Hamburg. Zehn Männer sind angeklagt, als Teil einer Bande immense Drogenmengen über den Hamburger Hafen geschmuggelt zu haben.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen in einem der größten Drogenprozesse in Hamburg: Etliche Polizisten sicherten das Strafjustizgebäude, Sprengstoffspürhunde durchschnüffelten den Saal, die Zuschauer saßen streng getrennt von den Angeklagten in einem Glaskasten. Und die Verdächtigen wurden einzeln und in Handschellen zum Prozess gebracht.

Es sind zehn Männer im Alter zwischen 27 und 59, die in den Jahren 2019 und 2020 als Mitglieder einer Bande über den Hamburger Hafen mehr als drei Tonnen Kokain geschmuggelt haben sollen. Dabei seien die Verdächtigen in ein internationales Netzwerk eingebunden gewesen, hießt es.

Encrochat: Chat-App enttarnte Drogenschmuggler

Die insgesamt 14 Kokainlieferungen kamen allesamt über den Seeweg aus Südamerika. Den angeklagten Männern wird vorgeworfen, die Container mit dem Kokain, das jeweils in zwei- oder dreistelligen Kilogrammmengen zwischen anderer Ware verstaut war, hier in Empfang genommen und zum Entladen an einen sicheren Ort gebracht haben.

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Der Hauptangeklagte soll sich dafür online Zugriff auf das Container-Abfertigungssystem der HHLA verschafft haben. Die Drogen waren laut Anklage beispielsweise zwischen Bananen versteckt. Ashraf M. und Mehmet S. (beide 40) sollen an den Deals jeweils etwa 100.000 Euro verdient haben. Anderen Männern wird Beihilfe zum Drogenschmuggel vorgeworfen.

Encrochat-Daten verhinderten riesigen Kokain-Schmuggel

Auf die Spur der Verdächtigen war die Polizei gekommen, nachdem französische Spezialisten im vergangenen Jahr Daten des von Kriminellen bevorzugt genutzten Messenger-Dienstes Encrochat geknackt hatten. In diesem Zuge wurden etliche Verbrechen insbesondere im Drogenhandel aufgedeckt.

Dadurch konnte auch ein weiterer Schmuggel von rund 1,3 Tonnen Kokain, verborgen in einem Container mit Reis, im Juli vergangenen Jahres in der Hansestadt verhindert werden.

Prozess gegen mutmaßliche Schmuggler begann holprig

Der Prozess vor dem Landgericht mit zehn Angeklagten und zwanzig Verteidigern begann holprig. Es wurden mehrere Anträge gestellt, unter anderem solle das Verfahren mit dem gegen einen weiteren Verdächtigen verbunden werden, forderte die Verteidigung. Zudem fehle vollständige Akteneinsicht.

Doch das Gericht lehnte die Anträge der Verteidigung ab. Mit etwa zwei Stunden Verzögerung wurde schließlich die Anklage verlesen. In dem Verfahren sind 19 Prozesstage bis kurz vor Weihnachten angesetzt.