Der Gründer der Block-House-Gruppe hat ein Gastronomie-Imperium inklusive Hotel mit rund 2400 Beschäftigten aufgebaut.
Als Eugen Block das Block House an der Dorotheenstraße betritt, steuert er zielstrebig nach rechts. Vorbei an Holztischen mit rot-weiß-karierten Tischsets und grün gepolsterten Stühlen durch einen Wanddurchbruch mit dunkel gebeizten Zargen. Ganz hinten in einer Ecke seines ersten Steakhauses sitzt er am liebsten, mit Blick in den Gastraum. „Hier war am Anfang noch mein Wohnzimmer“, sagt Block und zeigt auf eine alte Holztür. „Und dahinter war das Schlafzimmer.“ Arbeiten und schlafen, viel mehr gab es damals nicht für den jungen Gründer. Am Eröffnungstag, ziemlich genau vor 49 Jahren, briet der Chef sogar das Fleisch selbst. Der Koch hatte angesichts des Ansturms schlapp gemacht.
Block ist einer, der die Sachen selbst in die Hand nimmt – und behält. Auch mit fast 77 Jahren ist das nicht viel anders. Sein Name steht längst für eine ganze Gruppe von Firmen. Gerade hat in Essen das 50. Block House eröffnet, mit Rindfleisch, Kartoffeln, Sour Cream auf der Speisekarte. Sein Gestaltungswille, der ausgeprägte Sinn für Details bis zur Pedanterie haben ihm den Ruf eingebracht, nicht loslassen zu können. Mit 76 Prozent der Firmenanteile ist er weiter Mehrheitsgesellschafter. „Wenn man das alles aufgebaut hat, gibt man es nicht einfach am Kleiderhaken ab“, sagt der Chef eines Gastronomie-Imperiums. Er sieht sich in der Rolle des Bewahrers. Einer der letzten Patriarchen unter den Hamburger Wirtschaftslenkern. Erklärtes Ziel: „Das Familienunternehmen in die dritte Generation zu führen.“ Die Steakhaus-Kette als Dynastie.
Er war ein rebellischer Schüler, hatte viel Ärger mit Lehrern
Auch Blocks Vater war Gastwirt, betrieb in Harkebrügge im katholischen Oldenburger Münsterland eine Wirtschaft mit Gemischtwarenladen und Poststelle. „Er hat mich geprägt“, sagt der Sohn, der schon früh Schnaps servierte und Aschenbecher putzte. Er war ein rebellischer Schüler, der ständig Ärger mit den Lehrern hatte, und sollte nach dem Willen der Mutter Geistlicher werden. Aber er verließ das strenge Priester-Internat, begann eine Lehre als Hotel- und Gaststättenkaufmann. „Ich war kein Flegel“, sagt er, „aber ich habe nicht das Naturell, immer brav zu folgen.“ Block arbeitete als Kellner in Paris, London und San Francisco. Von dort aus importierte er die Idee, in Deutschland Steaks in einem speziellen Lokal anzubieten. Gemeinsam mit seiner späteren Frau Christa und in den Folgejahren auch mit Schwester Marlies baute er das Geschäft auf, mit 10.000 D-Mark Startkapital.
„Mein Millionärsdasein habe ich meinem ersten Architekten zu verdanken“, sagt Eugen Block. Trotz Auffrischungen und sachter Veränderungen – Ausstattung und Konzept seiner Häuser haben sich in fast fünf Jahrzehnten nur wenig verändert: viel Holz, behagliche Atmosphäre, saftige Steaks, freundliches Personal. „Da ist viel Klugheit drin“, sagt der Senior, der als selbst ernannter „Tischphilosoph“ viel Zeit mit der Entschlüsselung „der Gastpsyche“ verbringt. Klar, dass es dann auch nach seiner Ordnung zu laufen hat. Gerade die ersten Jahre seien ein stetes Ringen um gleichbleibende Qualität und guten Service gewesen, erinnert sich Block.
Das Block House hat eine eigene Fleischerei
Gastronomie als System aufzuziehen – aus seiner Sicht die logische Konsequenz. Da gibt es die Geschichte von dem Koch, den der Unternehmer nach der Eröffnung des Block House in Wandsbek im Jahr 1972 dabei erwischte, wie er den Eimer mit Salatsoße mit Wasser auffüllte. Die Reaktion des Firmenchefs, der selbst übrigens jeden Tag mit einem Vollkornbrei beginnt, vermag man sich in etwa vorzustellen.
