Hamburg. Anwohner-Vertreter fordern, Nutzungen für den Neubau festzuschreiben. Sie wollen auch niedrige Mieten für Musikclub und Hostel.
Seit Jahren liegt neben dem Panoptikum am Spielbudenplatz eine große Brache. Durch die Erwägung der Stadt, finanziell in das Paloma-Viertel einzusteigen, scheint die Bebauung des Areals einen ordentlichen Schritt näher zu rücken. Wie berichtet, hakte das Projekt daran, dass für das Baufeld 5 bislang keine Baugemeinschaften gefunden wurde.
Mit Intervention der Stadt dürfte dieses Problem gelöst sein. Doch das Team der PlanBude, das die Interessen der Anwohner in den Verhandlungen zum Paloma-Viertel vertritt, warnt: „Noch ist das Paloma-Viertel nicht gerettet.“
Sorgen machen sie sich dabei nicht um den vom Investor geplanten Wohnungs- und Hotelkomplex. Sondern um das sogenannte Nachbarschaftscluster, das rund um eine verkehrsberuhigte Passage Nutzungen für den Stadtteil vorsieht – und neben dem Haus der Baugemeinschaften eine öffentliche Kantine, eine Hightech-Werkstatt, Räumlichkeiten für Musiker, aber auch öffentlich zugängliche Dächer mit Skateanlage, Park und Kletterwand vorsieht. Während all dies auf dem Baufeld 5, das die Stadt kaufen will, geplant ist, sollen auf dem benachbarten Baufeld 2 ein Hostel und der Musikclub Molotow einziehen.
Areal erhält neuen Gebietsstatus
All diese Nutzungen müssten präzise im Bebauungsplan festgeschrieben werden, fordert das PlanBude-Team von der Stadt. „Sie wurden den Anwohnern wegen der Dichte des neuen Viertels und des großen Hotels zugesichert.“ Möglich sei eine Festschreibung durch den in Deutschland neuen Gebietsstatus, den das Areal erhalten soll: Es wird „urbanes Gebiet“ – nach dem deutschen Bauplanungsrecht ist das ein Baugebiet, das in Metropolen Wohnen sowie die Unterbringung von Gewerbebetrieben und sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen zulässt. „In einem urbanen Gebiet kann man etagengenau festlegen, welche Nutzung dort stattfinden soll“, sagt der freischaffende Künstler Christoph Schäfer. „Diesen rechtlichen Rahmen sollte der Bezirk ausschöpfen.“
Das müsse allerdings schnell geschehen, ergänzt Architektin und Stadtplanerin Renée Tribbe. „Sobald der Bebauungsplan die Vorweggenehmigungsreife erhält, hat die öffentliche Hand keinen Einfluss mehr. Dann kann der Investor mit dem Bauen beginnen.“
Weit mehr Stellungnahmen als üblich
Bis Montag lag der Bebauungsplan in der PlanBude aus. Im Frühsommer solle der Bezirk ihm zustimmen, sagt Sorina Weiland vom Bezirksamt Hamburg-Mitte. Das erfordere ein zügiges Arbeiten. „Es sind weit mehr Stellungnahmen eingegangen als üblich, die nun alle bearbeitet, bewertet, beantwortet und in B-Plan oder Protokoll eingearbeitet werden müssen.“
Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) kündigt an, man werde der Forderung der PlanBude, die detaillierten Nutzungen einzuarbeiten, nicht nachkommen. „Das ist in einem Bebauungsplan nicht vorgesehen. Genau dafür gibt es aber den vereinbarten Städtebaulichen Vertrag.“ Dieser sei ein öffentlich-rechtlicher Vertrag und gelte auch weiterhin – könne allerdings, anders als ein Bebauungsplan, geändert werden, wenn die geplante Nutzung nicht möglich sei.
Von der Bayerischen Hausbau fordert das PlanBude-Team, dem Rock’n’Roll-Hostel Kogge und dem Molotow durch günstige Mieten entgegenzukommen. Im Gespräch sind derzeit 12,50 Euro pro Quadratmeter. „Das ist nicht gerade wenig“, so Renée Tribbe. „Bei 7000 Quadratmetern Hotel, 3000 Quadratmeter Wohnen und nur 1500 Quadratmeter Nachbarschaftscluster sollte eine Querfinanzierung doch möglich sein.“
Investor ist bei Mietverträgen zuversichtlich
Bernhard Taubenberger, Sprecher der Bayerischen Hausbau, ist überrascht. „Wir sind in Gesprächen mit Molotow und Kogge und sind unverändert zuversichtlich, dass die Mietverträge zustande kommen.“ Nach Abendblatt-Informationen überlegt derzeit die Bürgerschaft, dem Musikclub mit einer Erstausstattung unter die Arme zu greifen. Bei der Kogge sagte der Investor Mehrinvestitionen in Höhe eines hohen fünfstelligen Betrag zu. „Hier warten wir seit Monaten auf einen Vorschlag der PlanBude zur Miethöhe“, so Taubenberger.
Vielleicht steigt die Bayerische Hausbau aus dem Projekt auf absehbare Zeit aber auch aus. In der Immobilienbranche heißt es, das Unternehmen soll das Areal bereits anderen Investoren zum Kauf angeboten und Gespräche geführt haben. Dazu sagt Bernhard Taubenberger: „Wir kommentieren generell keine Marktgerüchte.“
Nach Abendblatt-Informationen steht auch ein Betreiber für das geplante 150-Zimmer-Hotel mit zum Kiez passenden Konzept noch nicht final fest. Die Bayerische Hausbau hat mit zahlreichen Anbietern Gespräche geführt. Darunter war auch die designorientierte 25hours Kette, die in Hamburg gegründet wurde. Doch die Verhandlungen scheiterten, nun sind dem Vernehmen nach noch zwei Konzepte im Rennen.