Gleich zwei Festivals, ein Ex-Comedy-Star und zwei starke Stücke wieder im Theater. Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt
Am Wochenende lässt sich in Hammerbrook und im Oberhafenquartier Musik und mehr im Freien erleben, Bundesverdienstkreuzträger und Kabarettist Alfons spielt noch mal im St. Pauli Theater; Stefan Jürgens kommt statt „Samstag Nacht“ Sonntagabend singend ins Schmidt, dazu noch Comedienne Mirja Regensburg sowie Wiederaufnahmen zweier Erfolgsstücke in der Komödie Winterhude und im Schauspielhaus plus junge Literaten nach Barmbek.
FESTIVAL I
Stadtnatur und Hammerbrook – das passt auf den ersten Blick nicht ganz zusammen. Das Festival „Asphaltsprenger“, veranstaltet von der BürgerStiftung Hamburg und der Loki Schmidt Stiftung, versucht es an diesem Sonnabend dennoch. Auf dem Gelände des ehemaligen Recyclinghofs und entlang des Hochwasserbassins bis zur Süderstraße wird der öffentliche Raum zum Erkundungsfeld und experimentellen Jahrmarkt für Familien, junge und jung gebliebene Leute. Tagsüber spielen die Bands aMira und Jung sowie Kuhl & Meister; die Newcomer Roller Derby leiten den Abend ein, den das DJ-Duo Yoni & Wolfke abrundet. Besonderheit am Nachmittag: Der Künstler und einstige NDW-Musiker Andreas Dorau führt bereits um 14 und um 15.30 Uhr durch einen audiovisuellen Parcours mit eigenen Stücken über die norddeutsche Tierwelt. Merke: „Fred vom Jupiter“ sieht fast alles.
FESTIVAL II
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause lädt die Hanseatische Materialverwaltung wieder zum Frühlingsfest. Bei Speis und Trank sowie mit viel Musik wird’s an diesem Wochenende vielfältig: Außer Kindertheater, einer Bar nur für Kinder, Konzerten und DJ-Sets sind im Oberhafenquartier Rauminstallationen und Performances zu erleben. Der „Fundus für alle“ öffnet seine Türen beim Requisiten-Flohmarkt am Sonnabend und Sonntag jeweils ab 12 Uhr – ein Fest für Stöberer, Sammler und Sucher. Am Sonnabendabend spielen gleich mehrere Bands auf verschiedenen Bühnen, den Höhepunkt und Ausklang des Sonntags sollen Jacques Palminger & das 440 hz Trio bilden.
„Frühlingsfest“ Sa 21./So 22.5., jew. ab 12.00, Hanseatische Materialverwaltung (U Steinstraße), Stockmeyerstr. 41–43, Eintritt 3,- bis 10,- (Sonnabendabend), Kinder frei
KABARETT
Als Mitinitiator und komischer wie einfühlsamer Moderator des Benefizabends für die Kinder der Ukraine im St. Pauli Theater trug Alfons Anfang April maßgeblich dazu bei, dass der Erlös auf inzwischen 40.000 Euro angestiegen ist. Ob Gäste – wie damals etwa Kultursenator Carsten Brosda – auch bei Alfons’ Soloabend gegen eine Spende in die orangefarbene Trainingsjacke der Marke „VEB unkaputtbar“ schlüpfen können,, wird sich am Sonntag und Montag zeigen. In seinem sechsten Bühnenprogramm nimmt der Franko-Hamburger und Bundesverdienstkreuzträger das Publikum im St. Pauli Theater noch mal mit in seine Kindheit mit einem Mehrfamilienhaus in Paris und in dessen Peripherie. Anrührend, amüsant, charmant.
„Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und gibt es dort genug Parkplätze?“ So 22./Mo 23.5., jew. 20.00, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 30,90 bis 37.90 unter T. 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de
GESANG/COMEDY I
Er war der Anchorman von „RTL Samstag Nacht“, in den 1990er-Jahren die Mutter aller deutschen Comedy-Shows. Doch Stefan Jürgens ist nicht nur Comedian, sondern auch ausgebildeter Schauspieler, der als Berliner „Tatort“-Kommissar Hellmann und als Major Ribarski in „SOKO Wien/Donau“ fernsehpräsent blieb. Dazu kommt Jürgens’ Passion für die Musik: Schon als 16-Jähriger hatte er angefangen, Songs zu schreiben; kürzlich ist sein fünftes Studioalbum „Was zählt“ erschienen. Auf seiner musikalischen Reise durch seine Gefühls- und Gedankenwelt macht Jürgens an diesem Sonntag Halt im Schmidt Theater. Mal mit Balladen am Klavier, mal begleitet von Gitarrist Andy Cutic und Ralf Kiwit (Keyboard und Saxofon). Singen kann Mirja Regensburg zwar auch – sie absolvierte ihre Musical-Ausbildung Ende der 90er an der Stage School –, jedoch setzt die kölsche Hamburgerin mit nordhessischem Migrationshintergrund bei ihrer Rückkehr in die Hansestadt (23.5.) primär auf witzige Worte und Gesten. Ihr neues Programm „Im nächsten Leben werd’ ich Mann“ ist eine Hommage an das vermeintlich „starke“ Geschlecht und ein Leitfaden, wie sich Frau nicht allzu ernst nehmen sollte.
