2020. „Im vergangenen Jahr waren die Gästezahlen durch Corona eingebrochen auf 210.000“, sagte der Tourismusdirektor. „Die Gastronomie und der Einzelhandel haben entsprechend gelitten.“

Für diesen Herbst ist Hauke optimistisch: „Der September und Oktober sind noch nicht voll ausgebucht, aber von den Buchungen her sieht es besser aus als in den vergangenen Jahren“, sagte er. Man habe den Eindruck, dass die Besucher lieber nicht ins Ausland fliegen wollen. „Helgoland empfinden sie als sicherere Destination.“ Wer derzeit auf die Insel will, muss laut Hauke die 3G-Regeln (geimpft, genesen oder getestet) beachten. Tests müssen alle 72 Stunden wiederholt werden.

Auch interessant

Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt weiter

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein ist weiter gesunken. Am Freitag lag der Wert bei 44,6 – nach 46,9 am Donnerstag und 47,2 am Mittwoch. Am Freitag vor einer Woche hatte die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche bei 49,5 gelegen. Wie aus den Daten der Landesmeldestelle weiter hervorgeht, wurden innerhalb eines Tages landesweit 179 Neuinfektionen gemeldet; am Tag zuvor waren es 203, eine Woche zuvor 216.

Blick über Kiel (Symbolbild).
Blick über Kiel (Symbolbild). © picture alliance/Michael Dietrich | Unbekannt

Es wurden zwei weitere Corona-Todesfälle bekannt - beide im Kreis Stormarn. Die Gesamtzahl der Corona-Toten seit Beginn der Pandemie liegt in Schleswig-Holstein damit bei 1666. In den Krankenhäusern wurden den Angaben zufolge 69 Covid-19-Patienten behandelt (Vortag: 65). 21 von ihnen liegen auf der Intensivstation (Vortag: 22), 16 werden dort beatmet (Vortag: 14).

Unter den Kreisen bleibt die Sieben-Tage-Inzidenz in Kiel am höchsten, nun mit 70,2 (Vortag: 77,0). Die niedrigste Zahl der gemeldeten Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen hat weiterhin der Kreis Schleswig-Flensburg mit 19,2 (Vortag: 16,8).

Kitas bekommen Geld für Infektionsschutz – neue Quarantäneregeln

Die Hamburger Sozialbehörde stellt den Kita-Trägern und den Kindertagespflegepersonen einen weiteren Corona-Sonderzuschuss in Höhe von insgesamt 2,3 Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollten "geeignete Infektionsschutzmaßnahmen" finanziert werden, teilte die Behörde am Freitag mit. Jede Kita erhält mit dem Sonderzuschuss entsprechend ihrer Größe zwischen 1000 und 3000 Euro. Tagespflegepersonen bekommen laut Behörde mindestens 150 Euro.

Ebenfalls am Freitag wurden die neuen Corona-Regeln für Kitas und Schulen bekannt: Wie die Sozialbehörde mitteilt, wird die Quarantäne für enge Kontaktpersonen in Schulen und Kitas auf zehn Tage verkürzt. Zudem ist ein Freitesten ab dem fünften Tag möglich.

"Für die Gewährleistung eines verlässlichen Schulunterrichts bzw. einer verlässlichen Kindertagesbetreuung wird die Quarantäne mit Augenmaß nur für die infizierte Person und ihre engen Kontaktpersonen angeordnet", heißt es in einer Stellungsnahme der Sozialbehörde.

Vor allem Kinder und Jugendliche stecken sich derzeit mit dem Coronavirus an.
Hamburgs Kitas bekommen neue Quarantäne-Regeln (Symbolbild). © dpa-tmn | Mascha Brichta

Auch in unklaren Kontakt- oder Hygiene-Situationen werde nicht grundsätzlich eine Quarantäne für alle Personen verhängt. In diesen Fällen erhöhe sich die Testfrequenz für zehn Tage auf dreimal wöchentlich. "In begründeten Situationen kann das zuständige Gesundheitsamt jedoch weiterhin abweichende Entscheidungen treffen." Vollständig geimpfte und genesene Personen seien von einer Kontakt-Quarantäne ausgenommen.

Wer in Quarantäne geschickt wird, kann sich laut Behörde ab dem 5.Tag mit einem PCR-Test freitesten oder mit einem Antigenschnelltest ab dem 7. Tag – so lange keine Krankheitssymptome bestehen.

Verfassungsrechtler warnt vor Kriminalisierung der Impfunwilligen

Der Verfassungsrechtler Volker Boehme-Neßler hat vor weiteren Nachteilen für Ungeimpfte gewarnt. „Wir erleben gerade die nächste Eskalationsstufe bei der Einführung einer Impfpflicht durch die Hintertür“, sagte der Professor für Öffentliches Recht an der Universität Oldenburg. Der Anfang sei mit der 3-G-Regel gemacht worden. Nun argumentiere die niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) für einen Verdienstausfall, wenn Ungeimpfte aufgrund eines Corona-Ausbruchs in Quarantäne geschickt werden.

Ein Mann erhält die Corona-Impfung (Symbolbild).
Ein Mann erhält die Corona-Impfung (Symbolbild). © dpa | Paul Sancya

„Wenn die Impfung weiterhin freiwillig sein soll, dürfen Impfunwilligen keine Nachteile entstehen, wenn sie sich nicht impfen lassen wollen“, unterstrich Boehme-Neßler. „Entstehen für sie Nachteile, werden sie diskriminiert, und das lässt unsere Verfassung nicht zu.“ In Baden-Württemberg sei sogar ein Lockdown nur für Ungeimpfte geplant. „Das bedeutet eine massive Einschränkungen der Grundrechte.“

Der Verfassungsexperte und Impfbefürworter kritisierte eine schleichende Kriminalisierung der Impfunwilligen. Der auch von der Politik geförderte gesellschaftliche Druck sei gleichbedeutend mit einer indirekten Impfpflicht.

„Die Idee greift ja weiter und gefährdet den Solidaritätsgedanken unseres Gesundheitswesens, demzufolge jeder die Hilfe bekommt, die er benötigt.“ Schon jetzt sei allenthalben zu hören, niemand müsse Nachteile befürchten, wenn er oder sie sich nur impfen lasse. „Wo soll das enden? Werden Herz-Kreislauf-Erkrankte künftig nicht mehr operiert, weil sie sich ja als jüngere Menschen hätten besser ernähren können?“, fragte der Professor.

Lesen Sie hier die Corona News für Hamburg und Norddeutschland vom Freitag