Hamburg. Müll, Lärm, Partys – im Abendblatt hatte Bezirksamtschefin über Rücksichtslosigkeit geklagt. Hier sind die Leser-Reaktionen.
Es war ein Interview mit enormer Resonanz. Stefanie von Berg, Bezirksamtschefin von Altona, hatte sich massiv über die zunehmenden Probleme mit Müllsündern, rücksichtslosen Radfahrern und alkoholisiertem Partyvolk beklagt. „Ich kann nicht begreifen, warum der Elbstrand in einer warmen Sommernacht regelmäßig zugemüllt wird. Warum nehmen die Leute nicht ihre Flaschen, ihr Besteck, ihre Teller wieder mit“, sagte die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen.
Wir wollten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wissen, welche Schandflecke es in Hamburg gibt. Das Echo war groß. Hier dokumentieren wir eine Auswahl der Mails.
Die Schandflecke in Hamburg
Ich bin im Bereich Ottensen/Othmarschen täglich viel zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs und kann Ihnen sagen, dass die Vermüllung und Radrowdys allgegenwärtig sind. Besonders Getränkeverpackungen (Coffee-to-go-Becher) und seit neuestem Gesichtsmasken und Einmal-Handschuhe sind alle zwei Meter zu finden. Bei den Radfahrern sind sehr, sehr viele auf Gehwegen und der falschen Straßenseite anzutreffen und dazu noch sehr schnell unterwegs. Als Fußgänger fühle ich mich mittlerweile permanent gefährdet. Der Kontrolldruck von Polizei und Ordnungsamt muss deutlich (!) erhöht werden, um dem entgegenzuwirken. Bloosbrother
Müll, Randale, Vandalismus sind das Ergebnis einer wertlosen Erziehung in unserer liberalen Gesellschaft. Da müsste man ansetzen! Heinrich Gojny
Ich kann die Lage aus Ihrem Bericht mit Stefanie von Berg nur bestätigen. Selbst bei uns im ruhigen Langenhorn wird gecornert. Kleine Gruppen ziehen nachts durchs Viertel, angetrunken und laut. Im Raakmoor (Naturschutzgebiet) wird gerne Müll abgelegt. Alte Autoreifen, Bauschutt und Hausrat werden gerne hier entsorgt. Klar, es ist ja auch so einfach, mit dem Auto anzufahren und den Müll hier abzuladen. Als dort am Rande kürzlich Altglas- und Altpapiercontainer aufgestellt wurden, war das Anlass, auch sämtlichen Unrat dort abzulegen. Die Container wurden inzwischen wieder abgeholt. Leider wird illegale Müllentsorgung selten auf frischer Tat ertappt. So wären höhere Strafen oder ein Dienst am Gemeinwesen möglich. Alexander Flotho
Müll in Hamburg: Die Reaktionen der Leser
Ich walke dreimal in der Woche. Ich kann den Bericht bestätigen. Mein Vorschlag ist, diesen Müll mal liegen zu lassen, nur die Mülleimer zu leeren. Wenn immer alles von der Stadtreinigung aufgeräumt wird, wissen die Leute, dass sie sich ja nicht ändern müssen. Brigitte Gutheißen
Vom Horner Kreisel in Richtung Horner Rennbahn liegt Müll auf Geh- und Radwegen, der Radweg ist zugewachsen, daher kacheln die Kampffahrer auf den Gehwegen ohne Rücksicht, fahren Ihnen in die Hacken oder einfach lustig drauf zu. Ganz lustig wird es, wenn man das dann einigermaßen geschafft hat. Da mündet die Fahrradstraße Horner Weg auf die Kreuzung allerdings nur für Radfahrer, Fußgänger sind da gar nicht vorgesehen. Und können auch nicht gesehen werden, weil auch da alles zugewuchert ist. Ingrid & Hans-Norbert Heinsen
Eine Kleinigkeit, aber das Verhalten dahinter lässt tief blicken: Die nervigen „Wir kaufen Ihr Auto“-Karten, die an den Auto-Fenstern stecken: Wie oft entsorgen die betroffenen Fahrzeughalter:innen diese auf der Straße beim Einsteigen oder stecken sie einfach beim Nachbarauto dazu? B. Baldauf
