Hamburg. Ende Januar schon 62,5 Prozent mehr Taten als vor einem Jahr. Einige Stadtteile waren zuletzt besonders gefährdet.
Die Einbruchsspezialisten der Polizei sind alarmiert: In der vierten Woche dieses Jahres gab es 62,5 Prozent mehr Wohnungseinbrüche als in der gleichen Woche des Vorjahres. Die Experten gehen davon aus, dass derzeit gleich mehrere Banden aus Südamerika und aus Südosteuropa in Hamburg auf Einbruchstour gehen.
Erste Hinweise auf die Täter sind schon eingegangen. Auf St. Pauli durchsuchte die Polizei daraufhin an der Talstraße ein Wettbüro, das ein 29 Jahre alter Ecuadorianer, der als Statthalter der südamerikanischen Einbrecherszene gilt, offenbar als Treffpunkt für gerade angereiste Täter nutzte. 130 Einbrüche wurden in der vierten Woche des Jahres in Hamburg angezeigt. Das sind 50 Taten mehr, als in der vierten Woche 2019. Es sind außerdem 15 Taten mehr als in der dritten Kalenderwoche des laufenden Jahres.
Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung
Erhoben werden die Zahlen beim LKA 19, der Dienststelle für organisierte Einbruchskriminalität. Dort wird jeden Tag die „Einbruchslage“ erfasst und Fragen erörtert wie beispielsweise: Wo liegen die Tatorte? Wie sind die Einbrecher vorgegangen? Sind Zusammenhänge erkennbar?
„Nachdem wir in der vierten Januarwoche signifikant erhöhte Fallzahlen festgestellt haben, haben wir unmittelbar reagiert“, sagt Polizeisprecher Timo Zill. Die Polizei veröffentlichte am Mittwoch eine erste Warnmeldung. „Diese zeitnahe Information verstehen wir als eine Art Frühwarnsystem“, so Zill. „Wir erhoffen uns dadurch auch, Hinweise aus der Bevölkerung ganz im Sinne unserer Kampagne unter dem Motto ,In Hamburg schaut man hin‘ zu bekommen.“
Tatorte im ganzen Stadtgebiet
Die Tatorte der Einbrüche in der vierten Januarwoche liegen laut Polizei „verstreut über das ganze Stadtgebiet“. Schwerpunkte seien nicht zu erkennen. Auch das Vorgehen der Täter sei nicht auffallend. „In den meisten Fällen kommen die Täter durch Aufhebeln eines Fensters oder der Terrassentür in eine Wohnung oder ein Haus“, sagt eine Beamtin.
Insgesamt, so sagt Zill, sind die Einbrüche aber immer noch auf einem „historisch niedrigen Niveau“. Tatsächlich hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verbessert. Gerade im letzten Quartal, in dem sich die meisten Einbrüche ereignen, lag die Zahl der Taten 2019 deutlich unter denen von 2017. Im Vergleich zu 2018 gab es im November 2019 mehr, aber im Dezember, dem Monat mit den meisten Einbrüchen, weniger Taten als im Vorjahresmonat.
Regionale Unterschiede
Dabei gibt es regionale Unterschiede. Von den rund 1500 Einbrüchen, die im letzten Quartal 2019 angezeigt wurden, ereigneten sich die meisten (368) im Bereich der Walddörfer, Rahlstedt und Wandsbek. Im gesamten Innenstadtbereich, mit St. Pauli, Sternschanze, der Neustadt, der Altstadt und St. Georg, waren es dagegen in diesen drei Monaten „nur“ 53 Einbrüche.
Östlich der Alster mit den Stadtteilen Uhlenhorst, Barmbek und den nördlicher gelegenen Stadtteilen Winterhude, Alsterdorf, Bramfeld, Steilshoop, Alsterdorf und Langenhorn gab es 246 Einbrüche im letzten Quartal 2019, wobei die Zahl der Einbrüche in allen drei Monaten unter der des Vorjahres lag.
