Hamburg. CDU fordert Gedenken zum 60. Jahrestag der Sturmflut – und mit Blick auf den Klimawandel die Überprüfung der Schutzkonzepte.
Im Februar 2022 wird sich eine der schwersten Naturkatastrophen der Geschichte der Bundesrepublik zum 60. Mal jähren. Die große Sturmflut vom 16. und 17. Februar 1962 forderte in Hamburg 315 Todesopfer und machte Tausende Menschen obdachlos.
Die CDU hat nun vorgeschlagen, zum Jahrestag dieser Katastrophe nicht nur in einer großen Gedenkveranstaltung der Opfer zu gedenken – sondern mit Blick auf die Folgen der Klimakrise auch den aktuellen Flutschutz einer sehr genauen Analyse zu unterziehen. Mit diesem Ziel haben die Christdemokraten einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht.
Hamburg immer wieder von Hochwasser betroffen
Darin verweist die CDU auf jüngere extreme Hochwasser in Hamburg seit 1962. „Seitdem kam es in der Vergangenheit immer wieder zu kritischen Wasserständen. Beispielsweise 1976 mit 6,45 Meter über Normallnull, 1994 bzw. 1995 (6,02 Meter), 1999 (6,50) oder 2007 (5,65)“, heißt es in dem Antrag. „Zum Vergleich: Der Wasserstand zur Katastrophenzeit 1962 betrug 5,70 Meter über Normalnull. Daraus folgt, dass die von Fluten ausgehende Gefahr seit Jahrzehnten bis in die Gegenwart auch in Hamburg hochaktuell geblieben ist.“
Zwar seien in regelmäßigen Abständen Deiche erhöht und verstärkt worden. „Globale Dynamiken wie der Klimawandel und damit einhergehende höhere Wasserstände, aber auch politische Entscheidungen wie die Elbvertiefung oder aktuellen Debatten rund um die Alte Süderelbe fordern präventive Maßnahmen, welche weit über den reinen Deichschutz hinausgehen.“
Der ganze Norden von Flutgefahr betroffen
Gerade weil die Flutgefahr ebenfalls für die benachbarten Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen gelte, könne „sich der Senat einer intelligenteren, länderübergreifenden Kooperation nicht entziehen“. Hamburg müsse dabei „der Protagonist eines hochmodernen, aktualisierten Sicherheitssystems sein, das eine besser informierte Bevölkerung vor potenziellen Flutkatastrophen schützt“.
Konkret plädieren die Christdemokraten in dem federführend vom Bürgerschaftsvizepräsidenten André Trepoll formulierten Antrag für eine zentrale Gedenkveranstaltung zum Jahrestag, für eine Renovierung von Denkmälern und Erinnerungsorten zu der Jahrhundertkatastrophe – und für öffentliche Ausstellungen zur großen Sturmflut.
CDU stellt Forderungen an den Senat
Zugleich fordern sie eine Überprüfung sämtlicher Hochwasserschutzanlagen in Hamburg und den Nachbarländern und eine Evaluation, ob die zuständigen Behörden und Ämter mit genug Personal ausgestattet sind. Der Senat solle Prognosen erstellen für mögliche künftige Sturmstärken, betroffene Gebiete und die Zahl der gefährdeten Personen. Ebenfalls überprüft werden sollen u.a. die in Katastrophenfällen oft ausfallenden Kommunikationssysteme, die Evakuierungspläne, der „Hochwasserrisikomanagementplan“ und die Deichverordnung.
Lesen Sie auch:
- Warum eine Öffnung der Süderelbe auch Neugraben betrifft
- Heftiger Sturm in Ostfriesland: "Es ist katastrophal"
- Katastrophenschutz: 124 Sirenen warnen Hamburger
Zudem müsse der Senat Daten darüber vorlegen, welche Schäden in den vergangenen Jahren durch hohe Wasserstände in Hamburg entstanden seien und welche Entschädigungen bezahlt wurden. Auch ist aus Sicht der CDU eine Überarbeitung der Informationsquellen zum Hochwasserschutz für die Bürgerinnen und Bürger nötig. Bis Ende September solle der Senat der Bürgerschaft über die Ergebnisse berichten, so der Antrag.
Sturmflut von 1962 darf nicht vergessen werden
„Kommenden Februar jährt sich die Katastrophe zum sechzigsten Mal und aus diesem Anlass und vor dem Hintergrund weiterer Starkregenereignisse und Überflutungen wie zuletzt in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sollte dieses tragischen Ereignisses in angemessener Weise gedacht werden, auch um die richtigen Rückschlüsse für die Zukunft daraus abzuleiten“, sagte der CDU-Abgeordnete Trepoll dem Abendblatt.
„Die Tage im Februar 1962, als Hamburg im Wasser versank, sollten vom Senat nicht vergessen werden, denn dieses Ereignis hat sich im kollektiven Gedächtnis vieler Hamburger verankert. Aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft zu gestalten, ist angesichts des Klimawandels und der Folgen die richtige Antwort. Gleichzeitig ist es der richtige Zeitpunkt, um alle aktuellen Schutzmaßnahmen zu überprüfen.“
Trepoll fordert zu „angemessenem Gedenken“ auf
Dabei setzt Trepoll auf eine parteiübergreifende Zusammenarbeit. „Ich freue mich, gemeinsam mit allen Hamburgerinnen und Hamburgern und den Fraktionen der Bürgerschaft auf fruchtbare Diskussionen und ein angemessenes Gedenken über 60 Jahre Hamburger Sturmflut und die Folgen für die Zukunft Hamburgs als Stadt am Wasser.“