Hamburg. Stiftung richtet neuen Gedenkort für ermordete Menschen mit Behinderung ein. Zentrales Element ist ein Bild von 1938.
In Alsterdorf wurde am Montag als Erinnerung an die von den Nazis verschleppten und ermordeten Menschen mit Behinderung ein neuer Lern- und Gedenkort eingerichtet. Aus Hamburg wurden rund 6000 Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen deportiert, 4700 nachweislich umgebracht. Aus den damaligen Alsterdorfer Anstalten waren es 630.
Wie die Evangelische Stiftung Alsterdorf mitteilte, sei der Mittelpunkt des neuen Ortes ein Altarbild aus der St. Nicolaus-Kirche, das im vergangenen Jahr aus der Kirche entfernt wurde. Es stammt von 1938 und zeigt, wie Menschen mit Behinderung auch visuell ausgegrenzt wurden. Anders als die anderen zwölf Dargestellten haben drei auf dem Bild keinen Heiligenschein.
Diese Darstellung widerspricht laut Stiftung dem inklusiven und christlichen Grundgedanken: "Drei von fünfzehn Menschen tragen keinen Heiligenschein. Es sind die Menschen mit Behinderung. Sie sprengen die heilige Zahl der Gemeinschaft der zwölf Personen. Sie können die Liebe und Zuwendung Gottes nicht direkt empfangen. Diese wird ihnen lediglich vermittelt von den Menschen ohne Behinderung, die sie betreuen. Diese Darstellung erschwerte es vielen Menschen seit 1945, uneingeschränkt Gottesdienste in der Kirche zu feiern und sich willkommen zu fühlen." Landespastor Dirk Ahrens sagte: „Kirche und Diakonie sind damals zu Tätern geworden.“
Hamburger Stiftung Alsterdorf: Erinnerung an Nazi-Opfer
Stiftungs-Vorständin Hanne Stiefvater sagte: „Wir wollen einen offenen Diskurs über unsere Geschichte fördern." Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) erklärte vor Ort: „Mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes in Alsterdorf schafft die Stiftung einen wichtigen Ort des Erinnerns für die Opfer des Nationalsozialismus unter den Menschen mit Behinderung. Gleichzeitig ist auch ein wichtiger Ort für die Erinne-rungskultur und historische Bildung in unserer Stadt entstanden.“
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Der Freundeskreis Ochsenzoll, der mit der Asklepios Klinik und der Akademie der Nordkirche, ebenfalls der Ermordeten gedachte, wies mit Blick auf wissenschaftliche Studien darauf hin, dass die Verbrechen an Behinderten auch nach dem Zweiten Weltkrieg weitergingen. So seien in den Fünfzigerjahren Experimente an psychiatrischen Patienten mit Psychopharmaka gemacht worden.