Südlich der Elbe stieg die Zahl der Taten schon Ende 2019 an
Im Bereich südlich der Elbe mit Harburg, Neugraben und Wilhelmsburg stieg die Zahl der Einbrüche im letzten Quartal 2019 dafür signifikant gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings waren die Zahlen dort vorher sehr niedrig.
„Auch wenn es punktuell zu vermehrten Taten kommt, sinken in Hamburg die Einbruchszahlen“, so Zill „Zudem registrieren wir einen weiterhin steigenden Anteil von Einbrüchen, bei denen die Tat im Versuch stecken bleibt. Bei fast jeder zweiten Tat gelangte der Einbrecher nicht mehr ins Haus.“
Täter sind oft Profis
Neben der direkten Bekämpfung der Einbruchskriminalität, bei der die Polizei auch stark auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen ist, setzen die Ermittler auf die Zerschlagung von Täterstrukturen. Das sei ein wichtiger Teil der Ermittlungsarbeit beim LKA 19 gegen die Einbrecher, die aus dem Ausland anreisen, um hier Taten zu begehen. Bei ihnen handelt es sich um Profis, die oft hier Verbindungsleute haben, die für Unterschlupf oder die Verwertung und Verschiebung von Beute ins Ausland sorgen.
Gerade in der dunklen Jahreszeit kommen diese Tätergruppen nach Hamburg. Das belegt die Statistik, die seit Jahren die höchsten Einbruchszahlen für die Monate Oktober, November, Dezember und Januar ausweist. Zill: „Wir tauschen uns für die Bekämpfung solcher Tätergruppen nicht nur mit Strafverfolgungsbehörden im Ausland aus, sondern ermitteln auch mit Hochdruck, wo die Täter hier Unterschlupf finden.“
So können Sie das Einbruchsrisiko senken:
- Verschließen Sie beim Verlassen der Wohnung sorgfältig Eingangstür und Fenster sowie Terrassen- und Balkontüren. Auf Kipp stehende Fenster oder Balkontüren können leicht von außen geöffnet werden. Ziehen Sie die Schlüssel vom abschließbaren Fenstergriff ab, wenn Sie nicht zu Hause sind.
- Überprüfen Sie den mechanischen Grundschutz. Noch immer verfügen viele Fenster und Türen über einen völlig unzureichenden Einbruchschutz. Informieren Sie sich über die Möglichkeiten der Nachrüstung oder des Austauschs, entweder beim Fachhändler oder bei polizeilichen Beratungsstellen im Bundesgebiet. Nutzen Sie auch die finanziellen Förderangebote der KfW-Bank.
- Eine Beleuchtung mit Dämmerungsschaltern oder Zeitschaltuhren sorgt dafür, dass Wohnung oder Haus bei Dunkelheit nie verlassen wirkt.
- Wenn Sie einen Türspion oder eine Gegensprechanlage haben, nutzen Sie diese! Machen Sie sich den prüfenden Blick zur Gewohnheit, bevor Sie Ihre Tür öffnen. Fragen Sie konkret, warum jemand ins Haus möchte. Haben Sie Zweifel, so öffnen Sie nicht!
- Pflegen Sie Kontakte zu Ihren Nachbarn und informieren Sie eine Person Ihres Vertrauens, wenn Sie längere Zeit nicht zu Hause sind und wie sie zu erreichen sind. Öffnen Sie nicht die Tür, wenn zum Beispiel Unbekannte bei Ihnen klingeln und unter einem Vorwand in das Mehrfamilienhaus wollen.
- Begeben Sie sich nicht in Gefahr, indem Sie versuchen, einen Einbrecher selbst zu stellen. Wenn Ihnen etwas verdächtig erscheint, wählen Sie lieber schnell den Notruf 110. Beobachten Sie aus sicherer Position und teilen Sie Ihre Beschreibung des Täters umgehend der Polizei mit.