Wenn ich Müllberge in Grünanlagen oder an anderer Stelle finde, überquellende Abfalleimer oder vor sich hin rostende Fahrräder entdecke, fotografiere ich sie mit ihrer wiedererkennbaren Umgebung und schicke das Foto mit genauer Adresse und ggf. Entfernungsangaben an „info@srhh.de“, und innerhalb weniger Tage ist bisher immer der Schandfleck verschwunden gewesen. Es gibt in der Stadt genügend Leute, die sich wie Warzenschweine benehmen, und sie scheinen sich zu vermehren. Das beliebte Schimpfen und Lamentieren darüber nutzt aber nichts. Appellieren Sie deshalb bitte auch an diese Leute und an die mit Gemeinsinn, dass sie solche Schandflecke der Stadtreinigung melden. R. Steinbach-Linden
"Die beschriebenen Umweltverschmutzungen gibt es seit Jahren in Hamburg"
Sehr geehrte Frau von Berg, Sie haben ja recht, wenn Sie den Müll beklagen. Aber fangen wir mal mit den kleinsten Dingen an. Es sind doch die Erwachsenen, die es den Kindern vormachen. Ich breche solche Diskussionen ab, in dem ich vortrage: Nehmen wir mal die Raucher, der Glimmstängel ist runtergebrannt, fällt aus dem Gesicht. Ob er ausgetreten wird ist noch eine andere Frage. Die Asche fällt eh in die Gegend, auch aus einem fahrenden Fahrzeug. Und wird nun die letzte Zigarette aus der Schachtel genommen, fällt die auch vor die Füße. Sehen Sie sich die Bahnsteige an. Im Bahnhofsbereich ist Rauchen untersagt, aber wer kontrolliert das? Das Härteste, was ich erlebt habe, ist eben auf einem Bahnsteig. Da kommt einer mit einem Glimmstängel im Mund angelaufen, und vor Eintritt in den Zug spuckt der Mann die Kippe in die Böschung.
Es war ein heißer Sommertag. Das Gras stand sofort in Flammen. Den habe ich am Ärmel aus dem Zug gezogen und habe verlangt, er solle den Brand austreten. Das hat er sehr widerwillig getan. Tatsache ist, dass ich beim großen Brand in der Lüneburger Heide mit zum Löschen war, und ich bin mir sicher, es waren nicht gelöschte Zigaretten. Das mit dem Loslassen haben sich die Kinder abgeguckt. Ich wohne an einer Strecke, die führt von Lidl bis zur Schule. Die kommen auch an einem Spielplatz vorbei, da ist ein Müllgefäß. Aber da rein treffen ist nicht. Alles, was Lidl an Naschzeug verkauft, kann ich an der Strecke ablesen, aber leer. Und der Kaffee to go ist schon in Pappe, aber man findet sie leer im Graben neben der Straße über Kilometer weit. Und den trinken keine Kinder! Willfried Eggerstedt
Die beschriebenen Umweltverschmutzungen gibt es seit Jahren in Hamburg! Bis die Politik darauf reagiert, dauert es leider eine gefühlte Ewigkeit. Seit Monaten nun werden durch die „WasteWatcher“ Kontrollen (viel zu wenige) durchgeführt. Doch was verändert sich dadurch? Nichts! So wird es auch bleiben, weil die, die es betrifft, z. B. Ihren heutigen Artikel nicht lesen und weiterhin zu bequem, zu egoistisch sind, ihren Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Durch die häufig nicht einsehbaren Abstellplätze der Container wird es den „Schmutzfinken“ dazu noch leicht gemacht, ihren Sperrmüll (meist nachts) zu entsorgen. Ein Beispiel: Container Hammer Steindamm in Höhe Hammer Park. Eine Änderung in den Köpfen der Umweltsünder ist erforderlich, doch da habe ich große Zweifel, ob dies in unserer immer egoistischer werdenden Zeit gelingt. Strafen, nur auf dem Papier, helfen auf alle Fälle nicht. Dafür gibt es genug Beispiele aus dem Verkehrsrecht und dem Umgang von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern untereinander. Wolfgang Dienstbier
In der Wielandstr. 15 (Eilbek) im Fahrrad-Abstellbereich (sogar davor und dahinter) sind im Grünstreifen zwischen Gehweg und Straße leider immer wieder Hundehaufen von einem bzw. mehreren größeren Hunde vorzufinden, die nicht entsorgt werden. Die Stadt Hamburg wird deswegen häufiger kontaktiert und muss es immer wieder wegräumen. Es ist schon ekelhaft, wie ignorant einige Hundebesitzer sind. Thomas Tomast
