Hamburg. Bücher und Filme für Schulbibliothek zu überhöhtem Preis erworben? Staatsanwaltschaft ermittelt. Schulleiter weist Vorwürfe zurück.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Schulleiter des Gymnasiums Blankenese wegen des Verdachts der Untreue. Das teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung.
Der Schulleiter soll sich in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Schulvereins dafür stark gemacht haben, für rund 20.000 Euro Bücher, CDs und Filme aus einem Privatbestand zu kaufen. Insgesamt soll es sich um etwa 1300 Werke handeln. Im Raum steht der Vorwurf, dass der Ankauf nicht rechtmäßig quittiert wurde und dass die Bücher zu einem überteuerten Preis erworben wurden.
Schulleiter weist Untreue-Vorwürfe zurück
Der Beschuldigte weist gegenüber dem Abendblatt diese Vorwürfe von sich. „Die Anschaffungen, die nicht ich, sondern der Schulverein nach einem entsprechenden Vorstandsbeschluss getätigt hat, waren völlig satzungskonform und sind rechtmäßig durch zwei Quittungen belegt.“
Weiter sei, anders als in der „Bild“-Zeitung behauptet, keineswegs zuerst Geld auf sein Privatkonto geflossen, das er dann weitergeleitet habe. Vielmehr habe er die Summe vorgestreckt, um sie sich dann nach Vorlage der Quittungen erstatten lassen. Es handle sich um einen bedeutenden Bestand, der den Grundstock einer Schulmediathek bilden soll. Darunter seien hochwertige Primärliteratur und wichtige Sekundärliteratur, eine Vielzahl an Kunstbänden, aber auch zeitgenössische Filme wie „Lola rennt“, „Eyes wide shut“ oder „Panic Room“.
Privatbestand eines ehemaligen Kollegen
Der Direktor betont: „Wir haben den Bestand im Paket gekauft und einen Mittelwert für den Preis ermittelt, der sich auf die Hälfte des Neuwertes beläuft. Das ist ein gängiges Verfahren, da es viel zu lange gedauert hätte, jedes Buch einzeln zu prüfen und den individuellen Wert zu ermitteln.“
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Dass es sich bei dem Ankauf um den Privatbestand eines ehemaligen Kollegen handelt, ist für ihn nicht relevant „Das hatte keine Bedeutung dafür, dass wir uns für den Kauf entschieden haben.“ Der Kassenstand des Schulvereins sei zum Zeitpunkt des Kaufes 2019 deutlich im Plus gewesen und so sei dieses Angebot zur rechten Zeit gekommen. Diese Chance habe man genutzt.
Schulbehörde spricht von "privatem Engagement"
Die Hamburger Schulbehörde teilt auf Abendblatt-Nachfrage mit, nichts von einem Ermittlungsverfahren zu wissen. Weiter seien Schulvereine nicht Teil einer Schule. Entscheidungen eines solchen Vereins würden demnach nicht der Aufsicht und Kontrolle der Schulbehörde unterstehen. „Wenn eine Schulleitung oder Lehrkräfte sich in einem Schulverein engagieren, so ist dies ein privates und ehrenamtliches Engagement und kein dienstliches“, sagt Sprecher Peter Albrecht.