Hamburg. Fasten, eine versteckte Mandel, Cajun-Gerichte und viel Tradition: So begehen Menschen aus anderen Ländern in Hamburg die Festtage.
Ein Zauber liegt über der Stadt, denn das Weihnachtsfest naht mit schnellen Schritten. Es umspannt fast die ganze Welt mit Bräuchen und kulinarischen Genüssen. Wer als US-Amerikaner, Holländer, Koreanerin und Italienerin in der Hansestadt lebt, feiert das Fest meist genauso wie in den Herkunftsländern. Das Abendblatt hat sich in einigen nationalen Gruppen in der Hamburg umgehört.
Bei den Spaniern ist der Heilige Abend die wichtigste Zeit. „An diesem Abend versammelt sich die Familie zu einem besonderen Abendessen. Man kleidet sich schick und bereitet sich darauf vor, um ab 21 Uhr im Kreise seiner engsten Verwandten ungewöhnliche Köstlichkeiten zu genießen“, sagt Carlos Ortega, Direktor des Instituto Cervantes in Hamburg. „Bei meiner Familie in Valladolid werden an diesem Abend Fischgerichte und Deftiges (Lende oder Lamm) mit verschiedenen Salaten angeboten.“ Der Weihnachtsmann kommt über das Dach ins Haus. „Gläubige Katholiken gehen um Mitternacht zur Mitternachtsmesse in eine nahe gelegene Kirche.“
Feiertage: Bulgaren fasten am 24. Dezember
Die Bulgaren sind meist orthodoxe Christen, 11.000 von ihnen leben in Hamburg. „Am Vorabend des Festes der Geburt Christi, also am 24. Dezember, wird eine lange Gottesdienstabfolge gefeiert. Zu Hause gibt es danach nur Fastengerichte wie Brot mit weißen Bohnen und getrocknete Früchte“, sagt Professor Gerd-Wienand Imeyer vom Honorargeneralkonsulat der Republik Bulgarien in Hamburg. Erst am 25. Dezember sei nach der festlichen Liturgiefeier wieder alles erlaubt. Dann werde in südländischer Manier mit üppigen Fleischgerichten und vielen Beilagen, Baklava und anderen süßen Leckereien ausgiebig gefeiert.
Die Amerikaner beginnen nach Thanksgiving mit dem weihnachtlichen Dekorieren. „Die größte Priorität hat der Weihnachtsbaum – er wird als erstes geschmückt. Wir lieben auch unsere Lichter“, sagt US-Leutnant Craig Hymel (34). Er nimmt derzeit am Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGAN) der Führungsakademie der Bundeswehr in Blankenese teil.
„Ein großer Unterschied zu Deutschland ist der Nikolaustag, der bei uns nicht gefeiert wird“, sagt er. Stattdessen wartet der Weihnachtsmann bis zum Heiligen Abend. Als Dank für die Geschenke stellen die Kinder Milch und Kekse für ihn bereit. „Am Heiligabend gehen die meisten Menschen zum Gottesdienst und begehen die Festlichkeiten dann am Ersten Weihnachtsfeiertag. „Meine Familie stammt aus Louisiana, daher gibt es traditionelle Cajun-Gerichte wie Gumbo oder Etouffee.“
Filipinos feiern mit Karaoke und Tanz
Die Filipinos lieben derweil eine ganze besondere landestypische Süßigkeit – und Karaoke. Bebeth, 58 Jahre alt, lebt seit 34 Jahren in Hamburg. Sie sagt: „Am 24. Dezember geht die ganze Familie zur Mitternachtsmesse, danach wird ausgiebig gegessen – vor allem unsere traditionelle Süßigkeit namens Suman.“ Das ist ein philippinischer Reiskuchen, der in Bananen-Blätter eingewickelt und mit Kokosnuss-Milch und braunem Zucker gegessen wird. Am folgenden Tag, dem 25. Dezember, darf eines nicht fehlen: Karaoke. Dazu wird getanzt, und es gibt Geschenke.
Die koreanische Krankenschwester Young-Ja Bang-Cho begeistert sich zwar alle Jahre wieder für erzgebirgische Weihnachtsfiguren, Kaffee und Kuchen. Zum Fest, das zuerst mit der katholischen Messe gefeiert wird, gehören allerdings koreanische Gerichte auf den Tisch: Bulgogi (Feuerfleisch), Glasnudeln, eingelegter Chinakohl, Seetang-Suppe und verschiedene Beilagen. „Nach dem Festmahl werden Geschenke verteilt. Und es wird nur der Heilige Abend gefeiert“, erzählt sie.
