Hamburg. Viva con Agua hat die Künstlerin Hera beauftragt, die prominente Stadionwand zu gestalten. Das Werk soll zum Nachdenken anregen.

Eine von Hamburgs prominentesten Ausstellungsflächen bekommt einen neuen "Anstrich": Seit Mittwoch malt Jasmin Siddiqui, alias „Hera“, ihr neuestes Werk an die Wand vom Millerntor Stadion.

St.-Pauli-Fans und Bewohnern dürfte das Bild bekannt vorkommen. Es ist ein „Update“ des Hamburger Fischers mit einem Jungen auf seinen Schultern, das in den Jahren 2014 und 2015 die Wand zierte. Der Fischer und der Jungen verwandeln sich nun in einen schwarzen Mann und ein schwarzes Mädchen. „My Future matters“ („Meine Zukunft zählt“) steht auf dem Plakat, das das Mädchen in die Höhe hält.

Künstlerin Hera malt Protest-Mural am Millerntor

 „Auch an mir ist das Protestjahr 2020 nicht vorbeigegangen“, sagt die Künstlerin. Das Plakat des Mädchens habe es wirklich gegeben und es sei ihr in Erinnerung geblieben. „Es geht um Selbstbestimmtheit, um Protest“, sagt Siddiqui. Ihr Werk nehme nicht nur Bezug auf „Black Lives Matter“, sondern auch auf „Fridays for Future“ und Feminismus – Themen, für die derzeit vor allem die jungen Menschen auf die Straße gehen.

„Das ist die Generation, auf die ich alles setze“, so die 39-Jährige. Gemeinsam mit ihrem Künstler-Partner Akut hatte sie den Fischer gemalt, nun schwingt sie allein den Pinsel bzw. die Sprühdose in etwa sieben Meter Höhe auf einer Hubarbeitsbühne stehend.

Hera in Aktion: Das Motiv konnte man bereits am Donnerstag erkennen.
Hera in Aktion: Das Motiv konnte man bereits am Donnerstag erkennen. © HA | Unbekannt

Viva con Agua holt den Fischer nach Hamburg zurück

Für Viva con Agua Arts sind Motiv und Künstlerin die perfekte Wahl. „Das Hochgefühl der Millerntor Gallery war dieser Fischer“, sagt Arne Vogler, Geschäftsführer von Viva con Agua Arts. Als er mitbekam, dass Hera eine aktuelle Version des Motivs für das Buch zum 15-jährigen Jubiläum der Organisation malen würde, war ihm klar: Das muss auf die Wand.

Auch für Hera schließt sich ein Kreis. Die deutsche Streetart-Künstlerin hat schon Wände in Großstädten weltweit bemalt, darunter Berlin, Toronto und San Francisco. Vergangenes Jahr war sie für Viva con Agua in Uganda und hat gemeinsam mit Kindern eine Wand gestaltet. „Das war so herzerwärmend“, sagt Siddiqui.

Heras Streetart soll zum Nachdenken anregen

Siddiquis Figuren haben oft etwas Kindliches. Es sei diese Kinderbuchoptik, diese großen Augen, die die Menschen emotional ansprechen. Das erst zur Hälfte fertig gemalte Mädchen an der Millerntor-Wand blickt den Betrachter schon jetzt auffordernd an.

„Jeder, der hier zufällig vorbeikommt, soll zum Nachdenken angeregt werden“, sagt Siddiqui. „Wenn alle verstehen, dass es keine Rassen gibt, dass es nur uns gleiche Menschen gibt, dann müsste es gar keine Proteste mehr geben. Punkt.“

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Kunstwerk am Millerntor gibt es auch für zu Hause

Normalerweise wird die Wand im Rahmen der Millerntor Gallery bemalt. Wegen der Corona-Pandemie sollten dieses Jahr jedoch möglichst wenig Augenpaare die Kunstaktion live verfolgen. Das hatte Viva con Agua in Abstimmung mit dem FC St. Pauli, der die Wand zur Verfügung stellt, beschlossen. Von dem fertigen Kunstwerk soll es bereits nächste Woche eine limitierte Auflage an Foto- und Feindrucken geben.

 Interessierte können sich diese dann online und im St.-Pauli-Shop bestellen. "Ein Teil der Einnahmen geht an die Amadeu Antonio Stiftung“, so Vogler. Diese unterstützt Initiativen und Projekte, die sich für eine demokratische Kultur engagieren und für den Schutz von Minderheiten eintreten.