Hamburg. 2017 schien alles in trockenen Tüchern. Jetzt stellt sich die Frage wieder: Ist das Traditionshaus im Alstertal noch zu halten?
Mit dem gediegenen Speisen in historischem Ambiente ist es schon lange vorbei. Das denkmalgeschützte Traditionslokal Randel am Rande des Alstertals, in dem fast jeder ältere Wellings- und Poppenbüttler schon mal ein Abitur oder eine Konfirmation gefeiert hat, ist seit Herbst 2013 wegen eines akuten Sanierungsstaus geschlossen. Eigentümer Stephan Randel, der das Haus in siebter Generation führt, konnte die Sanierung des alten Kastens nicht bezahlen.
So viel warf die Gastronomie nicht ab, auch nicht die in seinem neuen, modernen Restaurant „del“ gleich nebenan, wo man ohne Zugluft im Nacken zu gehobenen Preisen diniert.
Rettung war schon fast perfekt
2017 schien die Rettung da. Politik, Eigentümer und Projektentwickler jubelten. Auf den Trümmern der benachbarten Tennisgesellschaft Alstertal (Tega) sollte der alte Gastro-Tempel samt denkmalgeschützter Parkanlage wieder auferstehen. Finanziert von lukrativem Wohnungsbau auf dem Tennisgelände. Als hätte es nie dunklere Jahre gegeben.
Dreieinhalb Jahre später aber ist von rettenden Ufern nichts zu sehen. Das Gebäude verfällt zusehends. Aus der Politik ist auf Nachfragen zum Verfahrensstand nichts ermutigendes zu hören. „Da ist länger nichts aktuelles mitgeteilt worden“, sagt der Sprecher der SPD im Wandsbeker Planungsausschuss, Xavier Wasner, mit Blick auf die Verwaltung. Sein Gegenspieler Philip Buse aus der CDU: „Still ruht der See.“
Grundstück an Otto Wulff verkauft
Der Tennisverein, der seit Jahrzehnten auf Randels Pachtland neben dem Park spielt, ist gekündigt. Laut Vereinsvorstand räumt die Tega das Gelände erst Ende 2022. Randel hat das Grundstück 2017 an Otto Wulff Bauunternehmung GmbH verkauft, die laut Rettungsplan 50 bis 60 Wohnungen bauen und Randel damit genug Geld für die Sanierung des Denkmals in die Kasse spülen soll. Um darüber hinaus Gartendenkmal und Gebäude langfristig unterhalten zu können, soll Randel zusätzlich neun Mietwohnungen neben das historische Haus setzen dürfen und sich vertraglich verpflichten, die Mieterträge für die Denkmalpflege zu nutzen.
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Aber die Baupreise steigen um jährlich rund 5 Prozent, und im leerstehenden Haus wachsen die Schäden. Die Preisspirale und der Verfall der Substanz könnten dafür sorgen, dass der Erhalt des Denkmals zu teuer wird. „Jeder Zeitverlust macht es schwieriger“, sagt auch Stephan Randel. Wird die Sanierung „wirtschaftlich unzumutbar“, kann das Gebäude laut Denkmalschutzgesetz fallen. „Das darf nicht passieren“, sagt Randel. „Versagen ist keine Option.“ Aber er hat ein Problem: Die Erlöse aus dem Grundstücksgeschäft stehen seit 2017 fest. Und er hat noch kein Baurecht.
Ein Spiel auf Zeit?
Das müssen Bezirksamt und -politiker erst schaffen. 2017 gab es einen Einleitungsbeschluss für ein Planverfahren, kurz darauf am 27. Juni mit der Öffentlichen Plandiskussion den ersten Verfahrensschritt. Danach kam kaum noch zählbares. Spielt da jemand auf Zeit?
„Die angesprochene bisherige Verfahrensdauer des Bebauungsplanverfahrens ist insbesondere auch in den Mitwirkungserfordernissen des planungsbegünstigten Vorhabenträgers bzw. der von ihm beauftragten Kooperanten begründet.“ So erklärt das Bezirksamt Wandsbek den Stillstand. Im Klartext: Laut Amt liefern Randel und Otto Wulff nicht. „Relevante Verfahrensunterlagen liegen erst seit Kurzem, teils in Entwurfsfassungen vor“, schrieb das Amt weiter, „sobald diese dem weiteren Verfahren zugänglich gemacht werden, können die resultierenden Fragen geklärt werden, um eine öffentliche Auslegung und anschließend den angestrebten Abschluss des Verfahrens zu terminieren.“
Überrascht von "Frontalangriff"
Randel zeigte sich überrascht von dem Frontalangriff des Amtes. „Wenn wir keine Informationen darüber bekommen, was wir zu liefern haben, dann ist es schwierig, die erforderlichen Unterlagen auch beizubringen.“ Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt funktioniere gut.
Otto-Wulff-Sprecher Michael Nowak wollte nichts von ausstehenden Verfahrensunterlagen wissen. Es sei lediglich wegen der städtischen Planungen für den Umbau des Poppenbütteler Wegs, der Fahrradstreifen bekommen soll, zu Verzögerungen gekommen. „Wir sind guter Dinge, das Bebauungsplanverfahren noch in diesem Jahr abzuschließen“, sagte Nowak.
Abstimmungen mit dem Bezirksamt
Als nächstes stehe noch im März ein Abstimmungstermin mit dem Bezirksamt an, der die offenen Punkte bis zur Beteiligung der Träger öffentlicher Belange klären soll. Danach folgen auch die Beteiligungsrunden in den Arbeitskreisen I und II, dazwischen die Öffentliche Auslegung und die Erhebung bzw. Einarbeitung der Einwände von Bürgern und Nachbarn. Außerdem müssen Teile des Grundstücks noch per Bürgerschaftsbeschluss aus dem Landschaftsschutz entlassen werden.
Aus Kreisen des Planungsausschusses hieß es, dass dafür eher gute 15 als 9 Monate zu veranschlagen wären. Für den Erhalt des Hauses wäre es wichtig, den Bebauungsplan schon vor Ende 2022 so weit zu haben, dass eine Baugenehmigung möglich und damit ein Baustart genau dann erfolgen kann, wenn die Tega das Gelände geräumt haben wird: im Frühjahr 2023.