Ich wohne in der HafenCity, in der Nähe des Überseeboulevards und muss täglich erleben, wie viele der jungen Leute, die zu Hunderten dort Pause machen, einfach ihren Müll oder ihre Zigarettenkippen achtlos fallen lassen, obwohl sie nur wenige Schritte von entsprechenden Müllbehältern entfernt sind. Bitte nicht höflich ansprechen, Sie ernten dumme Sprüche. Ich empfehle Zweiflern eine Besichtigung des Überseeboulevards am Montagmorgen, bevor die fleißigen Helfer kommen, sie werden erschreckt sein über den hinterlassenen Dreck des Sonntags. Rolf Klodt
"Das Problem ist wohl leider ein Spiegel unserer Ellenbogengesellschaft"
Zum Thema Müll und Vandalismus: Das Problem ist wohl leider ein Spiegel unserer Ellenbogengesellschaft. Jeder gegen jeden, Rücksichtslosigkeit, Gleichgültigkeit, keine Wertschätzung, kein Respekt vor der Natur oder anderer Leute Eigentum. Was mich besonders auf meinem täglichen Arbeitsweg per Rad durch Hamburg ärgert, ist unter anderem der Müll auf öffentlichen Grünflächen. Dieser wird nämlich nicht vor dem Rasenmähen aufgesammelt, sondern von den jeweiligen Gartenbaubetrieben in Zigtausende Mikroplastikfetzen zerschreddert. Viele Kinder bekommen von ihren Eltern den täglichen Durstlöscher mit zur Schule, der Tetrapack oder das Papier vom Müsli-Riegel liegen später auf dem Gehweg. Abhilfe schaffen meiner Meinung nach nur Aufklärung und für Erwachsene drastische Strafen, zum Beispiel für eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe 100 Euro. Jeder Vandalismusschaden und jede Schmiererei sollten verfolgt, vom Verursacher in doppelter Schadenhöhe erstattet oder beseitigt werden. Die Überwachung von öffentlichem Raum oder Tunneln per Kamera könnte helfen, diese Kreaturen zu überführen. Vernünftige Menschen haben nichts zu verbergen. Manfred Jürs
Zu spät? Sind die Müllberge, das Ignorieren von Corona-Vorsichtsmaßnahmen und Respektlosigkeit gegenüber Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten nicht Ausdruck einer seit vielen Jahren weit verbreiteten mangelhaften Erziehung? Wer als Kind nicht lernt, dass man seinen Müll nicht liegen lässt und wer Ordnungskräfte nicht als „Freund und Helfer“ kennenlernt, wird sich als Erwachsener so verhalten, wie es nun beklagt wird. Von daher muss man wohl konsternieren, dass es bereits zu spät ist, diese Entwicklung aufzuhalten. Hier helfen meiner Ansicht nach nur härtere Sanktionen. Das Vermüllen z. B. muss ja nicht gleich so hart wie in Singapur geahndet werden. Empfindliche Strafe dürfte aber den einen oder anderen dazu bewegen, sein Verhalten zu revidieren. Wie immer gilt es hier, besonders in der öffentlichen Diskussion, Verallgemeinerungen zu unterlassen. Genauso wenig wie Fridays for Future „die Jugend“ als Ganzes repräsentiert, feiert „die Jugend“ rücksichtslos Corona-Partys. Es geht immer um Individuen. Dieses Verallgemeinern gilt natürlich auch für andere Gruppen, wie zum Beispiel Migranten, Autofahrer, Radfahrer usw., deren Mitglieder gerne „alle in einen Topf“ geworfen werden. Wolfgang Rehberg
Nirgends sind die Personalien der Akteure besser dokumentiert als bei einer standesamtlichen Trauung. Auch findet bereits im Vorfeld ein Informationsaustausch statt, bei dem auf das Problem hingewiesen werden kann. Genauso wie Mieter für Schäden, die durch Gäste an der Mietsache entstehen, in Regress genommen werden können, müsste das Brautpaar für seine Gäste haften. Eventuelle Kosten könnten mit auf die Gebühren-Rechnung gesetzt werden. Selbst wenn mehrere Brautpaare vor dem Standesamt auf ihren Termin warten, dürfte die Zuordnung der Müllverursacher zu den einzelnen Brautpaaren weniger Aufwand bedeuten als das Entfernen von Luftballons aus den Bäumen. Auch könnte dieses Vorgehen von erzieherischem Wert sein. Gerhard Mewes
