Hamburg. Wie der Hamburger Verkehrsverbund und die Hochbahn die neuen Mobilitätsformen in der Stadt digital miteinander verknüpfen.
Drei Herren stehen dicht zusammen, ohne Masken, und halten das blaue Haltestellenschild „Elbbrücken“ in die Höhe. Das war vor genau einem Jahr, als ein Vorstand der Deutschen Bahn, Bürgermeister Peter Tschentscher und ein Berliner Staatssekretär den neuen S- und U-Bahnhof Elbbrücken einweihten. Bis zu 20.000 Fahrgäste, so die Prognose, würden die Station täglich nutzen.
Ein Jahr später, am Montag und damit kurz vor dem erneuten Lockdown, herrscht an derselben Stelle gähnende Leere. Doch ein bunter U-Bahn-Zug leuchtet mitten im Dezembergrau unter dem gläsernen Dach und kündet von einer weiteren digitalen Innovation im öffentlichen Personennahverkehr. „Viele Wege führen zum Ziel“ steht auf einem Wagen – mit dem Hinweis auf eine App. Passionierte Hochbahn-Passagiere kommen ins Staunen, denn pralle Werbung auf diesen Zügen war bislang tabu. Und eine App-Werbung auf breiter Front gab es schon gar nicht.
Mehr als 63.000 HVV-Nutzer haben die App heruntergeladen
So stehen an diesem regnerischen Montagmittag zwei Herren am Gleis und erklären das Geheimnis der vollständig beklebten U4-Bahn. „Jetzt kommt richtig Leben in die Sache. Wir nähern uns dem Ziel, die gesamte städtische Mobilität in einer App zu liefern – und zwar ohne Absprünge von einer anderen Anwendung“, sagt Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn.
Für alle Fans des Doppeltriebwagen DT5 sind die bunt gestalteten Wagen nach Unternehmensangaben „eine Rarität“. Denn eine vollständige beklebte U-Bahn gab es in Hamburg noch nicht. „Die App ,hvv switch‘ steht für zukunftsweisende Mobilität“, erklärt HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner und verspricht: „Wer ohne eigenes Auto schnell und flexibel durch die Stadt kommen möchte, ist bei uns mit dieser App genau richtig.“ Bislang haben mehr als 63.000 HVV-Nutzer diese App heruntergeladen und nutzen sie bereits regelmäßig.
Knallbunte Bahn als Kontrast zum hanseatischen Silber-Rot
Die knallbunte U-Bahn, die sich vom dezent hanseatischen Silber-Rot der stadtweit bekannten Wagen abhebt, macht also Werbung für eine intelligente Lenkung des Nahverkehrs. Mit der App, einer benutzerfreundlichen Applikation für mobile Telefone, wird nach Angaben der Betreiber ein mobiler Lifestyle geschaffen. „Wir wollen damit neue Mobilitätsformen in der Stadt miteinander verknüpfen“, sagt Henrik Falk. Ziel sei es, die Angebote von insgesamt acht Partnern per App miteinander zu verknüpfen.
Nach dem Unternehmen Moia steigt im Frühjahr zum Beispiel der Autovermieter Sixt share in die hvv-switch-App ein. Bis Mitte nächsten Jahres folgt der E-Scooter-Anbieter Tier sowie Miles Mobility und StadtRad. Komplettiert wird das Angebot mit Share Now, dem Carsharing-Anbieter von BMW und Daimler, sowie dem Mitbewerber cambio. Außerdem wurde die App im Rahmen einer Kooperation mit Google in die Maps-Anwendung integriert und damit der Ticket-Verkauf direkt aus der Navigation ermöglicht. Zudem werden in der nächsten Zeit auch die Echtzeitdaten der Hochbahn-Busse in die Kartenansicht integriert.
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Für die Kunden hat die Nutzung der App erhebliche Vorteile im Fahrgastalltag. Schließlich wollen sie schnell von einem Ort zum nächsten gelangen und wissen, wo der Bus gerade ist, auf den sie warten. Sollte die Bahn überfüllt oder verspätet sein, können die Kunden spontan nach Alternativen suchen.
Um den Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge im Stadtverkehr zu erhöhen, werden bis zum Jahr 2022 knapp 40 Ladesäulen für die Elektro-Fahrzeuge der Partner an hvv-switch-Punkten in Betrieb gehen, heißt es bei den beiden Verkehrsbetrieben. Die Standorte Kellinghusenstraße, Christuskirche, Dammtor und Barmbek sind erst kürzlich an das Netz gegangen. Der hvv-switch-Punkt am Berliner Tor wird derzeit mit Ladeinfrastruktur ausgestattet und bis zum Jahresende fertiggestellt.