Dänen freuen sich an Weihnachten auf Fisch
Der Däne Hans-Henrik Godske Jespersen ist Vorstand einer Softwareunternehmens in Hamburg und lebt seit 35 Jahren in Deutschland. „In meiner Familie wurde immer am 24. Dezember Ente gegessen, mit weißen und kandierten Kartoffeln serviert“, sagt er. Als Nachspeise gibt es „Risalamande“. Das besteht aus Milchreis mit geschlagener Sahne. Anschließend wird eine ganze Mandel untergerührt. Wer die Mandel im Risalamande findet, bekommt ein Geschenk, das kann Schokolade oder ähnliches sein.
Am Ersten Weihnachtstag freuen sich die Dänen auf „Weihnachtsfrokost“. Mit sehr viel Fisch. Dazu gehören auch Tiefsee-Krabben aus Grönland, selbst gemachte Mayonnaise, alles auf Weißbrot. Als nächstes kommt ein Lachs-Brot mit gebeiztem oder geräuchertem Lachs auf das nächste Stück Weißbrot. Abgerundet wird die „Weihnachtsfrokost“ mit einer Käseplatte. Zu allen Gerichten gibt es Weihnachtsbier, Schnäpse und „Gammel Dansk“ (Kräuterschnaps).
Queen richtet Weihnachtsansprache an die Briten
Die Briten erwarten jedes Jahr am Ersten Weihnachtsfeiertag die Weihnachtsansprache (Christmas Speech) von Queen Elizabeth II., die im Fernsehen und Radio ausgestrahlt wird. „Häufig wird nach dem Essen ein Toast auf die Königin ausgesprochen“, sagt Madeleine Resühr, Gemeindevorsteherin der Anglican Church of St. Thomas à Becket in Hamburg. Der Erste Weihnachtstag sei der wichtigste Tag.
„Viele Familien gehen vormittags in die Kirche – Bescherung ist meistens schon ganz früh, besonders wenn Kinder im Haushalt leben. Nach dem Kirchgang folgt ein üppiges Mahl mit der ganzen Familie. Das traditionelle Essen ist gefüllte Pute. Dann kommt der berühmte Christmas Pudding. Er wird am Tisch mit Weinbrand übergossen und flambiert.
Für Niederländer gehört der Glühwein dazu
Auch der Niederländer Albert de Jonge studiert an der Führungsakademie der Bundeswehr in Blankenese als Teilnehmer am Lehrgang Generalstabs- und Admiralstabsdienst National. „In der Weihnachtsnacht des 24. Dezember versammeln sich die Niederländer in der Kirche, um die Geburt Jesu Christi zu feiern. Das mache ich selbst jedes Jahr“, sagt er.
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Der Baum mit Lichtern oder Kerzen dürfe in keinem niederländischen Wohnzimmer fehlen. Glühwein gehört auch dazu. „Obwohl wir nicht die ganze Weihnachtszeit in Hamburg bleiben, wollten wir in Hamburg trotzdem in der Vorweihnachtszeit einen Christbaum haben, damit unser einjähriger Sohn das auch ein bisschen erleben kann.“
Der Weihnachtsmann kommt für Italiener später
Bei den Italienern kommt der Weihnachtsmann Babo Natale am Ersten Weihnachtstag, berichtet die 25 Jahre alte Studentin Domenica Nettis.
Wie am Vorabend trifft sich die Familie und speist, was einigen Stunden lang dauern kann. Danach seien alle so vollgefuttert, dass sich keiner mehr groß bewegen möchte, fügt sie lachend hinzu.
Die Kroaten "wachen und warten" an Heiligabend
Kristijan Tušek, Generalkonsul von Kroatien und Doyen des Konsularkorps Hamburg, sagt, dass der Kirchgang zur Mitternachtsmette an Heiligabend die Kroaten verbinde. Heiligabend werde im Kroatischen übrigens „Badnjak“ genannt, was so viel bedeutet wie „wachen, warten“. An diesem Abend wird die Wohnstube mit Stroh ausgelegt, das aber bereits Zweiten Weihnachtstag wieder beseitigt wird. „Der Herr des Hauses schlägt einen Holzscheit, und dieser wird, oft mit Wein begossen, im Kamin oder Ofen verbrannt."