Hamburg. Jana Husemann wirbt dafür, schon jetzt eine dritte Impfung vorzubereiten – und für eine bessere Informationskampagne.

In der Impfkampagne gegen das Coronavirus kommt auf die Hamburger Hausärzte eine neue, bedeutsame Rolle zu. Wenn das Impfzentrum in den Messehallen am 31. August schließt, werden sie die Hauptlast der Pandemie-Bekämpfung tragen müssen. Denn schon jetzt wird über die „dritte Impfung“ diskutiert, die für Tausende Impfkandidaten vom Anfang des Jahres bald anstehen könnte.

Die Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Dr. Jana Husemann, sagte dem Abendblatt: „Es wäre wichtig, die Auffrischungsimpfungen schon jetzt vorzubereiten.“ Und sie schlägt vor, dass Hamburg noch eine Art zentrale Impfstelle bereithält, „auch wenn sie kleiner dimensioniert ist“.

Corona: Wer nicht geimpft ist, wird sich infizieren

Husemann sagte mit Blick auf die steigenden Zahlen von Infizierten, nach ihrer Ansicht könne man 70 Prozent der Menschen für eine Impfung gewinnen. „In Zukunft ist es so: Entweder wird man geimpft oder sich mit dem Coronavirus infizieren. Das ist inzwischen Konsens. Diese Entscheidung kann jetzt jeder treffen.“ Das ist ein klares Signal an die Impfskeptiker oder die Unwilligen.

„Man mag es sich kaum vorstellen, aber es gibt Menschen, die nicht wissen, wo sie sich impfen lassen können“, sagte Husemann. Sie vermisse eine gute Kommunikationskampagne der Bundesregierung und der Stadt Hamburg. „Es gab keine Kampagne, die auf vielfältigste Art versucht, die Menschen zu erreichen.“ Man solle nicht nur deutschsprachige Medien bedienen, sondern etwa die Idee des Community Health Workers anwenden, der in seinem Viertel über die Pandemie, das Testen und das Impfen aufklärt.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Reiserückkehrer lassen Inzidenz in Hamburg steigen

Wegen der gesunkenen Impfnachfrage wird Hamburg 60.000 Dosen Astrazeneca an den Bund zurückgeben. Der Wirkstoff wird vermutlich an andere Staaten gespendet. Auch vom Einmal-Vakzin Johnson & Johnson gebe es einen Lagerbestand, so die Sozialbehörde. Hier hänge es davon ab, wie viel von den mobilen Impfteams benötigt werde.

Die Reiserückkehrer haben die Zahl der Neuinfektionen in Hamburg am Freitag auf 132 Fälle ansteigen lassen. Darin sieht die Sozialbehörde den Hauptgrund für das Ansteigen der Sieben-Tage-Inzidenz von 31,8 auf 35,7. Trotz des Überschreitens der 35-er Marke plant der Senat keine Verschärfungen der Corona-Maßnahmen.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Corona: Mehr als zwei Millionen Impfungen in Hamburg

Die Gesamtzahl der Impfungen hat in Hamburg am Freitag die Zwei-Millionen-Marke übersprungen. 48,4 Prozent sind vollständig immunisiert, bundesweit sind es 51,5 Prozent.

Von diesem Sonntag an müssen alle nach Deutschland Einreisenden ab 12 Jahren nachweisen, dass sie entweder gegen Corona geimpft, von einer Erkrankung genesen oder getestet sind.