Die Unsitte der Vermüllung des Alstervorlandes mit z. B. Anlaufstelle Alsteranleger‚ Uhlenhorster Fährhaus ist unausstehlich! Rolf Leuchtenberger
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Ich wohne in der Goethestraße mit Blick auf den kleinen Park der Goethestraße. Dort wird auch Müll an den Sitzplätzen (Essensreste und deren Verpackungen) liegen gelassen. Der Grund: fehlende Mülleimer. Bei der Planung der Grünanlage wurden offensichtlich die Büsche so geplant, dass man darin verschwinden kann. Es stinkt und zieht Fliegen an. Man sieht es, wenn die Menschen daran vorbeigehen, dass sie versuchen, die Fliegen abzuwehren. Ferner beobachte ich seit Jahren, dass sich in die Büsche entleert wird. Es wird zum Teil auch großzügig Papier benutzt und natürlich liegen gelassen. Polizei gibt es hier nicht. Der Grund für diese Situation liegt darin, dass vor Jahren die öffentliche Toilette auf dem Goetheplatz ersatzlos abgebaut wurde. Dort sollte der Bezirk mal endlich aufwachen und aktiv werden. Horst W. Prahl
Harburg: "Eine Drecksecke hoch drei"
Ich wohne im Vinzenzweg (Harburg-Wilstorf), also in der Nähe vom Harburger Stadtpark. Das ist eine wirklich schöne Gegend, aber wenn man in die Winsener Straße einbiegt und Richtung auswärts von Harburg zum Einkaufen geht in Richtung Rewe-Markt, dann wird einem doch ein wenig übel. Diese an sich kurze Strecke ist schlichtweg eine Drecksecke hoch drei, obwohl dort ein sogenanntes denkmalgeschütztes Haus steht, was sowieso keiner versteht, und eine Neubebauung weiterhin wohl nicht in Sicht ist, aber seit ewigen Zeiten geplant. Es passiert weiterhin nichts mit diesen abbruchreifen Häusern. Zweimal hat es dort inzwischen gebrannt, einmal war es wohl Brandstiftung. Aber das ist ein anderes Thema. Müll ohne Ende in dieser Ecke und selbst die Inhaber der zwei bis drei kleinen Geschäfte bzw. Kiosks sitzen bei Nichtbeschäftigung vor der Tür, rauchen, werfen ihr Kippen auf den Fußweg, und diese bleiben dann auch dort liegen, es wird also nicht irgendwann mal etwas weggefegt (ich bin selbst Raucher, weiß aber auch, wie ich die Kippen zu entsorgen habe). Und der übliche Haushaltsmüll bzw. Sperrgut wird einfach vor diesen Häusern abgelegt. Ganz viele in der näheren Umgebung regen sich über diese miese und vermüllte Ecke auf.
In Wilstorf selbst sehe ich auch immer wieder, dass Möbel usw. irgendwo einfach abgestellt werden, und das wahrscheinlich nachts. Es liegt wahrscheinlich an der Mentalität der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die hier in Harburg leben. Man will halt Kosten sparen und schnell entsorgen. So sehe ich es und mit mir wahrscheinlich auch viele andere. Ein Lob möchte ich jedoch unbedingt der Stadtreinigung aussprechen. Diese ist wirklich total bemüht. Bewundernswert! Und noch ein wichtiger Hinweis (man muss ja nicht immer nur das Negative sehen): Wenn ich richtig informiert bin, dann hat die Stadt Hamburg vor ein paar Jahren die Reinigung unseres schönen Stadtparks (Außenmühle) vom Harburger Bezirksamt übernommen. Seitdem ist es absolut perfekt. Ich hatte neulich Auswärtsbesuch (Volksdorf, Großhansdorf usw), und alle waren total überrascht und begeistert, wie sauber dieser Park ist. Ein herzliches Dankeschön an diese Reinigung.
Margritta Kebernick