Hamburg. Die Ausfallstraße in Hamburg soll einspurig werden, wenn es nach SPD und Grünen geht. Doch die Umbaupläne werden massiv kritisiert.
Nur noch eine Spur pro Richtung für den Autoverkehr, breitere Fußwege, ein geschützter Radfahrstreifen, mehr Straßenbäume: Das sind die Pläne der Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen für die Kieler Straße, die zwischen der Anschlussstelle Stellingen, der A7 und dem Eidelstedter Platz im Sinne der Mobilitätswende umgebaut werden soll, um den Autoverkehr zu reduzieren. Doch die Pläne stoßen in Hamburg auf massive Kritik. Der ADAC Hansa e.V. spricht sogar von einem „Verkehrschaos mit Ansage“.
Nicht nur für den Auto-, sondern auch für den Busverkehr würde der Umbau der Ausfallstraße, auf der täglich mehr als 33.000 Fahrzeuge unterwegs sind, nach Ansicht des ADAC Dauerstau bedeuten. „Falls die Pläne wirklich umgesetzt werden, wäre die Kieler Straße kein Nadelöhr mehr, sondern eine Sackgasse“, prophezeit Hanno Huijssen, Vorstand für Technik und Verkehr des ADAC Hansa e.V..
Verkehr Hamburg: ADAC gegen Umbau der Kieler Straße
Der ADAC moniert, dass der Verkehr auf der Kieler Straße bereits jetzt immer wieder zum Stehen komme. Besonders prekär sei die Situation bei Vollsperrungen der A7, da die Kieler Straße dann als Umgehungsstrecke genutzt werde.
„Wer glaubt, durch den Umbau die Mobilitätswende voranbringen zu können, der hat eine bemerkenswerte Sicht auf die Dinge“, so Huijssen. „Der Senat hat in den letzten Jahren über 260 Millionen Euro in die Busbeschleunigung investiert, um die Kapazitäten zu erhöhen. Es ist daher nicht nachvollziehbar, warum man den Busverkehr sehenden Auges in den Stau schickt.“
ADAC: Busse im Stau kein Anreiz, den Umstieg zu wagen
Seiner Ansicht nach sei es zwar wichtig und richtig, den Radverkehr zu fördern. Doch gerade im Hinblick auf die ehrgeizigen Klimaziele dürfte die Verhältnismäßigkeit nicht aus den Augen verloren werden. Huijssen: „In Hamburg werden mit dem Fahrrad täglich 3,4 Millionen Personenkilometer zurückgelegt, mit dem Öffentlichen Nahverkehr 25,9 Millionen – also fast achtmal so viel. Eine Stärkung des Radverkehrs auf Kosten des ÖPNV ist daher eine Minusrechnung für die Verkehrswende.“
Der ADAC-Mann fordert, dass erst Alternativen geschaffen werden müssen, „bevor man den Autofahrern die Daumenschrauben weiter anzieht" – und verweist auf die Pendlerzahlen. Nach Hamburg würden jeden Tag rund 360.000 Menschen ein- und mehr als 130.000 Bewohner auspendeln. Seine Kritik: Trotz aller Ausbaupläne werde der öffentliche Nahverkehr auf absehbare Zeit nicht die nötigen Kapazitäten haben, um alle Pendler aufzunehmen. Busse, die im Stau stehen, sind seiner Ansicht nach kein Anreiz, den Umstieg zu wagen.
FDP: Verkehrssenator kapituliert vor Stau-Chaos
Unterdessen wirft der Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende der FDP Hamburg, Michael Kruse, Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) vor, vor dem "Stau-Chaos" zu kapitulieren. "Anstatt für eine Besserung der Lage zu sorgen, schwört er die leidgeprüften Bürger auf eine Verschlechterung der Stau-Situation ein", so der FDP-Mann, der sich auf eine Rede von Tjarks am Mittwoch im Überseeclub bezieht. Dort hatte der Senator angekündigt, dass es in Hamburg jahrelang Stau geben werde – wegen der Brückensanierungen, des Bahn- und Radverkehrausbaus sowie Bauarbeiten an der A7.
Kruse ist der Meinung, dass es Tjarks Aufgabe wäre, "Hamburg aus den umweltschädlichen und produktivitätshemmenden Staus" zu führen. "Konzepte dafür gibt es zuhauf – etwa eine bessere Baustellenkoordination, die schnellere Durchführung von Baustellen durch ein Bonus-Malus-System oder eine flächendeckende digitale Verkehrslenkung." Kruse kritisiert, dass nichts davon in Hamburg umgesetzt werde.
Auch die AfD-Bürgerschaftsfraktion lässt kein gutes Haar an Anjes Tjarks. Fraktionschef Dirk Nockemann sagte am Donnerstag, dass sich Verkehrssenator Tjarks "mit gezielter Anti-Autofahrerpolitik ins Abseits" manövriere. "Immer mehr Autoverbotszonen, Parkplatzvernichtung, Parkgebührenabzocke und unsinnige Einspurigkeit. All das führt zu einer Verschärfung der Lage", so Nockemann.