Kiel. Marisa Heyn hat zum dritten Mal Corona – trotz vieler Vorsichtsmaßnahmen. Damit ist sie eine absolute Ausnahme, sagen Mediziner.
Marisa Heyn hatte sich so eine Pause von der Corona-Pandemie erhofft. Die Studentin ist nicht nur zweimal geimpft, das erste Mal mit Astrazeneca, das zweite Mal mit Biontech, sie hatte sich auch schon zweimal mit dem Virus infiziert: Die erste Quarantäne verbrachte sie Ende August in ihrer Wohnung in Kiel, die zweite Ende November in Wien, wo sie inzwischen studiert.
„Zweimal geimpft, zweimal infiziert – ich dachte wirklich, dass ich jetzt vorerst ausreichend Schutz vor Corona habe“, sagt Marisa Heyn. Und wurde trotzdem unsicher, als eine Mitstudentin sie nach einem Lerntreffen zu viert – natürlich waren alle getestet – am nächsten Tag anrief, um ihr mitzuteilen, dass bei ihr ein Schnelltest positiv ausgefallen sei.
Corona Hamburg: Studentin sechs Wochen in Quarantäne
„Ich habe mich sicherheitshalber in Isolation begeben, irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl“, sagt die 21-Jährige, die insgesamt bisher schon sechs Wochen innerhalb der vergangenen fünf Monate in Quarantäne verbracht hat. Dennoch, alle Schnelltests, die Marisa Heyn seit dem Anruf machte, waren negativ. Erst ein zweiter PCR-Test am vergangenen Sonntag zeigte: Sie hat sich tatsächlich zum dritten Mal mit Corona infiziert, „erst Doppel-Delta, jetzt Omikron“, wie sie sagt. „Ich habe zum Glück auf mein Bauchgefühl und später auch auf erste Symptome geachtet.“
Zweimal geimpft, dreimal infiziert – das ist selbst für Ärzte, die sich seit Monaten mit nichts anderem beschäftigen als mit Corona, ein absoluter Ausnahmefall. „Ich kenne bisher keinen solchen Fall einer doppelten Impfung und dreifachen Infektion. Weder aus meiner Tätigkeit als Hausarzt hier in Volksdorf, noch von meinen Einsätzen für den ärztlichen Notdienst“, sagt beispielsweise Dr. Björn Parey vom Hausärzteverband. Selbst eine doppelte Infektion nach einer Impfung sei ihm bisher erst einmal begegnet.
Symptome wie bei einer starken Erkältung
Auch für den Hamburger HNO-Arzt Dr. Dirk Heinrich, den ehemaligen Sprecher der medizinischen Leiter im Impfzentrum in den Messehallen, ist das ein ganz seltener Fall. „Solche Infektionen gibt es schon. Sie deuten aber klar darauf hin, dass die junge Frau zu wenig Antikörper bilden kann“, sagt der Arzt aus Horn, der außerdem Vorsitzender der Vertreterversammlung in der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg ist.
Marisa Heyn hat mittlerweile Symptome wie bei einer dicken Erkältung. Der Hals tue weh, sie huste, „manchmal zieht es in der Lunge.“ Obwohl sie weiß, wie sie mit den Infektionen umzugehen hat, frustriert sie diese Situation. „Mir war natürlich klar, dass meine Antikörper der Delta-Infektion mich gegen Omikron nicht so gut schützen. Ich hatte aber gehofft, mit meinen Vorsichtsmaßnahmen eine weitere Infektion verhindern zu können.“ Dazu gehörte unter anderem häufiges Testen. „In Wien gibt es an allen Ecken Möglichkeiten. Die habe ich genutzt.“ Am Tag der Ansteckung sei sie sogar PCR-getestet gewesen. Das ist die Voraussetzung für eine Teilnahme an Klausuren an der Uni in Wien.
Impfarzt rät zu einer Antikörper-Bestimmung
Wie soll es für sie jetzt weitergehen? Das fragt sich die junge Frau gerade immer wieder. Impfarzt Heinrich rät ihr, bereits vier Wochen nach der durchgestandenen Infektion die Antikörper im Blut bestimmen zu lassen. Und danach zeitnah eine Boosterimpfung durchzuführen. „So etwas machen wir in diesen seltenen Fällen“, sagt er. Schließlich habe die erneute Erkrankung gerade ihre anstehende Boosterimpfung verhindert. „Damit das nicht wieder passiert, sollte man dieses Mal schneller sein.“ Weitere vier Wochen später würde dann eine Bestimmung der Blutwerte Sinn ergeben. „Nur dann kann man erkennen, wie die Antikörperbildung funktioniert.“
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Eine solche Bestimmung hatte die Studentin übrigens bereits im Dezember bei sich durchführen lassen. 13.000 habe der Wert damals betragen, so Marisa Heyn. Die Kollegen des Testzentrums, in dem sie nebenbei als studentische Hilfskraft arbeitet, wenn sie in Kiel ist, fanden den Wert verhältnismäßig gering. „Eine Kollegin, die frisch geboostert war, hatte zur gleichen Zeit einen Wert von 30.000.“ Heinrich bestätigt die Einschätzung: „Das habe ich bei dieser Geschichte erwartet“, sagt er.
Studentin will Blutwerte kontrollieren lassen
Dennoch hatte Marisa Heyn nicht damit gerechnet, so schnell wieder zu erkranken. In den kommenden Wochen will sie sich deshalb durchchecken lassen. Die Blutwerte sollen kontrolliert werden. Außerdem nimmt sie an der Covidom-Studie des Universitätsklinikums Kiel (UKSH) zu den Langzeitfolgen der Corona-Erkrankung teil. Impfarzt Heinrich lobt diesen Schritt. Er ist sich sicher: „Nur wenn die junge Frau diese Schritte geht, kann man herausfinden, warum sie bereits dreimal erkrankt ist.“ Und dabei leiste sie zudem einen Beitrag für die Erforschung des Virus. „Eine solche Geschichte ist für die Experten gerade deshalb wirklich wichtig und interessant.“
Eine Sache hat Marisa Heyn aus ihrer Infektionsgeschichte gelernt: „Es ist wichtig, aufgrund der personenabhängigen Inkubationszeit zu bedenken, dass erste Tests auch negativ ausfallen können. Ich werde immer wieder auf mein Bauchgefühl und auf Symptome ganz genau hören, besonders, wenn ich eine infizierte Person getroffen haben sollte.“
Corona Hamburg: Nur Marisa Heyn steckte sich an
Übrigens: Angesteckt bei der Kommilitonin hat sich nur Marisa Heyn. Ihre beiden (geimpften) Freundinnen blieben glücklicherweise gesund, „obwohl eine von ihnen nicht mal geboostert war“.