THEATER
2016 schuf Simon Verhoeven mit „Willkommen bei den Hartmanns“ den erfolgreichsten deutschen Kinofilm des Jahres. Fast schon folgerichtig fand die Geschichte einer gut situierten Familie, die einen Geflüchteten aus Afrika aufnimmt, auch den Weg auf die Bühne - in Hamburg im November 2019 in die Komödie Winterhude. Von diesem Dienstag an ist die Fassung von Martin Woelffer wieder in Winterhude zu erleben – und aktueller denn je. Statt in München (wie im Film) oder in Berlin (wie in seiner Heimatstadt) lässt der Regisseur die vom früheren Thalia-Dramaturgen John von Düffel bearbeitete Fassung in Hamburg-Blankenese spielen. Die Eltern geben erneut die überzeugenden Meike Harten und Michael Roll, den jungen Hartmann (und Anwalt) Jonathan Beck, den nigerianischen Flüchtling Quatis Tarkington.
„Willkommen bei den Hartmanns“ WA-Premiere Di 24.5., 20.00, bis 19.6., Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstr. 13, Karten ab 24,- unter T. 48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de
LITERATUR
Frischen Wind aus der Literaturszene: weht dank der Lesebühne Zinnober im Barmbeker Kulturzentrum Zinnschmelze. Die fünf Autoren und Autorinnen Alexander Posch, Claudia Schumacher, Johanna Sebauer, Katharina Unteutsch und Michael Weins kommen am 26. Mai in die Ex-Gummiwarenfabrik und erzählen „Geschichten für glänzende Zeiten“, wie fortan an jedem letzten Donnerstag im Monat. In ihrem Repertoire haben sie Kurzgeschichten, Weltgeschehen, Romanauszüge und vieles mehr, und das nicht nur für große Ohren: Die vielfältige Lesung richtet sich an alle ab 14 Jahren, die Lust auf neuen Lesestoff haben.
„Geschichten für glänzende Zeiten“ Do 26.5. auch Do 30.6, jew. 20.00, Zinnschmelze (U/S Barmbek), Maurienstr. 19, Karten 8,-; www.zinnschmelze.de
KONZERT
„Die elektrische Gitarre ist unser Rollator“, scherzte der in Hamburg lebende Sänger der Hagener Rockband Extrabreit, Kai Havaii, im November 2020 im Abendblatt-Interview. Von Altersschwäche ist auf dem aktuellen Album „Auf Ex“, dem ersten nach zwölf Jahren Albumpause, aber nichts zu spüren. „Als Bürgerschrecks und Revoluzzer taugen wir nicht mehr, das ist ganz klar“, aber es ist noch viel Dampf auf dem Kessel. Am 21. Mai kommen „Die Fressen aus dem Pott“ in die Markthalle. Ur-Breiti und Gitarrist Stefan „Kleinkrieg“ Klein stellt dabei auch einige Songs seines im Februar erschienenen Soloalbums „Die Sonne scheint für alle“ vor. Das ist nicht sehr lange her, trotzdem heißt ein Song „Billiges Benzin“.
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THEATER
Aus „Kohlhaas“ wird wieder „Coolhaze“. Die beliebte Inszenierung der mehr als 200 Jahre alten Novelle Heinrich von Kleists, die im Dezember Premiere feierte, geht im Deutschen Schauspielhaus in die zweite Runde. Mit Charly Hübner in der Titelrolle wird der Klassiker noch mal neu interpretiert. Die Geschichte des Pferdehändlers Koolhaas, der nach mehreren Schicksalsschlägen einen Feldzug der Selbstjustiz beginnt, dient als Vorlage für einen bühnenreifen Film, an dessen Set es mit dem Humor-Trio Studio Braun (führt auch Regie) drunter und drüber geht. Ein Orchester untermalt das Spektakel mit Soundtracks bekannter US-amerikanischer Serien der 70er- und 80er-Jahre.
„Coolhaze“ WA Do 26.5., auch Fr 27.5 und So 5.6., jew. 20.00, Schauspielhaus (U/S Hbf), Kirchenallee 39, Karten zu 19,- bis 52,-; www.schauspielhaus.de