Hamburg. Verband fordert „Welcome Center“ und Masterplan für City. Neuer Übernachtungsrekord wird für dieses Jahr erwartet.
Hamburg soll sich verstärkt im asiatischen Reisemarkt präsentieren, vor allem in China und Indien. Es soll ein Welcome-Center im Herzen der Stadt geben, die Veranstaltungsplanung in der Hansestadt optimiert und bezahlbarer Wohnraum für Azubis in der Tourismusbranche geschaffen werden.
Das ist eine Auswahl der Forderungen aus einem 18-Punkte-Plan, den der Tourismusverband Hamburg am Dienstag vorstellte. „Tourismus ist eine Querschnittbranche, die viele Lebensbereiche der Hamburger beeinflusst“, sagte der Vorsitzende Norbert Aust. Tourismuspolitik müsse deshalb Teil der Kultur-Stadtentwicklungs- und Infrastrukturpolitik sein, so Aust weiter.
Tourismusinformation im Herzen der Stadt fehlt
Bislang fehlt in der Hansestadt eine Tourismusinformation in zentraler Lage. Die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) hatte eigentlich die denkmalgeschützten Pavillons auf dem Rathausmarkt dafür auserkoren. Auch eine Fläche in der Hanseatischen Wertpapapierbörse an der Kleinen Johannisstraße, die nun das Fischrestaurant Daniel Wischer bezieht, war im Gespräch. Mittlerweile wurde die Suche nach einem Standort eingestellt.
Der Tourismusverband setzt nun auf ein „Welcome Center“. „Es soll auch ein Schaufenster der Stadt sein, in dem sich Hamburger Unternehmen präsentieren. Es sollen dort nicht nur Prospekte ausgelegt werden, sondern auch der Wirtschaftsstandort Hamburg herausgestellt werden“, sagte Wolfgang Raike, stellvertretender Vorsitzender des Tourismusverbands. Ein weiterer Punkt in dem Forderungskatalog ist, dass der maritime Markenkern von Hamburg gestärkt wird. „Es wäre zum Beispiel eine Maßnahme, dass ein Shuttle die maritime Attraktionen besser miteinander verbindet. Oder dass auch Unternehmen im Hafen den Gästen einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen“, sagte Raike.
Mobilitätsangebote bündeln
Zudem möchte der Tourismusverband, dass für die „Hamburger und Gäste die einzelnen Mobilitätsangebote gebündelt präsentiert werden, sodass man schnell eine Übersicht darüber bekommt“, sagte Raike. Unterstützung kommt aus der Politik. „Die Forderungen des Tourismusverbands kommen zur rechten Zeit. Jahrelang hat der rot-grüne Senat die Tourismuspolitik stiefmütterlich behandelt, weil die Besucherzahlen und Umsätze gestimmt haben. Damit das auch in Zukunft so ist, muss der Senat die Weichen richtig stellen“, sagte FDP-Fraktionschef Michael Kruse.
Hamburg brauche eine Internationalisierungsstrategie und müsse sich den Chancen der Digitalisierung im Tourismus stellen. Auch die Entzerrung von Großveranstaltungen sei ein wichtiges Thema, so Kruse weiter. Seit Jahren gibt es Diskussionen darüber, dass die Events entzerrt werden müssen. „Es leiden vor allem die Einzelhändler in der Innenstadt darunter, wenn vor allem im Sommer eine Großveranstaltung nach der anderen die City lahmlegt“, sagte Raike.
Das sind weitere Forderungen des Tourismusverbands: Erarbeitung und Abstimmung eines Masterplans für die City, in Anlehnung an das Forderungspapier des „Bündnisses für die Innenstadt“. Ausbau und Bündelung der digitalen Informationsangebote für Bewohner und Gäste, außerdem ein runder Tisch mit Vertretern aus der Politik, um über konkrete Themen für die Tourismusförderung zu beraten. Auch die Förderung von touristischen Qualitätsinitiativen gehört zum Maßnahmenkatalog.
Arbeitskräfte im Gastgewerbe fehlen
Die Mittel aus der Kultur- und Tourismustaxe sollen nicht zur Förderung von „dauerhaften Projekten“ eingesetzt werden. Vor dem Hintergrund, das laut Fachkräftemonitor der Handelskammer rund 4200 Arbeitskräfte im Gastgewerbe fehlen, widmet sich der Tourismusverband auch diesem Thema: So wird der Aufbau eines „hoch qualifizierenden Studienangebots“ gefordert, bezahlbarer Wohnraum für Azubis und „effektive und effiziente“ Integrationsprogramme für Migranten. Weitere Punkte befassen sich mit dem Stadtmarketing und dem Geschäftsmodell der HHT.
Der Tourismus ist für Hamburg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Acht Milliarden Euro haben die Touristen im vergangenen Jahr in der Hansestadt ausgegeben. In der Branche arbeiten rund 90.000 Menschen. Für SPD-Tourismusexpertin Dorothee Martin steht fest: „Ohne Touristen wäre unsere Stadt nicht so vielfältig, wie sie heute ist. Tourismus ist nicht nur ein großer Wirtschaftsfaktor. Reisen trägt auch zur Völkerverständigung bei.“ Die Touristen zieht es nach wie vor vor allen Dingen in den Hafen. Im vergangenen Jahr war die Elbphilharmonie mit rund vier Millionen Gästen, die die Plaza und Konzerte besuchten, die beliebteste Attraktion.