Hamburg. Durch „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ fiel binnen weniger Tage extrem viel Niederschlag. In der Stadt kam es zu diversen Schäden.

Umgestürzte Bäume, zerbeulte Autos und überflutete Grundstücke – die Folgen der drei vergangenen Unwetter sind allgegenwärtig. Im gesamten Stadtgebiet haben „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ ihre Spuren hinterlassen. Mehr als 2400-mal musste die Feuerwehr während der dicht aufeinanderfolgenden Stürme allein wetter­bedingt ausrücken – um gefallene Bäume zu beseitigen, aber auch, um gegen Hochwasser zu kämpfen.

Denn die „eingefahrene Westwetterlage“, so DWD-Meteorologe Oliver Weiner, brachte Rekordmengen an Regen mit sich. „Innerhalb von sechs Tagen fiel mit rund 80 Litern pro Quadratmeter die Hälfte mehr, als wir für den gesamten Februar in Hamburg erwartet haben“, so der Wetterexperte. Insgesamt sei dieser Februar sogar der regenreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Sturmschäden: Neues Sturmtief für Hamburg erwartet

Rund 150 Liter pro Quadratmeter wurde an der Wetterstation am Flughafen Fuhlsbüttel gemessen: das Vierfache des langjährigen durchschnittlichen Monatsmittels, das für Februar 41 Liter beträgt. Am heutigen Donnerstag dürfte sich die Niederschlagsmenge laut Meteorologe Stefan Zimmer zufolge noch einmal leicht erhöhen. „Da bäumt sich der Winter noch einmal auf, und ein kleineres Sturmtief zieht über Hamburg hinweg.“ Danach werde das Wetter allerdings schön, wenn auch wieder etwas kühler.

Schon am Mittwoch lockten die ersten Sonnenstrahlen seit längerer Zeit viele Hamburger ins Freie. Im Niendorfer Gehege etwa machten Fahrradfahrer und Spaziergänger vor allem beim Waldcafé Corell halt, um sich die Mittagssonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Unweit der Frühlings-Idylle bot sich den Besuchern ein Bild der Zerstörung: Durch die schweren Orkanböen waren nördlich des Cafés gleich mehrere Nadelbäume zusammenhängend umgekippt.

Viele umgestürzte Bäume in Hamburg-Mitte

Ganze Baumwurzeln wurden aus dem Boden gerissen, Stämme und Zweige liegen auf dem Fußweg, sodass der Weg an dieser Stelle nicht passierbar ist. Allein im Niendorfer Gehege fielen den Stürmen 100 Festmeter Holz zum Opfer – das sind 100 Kubikmeter. Dennoch sei der Bezirk Eimsbüttel „unterm Strich recht glimpflich davongekommen“, so Sprecher Kay Becker.

Das Bezirksamt Hamburg-Mitte spricht von „erheblichen Schäden“ durch die Stürme. So stürzten im Inselpark 20 und in Planten un Blomen vier Bäume um. Laut Bezirkssprecherin Sorina Weiland wurden bislang 87 umgestürzte Bäume erfasst – ohne jene an Straßenrändern und in Grünanlagen. Dazu wurden Zäune und Oberleitungen beschädigt und die Niederbaumbrücke unterspült. Wegen massiver Schäden darf das Naturschutzgebiet Heuckenlock nicht betreten werden.

Schadensbilanz noch nicht abgeschlossen

Auch das Wildgehege Klövensteen im Bezirk Altona ist noch bis zum 2. März für Besucher gesperrt, vor dem Betreten des gesamten Forstes Klövensteen wird gewarnt. „Einen genauen Überblick über die Anzahl der beschädigten Bäume im Bezirk können wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht liefern“, so Sprecher Mike Schlink. Allein im Bereich des Hauptfriedhofes Altona müssten jedoch noch etwa 100 Bäume, überwiegend Pappeln und Robinien, gefällt werden. Und im südlichen Hirschpark seien etwa 20 große Buchen entwurzelt worden. Bei den nun notwendigen Fällungen handele es sich vielfach um komplizierte und zeitaufwendige Maßnahmen – folglich würden sich die Aufräumarbeiten noch bis weit in den März hinein ziehen.

In Hamburg-Nord geht man nach ersten Schätzungen davon aus, dass etwa 60 bis 80 Bäume in Grünanlagen sowie 26 Straßenbäume aufgrund von Sturmschäden notgefällt werden müssen oder entwurzelt wurden. „Momentan sind alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen noch mit der Kontrolle der Anlagen sowie der Beseitigung akuter Gefahrenstellen und Behinderungen beschäftigt“, so Sprecherin Larissa Robitzsch. Es kämen permanent weitere Meldungen hinzu, sodass mit aussagekräftigen Aufstellungen zum Schadensausmaß erst Ende kommender Woche zu rechnen sei.

Aufräumarbeiten dauern weiter an

Auch in Harburg ist die Sturmbilanz noch nicht abgeschlossen. Sprecherin Sandra Stolle zufolge drohten immer noch Bäume wegen des feuchten Bodens und teils extremer Schieflage umzufallen. „Bis jetzt ist noch nicht absehbar, wie viele Schäden noch als Spätfolge entstehen werden. Durch die extrem nassen Bodenverhältnisse sind besonders in den Grünanlagen nicht alle Standorte erreichbar, daher müssen vorübergehend Wege gesperrt werden.“

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Auch die Harburger Wälder seien erheblich betroffen. „Das vollständige Ausmaß der Schäden ist noch nicht abzuschätzen. Die Revierförster gehen derzeit davon aus, dass bis zu 10.000 Festmeter Schadholz allein in unseren Waldflächen anfallen werden.“ Betroffen seien vorwiegend Nadelbäume, aber auch viele Buchen und Birken hätten dem Sturm nicht standhalten können. Die Aufräumarbeiten in den Wäldern würden mindestens bis Ende Februar andauern. Bis dahin werde von einem Betreten und Befahren abgeraten.

Sturmschäden verursachten hohe Kosten bei der Hochbahn

Bei der Hochbahn verursachten 14 Bäume, die in den Gleisbereich stürzten oder vorsorglich gefällt werden mussten, für einen Sachschaden von knapp 10.000 Euro. In Hamburg dürften die drei Stürme den Versicherern Kosten in Millionenhöhe eingebrockt haben. Allein dem Versicherungsmakler Aschendorf & Marten wurden etwa 80 Schäden gemeldet. „Etwa 90 Prozent davon betragen die Wohngebäudeversicherung“, sagt Prokurist Bastian Marten. „Drei Tage stand nach dem Sturm das Telefon nicht still. Das war schon außergewöhnlich.“ Einen Überblick über die Gesamtschäden gebe es noch nicht – auch weil nach einem Sturm, je nach Schaden, verschiedene Versicherungen griffen.