Inzwischen gibt es eine zentrale Lebensmittelproduktion, die auch an Einzelhandel und Konkurrenten liefert. Das Fleisch für die Steakhäuser und für die 1973 gegründete und nach dem Relaunch 2006 stark expandierende Burgerkette Jim Block kommt aus der eigenen Fleischerei. Zum Block-Reich mit 2400 Mitarbeitern gehören zudem das Fünf-Sterne-Hotel Grand Elysée sowie das Privatbrauhaus Blockbräu. 2016 steigerte die Holding den Umsatz auf 368 Millionen Euro. „Alle Betriebe sind in der Gewinnzone“, sagt Block, der 2016 den Vorsitz des Aufsichtsrats abgab.
Blocks Kinder sind alle nicht operativ in der Firma tätig
Und wie geht der erfolgreiche Unternehmer mit Misserfolgen um? Seinen Traum von der eigenen Fluglinie Hamburg Airlines etwa musste er nach neun Jahren aufgeben. Das Thema behagt ihm nicht, die Stimme wird eine Spur härter. „Ich habe das für unsere Stadt gemacht, aber Hamburg war noch nicht so weit“, sagt Block. Das Engagement fernab von Steaks, Burgern und Hotelbetten kostete ihn Millionen.
Schwerer jedoch wiegt ein anderes Scheitern. Keines seiner drei Kinder, Christina (44), Dirk (42) und Philipp (39) ist heute operativ in der Firmenleitung tätig. Die Zusammenarbeit mit Dirk Block, der schon zum Geschäftsführer aufgestiegen war, endete 2011 mit einem lauten – und öffentlichen – Knall. Auch weil der Vater bei Einrichtungsfragen das Zepter nicht aus der Hand geben wollte. Der Sohn musste gehen – verfolgt nun eigene Gastronomie-Konzepte (L’Osteria/SohoChicken). Christina Block, ausgebildete Hotelmanagerin und Mutter von vier Kindern, firmiert nach ihrer Scheidung als „Botschafterin“ im Grand Elysée. Der jüngste Sohn Philipp wurde zunächst Erzieher, stieg dann in den Fleischhandel ein und ist heute im Personalwesen außerhalb der Gruppe tätig. „Es sind tüchtige Kinder“, sagt Vater Eugen, der jedem acht Prozent der Anteile übertragen hat und sie in den Aufsichtsrat holte. Alle drei sollen zu gleichen Teilen erben. Verkaufen verboten.
Auch externe Führungskräfte haben es nicht leicht bei einem Chef mit Perfektionsanspruch. Im Grand Elysée etwa mussten 17 Hoteldirektoren gehen. Nummer 18, André Vedovelli, ist inzwischen gut ein Jahr im Amt und „macht seinen Job prima“, sagt Eugen Block. Mitarbeiter an der Basis dagegen schwärmen von dem Gründer, mehrfach schon wurde das Unternehmen als bester Arbeitgeber ausgezeichnet. „Eine große Leistung von mir war, dass ich gelernt habe, mit den vielen Unzulänglichkeiten zu leben.“ Einen Moment sinnt Block dem Satz nach, dann sagt er. „Von mir und anderen.“ Heute kommt er nicht mehr täglich in die Hummelsbüttler Firmenzentrale, überlässt das Tagesgeschäft anderen.
Alle Restaurants werden bei der Eröffnung gesegnet
Das klingt für einen wie ihn schon fast altersmilde. Auf der anderen Seite lässt er keinen Zweifel daran, dass er an Haltung und Werten festhält – auch wenn er damit aneckt. So lässt der fromme Katholik Restaurants bei der Eröffnung segnen und lehnt einen Standort auf der sündigen Reeperbahn ab. „Das haben wir nicht nötig.“ Auch politisch hat er seine Prinzipien. Trotz Kritik an der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, wird er der CDU bei der Bundestagswahl die Erststimme geben. Bei der Zweitstimme sei er noch unentschieden.
In den nächsten Wochen stehen erst mal Reisen mit der Familie nach Paris und Uruguay an. Eigentlich soll es Urlaub sein, aber natürlich wird Block Restaurants, Speisekarten und Farmer unter die Lupe nehmen. „Soll ich nicht mehr Trends wahrnehmen, Ideen entwickeln und konzeptionell denken?“, fragt der passionierte Läufer eher rhetorisch. Im nächsten Jahr, zum 50. Jubiläum seiner Steakhaus-Kette, plant er mit Ehefrau Christa noch eine ganz andere Reise. Durch alle Block-House-Restaurants, mit Schlusspunkt an der Dorotheenstraße. Da wo alles anfing. Nachdenklich steht er jetzt am Eingang und schaut auf die rot-türkisen Fliesen am Tresen. „Ich überlege gerade“, sagt Eugen Block, „ob ich dieses Design überall einführe.“