Hamburg. Das Erzbistum Hamburg besteht seit 25 Jahren. Ein Jubiläum in Zeiten von Missbrauchsfällen, Geldsorgen und Schulschließungen.

Vor 25 Jahren wurde das Erzbistum Hamburg gegründet. Was am 7. Januar 1995 als ruhiger Stapellauf im Hamburger St.-Marien-Dom begann, hat sich zu stürmischem Wellengang entwickelt. Das Erzbistum ist überschuldet, Schulen sollen geschlossen werden. Es herrscht Priestermangel, es werden unüberschaubare Großgemeinden gegründet, und der sexuelle Missbrauch durch Priester wartet auf weitere Aufklärung. Gefeiert wird eher bescheiden: Im Mariendom wird am Dienstag (18.15 Uhr) ein Gottesdienst mit anschließendem Volksfest begangen. Prominente Gäste sind Bürgermeister Peter Tschentscher und Ministerpräsident Daniel Günther.

Dabei kann das Erzbistum Hamburg mit einigen Superlativen aufweisen. Es ist Deutschlands jüngste und flächenmäßig größte Diözese. Neben dem Erzbistum Berlin ist es das einzige, das Landesteile in Ost und West umfasst: Neben Hamburg und Schleswig-Holstein gehört auch Mecklenburg dazu.

Weihbischof Jaschke war das Gesicht der Katholiken

Ludwig Averkamp (1927 bis 2013), ehemaliger Bischof in Osnabrück, war mit Gründung des Erzbistums erster Hamburger Erzbischof nach der Reformation geworden. Doch im öffentlichen Leben zeigte er sich nur selten. Das Gesicht der katholischen Kirche blieb Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, der seit 1988 im Bistum Osnabrück für Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig war. Er stellte sich in Talkshows tapfer kritischen Fragen, war bei allen wichtigen Empfängen präsent und pflegte ein gutes Verhältnis zu seiner evangelischen Amtsschwester Maria Jepsen. Vor zwei Jahren trat er mit 75 Jahren in den Ruhestand.

Anfang 2003 nahm Erzbischof Werner Thissen aus dem Bistum Münster auf Ansgars Stuhl Platz. Der Theologe vom Niederrhein war ausgesprochen volksnah und belebte zudem die Fußballwelt. Er hätte sich auch eine Karriere als Profifußballer oder Trainer vorstellen können, verriet er einmal. Von ihm stammt ein kleines Buch mit Fußballgebeten. Behauptet wurde auch, dass der HSV kein Spiel verliert, wenn der Erzbischof im Stadion dabei ist.

Erzbischof Heße unter Beschuss

Seit März 2015 ist der gebürtige Kölner Stefan Heße Oberhirte im Norden. Er war bei seinem Amtsantritt mit 48 Jahren der jüngste katholische Bischof in Deutschland. Der Karneval fehlt ihm nach eigenem Bekunden nicht, doch zuweilen scheint es, als ob er die Kölsche Leichtigkeit im Norden vermisst. Wie keiner seiner Vorgänger steht er derzeit unter öffentlichem Beschuss. Sein Erzbistum ist vor allem deshalb so stark überschuldet, weil für die Pensionen der Lehrkräfte an den katholischen Schulen keine ausreichenden Rücklagen gebildet wurden.

Streitpunkt sind vor allem die geplanten Schulschließungen. Sechs von ihnen sollen den Betrieb aufgeben. Die anderen 15 Schulen will das Erzbistum erhalten und weiterentwickeln. Monatelang wurde mit der Initiative „Hamburger Schulgenossenschaft“ verhandelt, um eine Schließung abzuwehren. Im August wurden die Verhandlungen dann abgebrochen. „Die Kommunikation und die Einbeziehung der Betroffenen hätten besser sein müssen“, räumte Heße später ein.

Sexueller Missbrauch Minderjähriger

Auch der Immobilienbestand mit rund 200 Kirchen und 600 Gemeinde- und Pfarrhäusern muss reduziert werden. Für die katholischen Krankenhäuser werden finanzkräftige Partner gesucht. Um zu sparen und auf den Priestermangel zu reagieren, wurden Groß­gemeinden gegründet. So liegen etwa in der Herz-Jesu-Gemeinde Rostock zwischen den Kirchen von Gnoien und Neubuckow mehr als 80 Kilometer. Die Städte Kiel und Lübeck sind jeweils eine Gemeinde. Nur noch 157 Priester sind aktiv im Dienst, 81 Priester im Ruhestand.

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Dazu kommt das Thema sexueller Missbrauch. Von der Nachkriegszeit bis 2015 hat es im Norden mindestens 33 katholische Priester gegeben, die Minderjährige sexuell missbraucht haben. Besonders häufig gab es Missbrauch in Mecklenburg, einen besonders schweren Fall in Neubrandenburg. Mehr als 100 Opfer wurden bereits ermittelt. Zu 70 Prozent betraf es Jungen, die zwölf oder 13 Jahre alt waren. Das Erzbistum hat unter anderem mit Präventionsschulungen darauf reagiert.

Anders als in der evangelischen Nordkirche geht dem Erzbistum die Mannschaft nicht so schnell von Bord. Austritte werden durch Zuzüge wieder wettgemacht. Von den rund 400.000 Mitgliedern hat etwa jedes fünfte einen ausländischen Pass. 171 Nationen wurden zuletzt gezählt. Die größte Gruppe stellen die Polen (41.000) vor den Italienern (7200) und den Portugiesen (6800).