Hamburg. Die Zahl der Taten ist um 45 Prozent gesunken. In diesen Bereichen lebt es sich nun sicherer – bis auf eine Ausnahme.
Die Allgemeinverfügungen zur Bekämpfung der Coronaepidemie haben große Auswirkungen auf die Kriminalität. Besonders stark ging die Zahl der Wohnungseinbrüche zurück. Der Grund: Die Ausgangsbeschränkungen führen dazu, dass viele Menschen zu Hause sind, und das schreckt Einbrecher ab.
Die Polizei registrierte im März einen Rückgang der Wohnungseinbrüche um 45 Prozent. Die Gesamtkriminalität sank im selben Zeitraum um 17,4 Prozent. Das geht aus Unterlagen hervor, die das Abendblatt einsehen konnte. Gleichzeitig stieg die Zahl der Einbrüche in „sonstige Objekte“ um 13,2 Prozent. Dazu gehören beispielsweise Büros oder Geschäfte.
Nach einem historischen Tiefstand der Einbruchskriminalität im vergangenen Jahr mit 4313 Fällen hatte es zu Anfang des Jahres noch einen leichten Anstieg gegeben. Sowohl im Januar als auch im Februar lag die Zahl der Taten mit 595 und 478 deutlich über der Zahl der Taten in den beiden Vorjahren. Im März, der noch zu den hoch belasteten Monaten dieses Deliktbereichs gehört, dann der „Absturz“. Im gesamten Monat wurden 266 Wohnungseinbrüche, inklusive Versuche, angezeigt.
In Altona hat sich die Zahl der Taten halbiert
Die Verteilung der Rückgänge beim Wohnungseinbruch sind nicht flächendeckend gleich. Große prozentuale Verbesserungen gab es in den Regionen Mitte 1 und Mitte 2. Das sind polizeiliche Bereiche. Die Region Mitte 1 umfasst die Wache Caffamacherreihe, die Wache St. Georg, die Davidwache und das Polizeikommissariat 16 an der Lerchenstraße. Hier wurden im gesamten März lediglich vier Einbrüche registriert. Im Vorjahr waren es rund 30 Fälle. In der Region Mitte 2, zu der die Wachen in Billstedt und Hamm gehören, wurden 25 Taten, nicht einmal halb so viele wie im März 2019, angezeigt.
In der Region Altona hat sich die Zahl der Taten auf 39 fast halbiert. In der Region Eimsbüttel wurden im März vier, in der Region Wandsbek 47 und in der Region Bergedorf 13 Taten angezeigt. Das ist jeweils etwas weniger als im Vorjahr. Im Bereich Nord ging die Zahl der Einbrüche im März im Vergleich zum gleichen Monat im Vorjahr nur leicht zurück.
Einbrechergruppen agieren aus dem Süden Hamburgs heraus
Eine Ausnahme ist der Bereich Harburg, zu dem die Wachen in Wilhelmsburg, Neugraben und Harburg gehören. Dort stieg die Zahl der Taten völlig gegen den Trend an. 48 Einbrüche wurden im März bei der Polizei angezeigt. Das sind etwas mehr als im Vorjahr. In dem Bereich hatte es auch bereits im Januar und im Februar mehr Wohnungseinbrüche als im gleichen Vorjahreszeitraum gegeben. Im Januar war die Zahl der Taten mit 120 fast doppelt so hoch wie im Januar 2019. Im Februar hatte es 78 Einbrüche, rund 20 mehr als im gleichen Monat des Vorjahres gegeben.
Den genauen Grund für den gegenläufigen Trend, so heißt es bei der Polizei, kenne man nicht. Eine Vermutung ist: In dem Bereich halten sich Täter auf, die nicht zurück in ihre Heimat können und jetzt Taten im Umfeld ihrer Unterschlupfe begehen. Der Süden Hamburgs gilt als Schwerpunkt für Einbrechergruppierungen aus Südosteuropa. Von hier sind Tätergruppen in der Vergangenheit zu Einbruchstouren in ganz Norddeutschland aufgebrochen.
Polizei beobachtet ein Ausweichverhalten der Täter
Gegenläufig zur allgemeinen Kriminalitätsentwicklung sind die Einbrüche in „sonstige Objekte“. 796 Taten, 93 mehr als im Vormonat, wurden im März dieses Jahres angezeigt. Insgesamt liegt die Zahl, nach einer deutlich positiven Entwicklung im Januar und Februar, im März gleichauf mit der Zahl der Taten in den beiden Vorjahren.
„Hier haben wir aktuell steigende Zahlen“, so Polizeisprecherin Sandra Levgrün. „Wir beobachten ein Ausweichverhalten der Täter in diese Richtung. Unser Fokus liegt gerade jetzt auch auf der Bekämpfung des Einbruchs in Geschäfte und Gaststätten oder Kioske.“ Auch eine Serie von Einbrüchen in Lebensmittelmärkte hatte es gegeben. Hier waren besonders Filialen von Edeka betroffen.
Wissenwertes zur Soko "Castle" der Hamburger Polizei
- Die Sonderkommission "Castle" der Hamburger Polizei wurde 2015 gegründet
- Mit der Sonderkommission soll die Einbruchskriminalität bekämpft werden
- Seit der Gründung der Soko "Castle" wurde die Zahl der Taten nahezu halbiert
- Die Soko „Castle“ ist mittlerweile eine feste Dienststelle im Landeskriminalamt
Über Ostern gab es in ganz Hamburg nur 13 Einbrüche
Einen deutlichen Anstieg gab es in Altona. Hier stieg die Zahl der Taten von 51 im Februar auf 127 im März. Signifikante Steigerungen gibt es auch in den Bereichen Eimsbüttel von 83 auf 108 Taten und in der Region Nord von 113 Taten im Februar auf 163 im März.
Für den April wird noch einmal ein Rückgang der Einbruchskriminalität erwartet. „Die mehrfach modifizierte Allgemeinverfügung, die dazu geführt hat, dass sich deutlich weniger Menschen im öffentlichen Raum bewegen, hat erst richtig Mitte März gegriffen“, sagt ein Beamter. Deshalb kann man davon ausgehen, dass die Auswirkungen auf die Kriminalität im April noch größer sind.
Erste Anzeichen gibt es bereits. Über das Osterwochenende hatte es in diesem Jahr in ganz Hamburg 13 Einbrüche inklusive Versuchen gegeben. Im Vorjahr waren es noch 68 gewesen.