Hamburg. Die Nachfrage ist riesig, das Angebot viel zu klein – dennoch können viele Betreiber noch nicht wieder öffnen.
Der Bedarf an Antigen-Schnelltests in Hamburg ist groß. Angesichts der ab diesem Sonnabend greifenden verschärften Regelungen wie 2G-Plus in Clubs und auf Tanzveranstaltungen, bei der auch Geimpfte und Genesene einen aktuellen negativen Schnelltest benötigen, wird er weiter steigen. Viele verzweifeln jedoch bereits jetzt an langen Schlangen vor Testzentren und ausgebuchten Onlineterminbuchungsportalen. Der ehemalige Betreiber eines Schnelltestzentrums auf der Uhlenhorst, der namentlich nicht genannt werden möchte, wartet dennoch seit einem Monat vergeblich darauf, dass ihm die Genehmigung zur Wiedereröffnung erteilt wird.
„Ich habe bereits am 8. November, also noch vor Wiedereinführung der kostenlosen Bürgertests, eine E-Mail an die Sozialbehörde geschickt und gefragt, was es benötigt, um wieder aufmachen zu dürfen“, sagt er dem Abendblatt. „Die Infrastruktur steht. Wir haben noch mehrere Tausend Tests, ich hätte von jetzt auf gleich aufmachen können.“ Auch der Hygieneplan und alle benötigten Dokumente seien noch aktuell gewesen. Doch bis heute habe er keine Genehmigung bekommen.
Corona Hamburg: Nachfrage nach Schnelltests ist hoch
Seit dem 13. November haben alle Bürgerinnen und Bürger wieder Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Antigen-Schnelltest pro Woche – unabhängig vom Impf-, Genesenen- oder Gesundheitsstatus. Das hat auf einen Ansturm auf die Testzentren gesorgt: Im ersten Monat habe sich die Nachfrage laut Testzentrum-Betreiber Axel Strehlitz, der acht Standorte in der Stadt leitet, verfünffacht. Demgegenüber steht ein scheinbar zu geringes Angebot. „Die Schnelltests sind ein rares Gut zurzeit, da es einen wahnsinnig hohen Bedarf, aber kaum Termine gibt“, so Strehlitz. Auch Marcel Schweitzer, Sprecher des Hamburger Senats, sagte am Dienstag in der Landespressekonferenz: „Es ist schon so, dass die Testkapazitäten nicht überschwänglich vorhanden sind.“
Laut Sozialbehörde können medizinische Schnelltest-Anbieter ohne gesonderte Beauftragung durch Behörden weitere Angebote eröffnen. Dazu gehören Labore, Arztpraxen, Apotheken sowie Hilfsorganisationen. Für nicht medizinische Testanbieter ist die Sondergenehmigung am 11. Oktober ausgelaufen. Bis dahin hatte der Bund die Tests finanziert.
Die Behörde gehe nach wie vor davon aus, dass die vorhandenen Testkapazitäten nachfragegerecht sind, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde. „Falls sich herausstellt, dass es in bestimmten Gebieten eine Unterversorgung gibt, können gezielte Beauftragungen weiterer Anbieter durch das örtlich zuständige Gesundheitsamt vorgenommen werden.“ Soll heißen: Wenn in einem Stadtteil die Nachfrage das Angebot übersteigt, können private Testanbieter eine Sonderbeauftragung zur Durchführung der kostenlosen Bürgertests erhalten.
Corona Hamburg: Wo gibt es kostenlose Antigen-Schnelltests?
Dass dem in verschiedenen Gebieten der Stadt so ist, weiß auch einer der Geschäftsführer einer Testzentrum-Betreiberfirma, die vier Standorte in Hamburg betrieben hat und ebenfalls noch auf die Genehmigung zur Wiedereröffnung wartet. „Unsere Beauftragung ist zum 11. Oktober ausgelaufen. Zwischenzeitlich hatten wir ein medizinisches Labor als Kooperationspartner, das in unseren Räumlichkeiten getestet hat. Jetzt möchten wir wieder eine eigene Beauftragung zur Durchführung der kostenlosen Bürgertests bekommen und haben uns beworben.“
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Auch er möchte aus Sorge vor einer möglichen Nicht-Beauftragung anonym bleiben. „Wir bekommen viele Anrufe und E-Mails mit Fragen, wann wir wieder öffnen“, sagt er. „Die Leute stehen vor unseren geschlossenen Türen und schütteln mit dem Kopf. Die Bürger aus dem Stadtteil können nicht nachvollziehen, dass wir geschlossen haben.“
Ähnliches berichtet auch der ehemalige Uhlenhorster Betreiber. „Wir bekommen viele telefonische Anfragen, wann wir endlich wieder aufmachen.“ Auch bei ihm würden Menschen aus der Nachbarschaft vor der Tür stehen. In Hochzeiten habe das Zentrum 400 bis 500 Tests pro Tag durchgeführt. Nun fänden die Menschen im Viertel keine Teststation mehr in ihrer Nähe. „Der Bedarf ist da, doch es ist ein sehr hoher Aufwand für die Bürger, sich testen zu lassen“, sagt er. „Es kann doch nicht im Sinne der Pandemiebekämpfung sein, dass man eine Woche auf einen Schnelltest wartet.“
Corona: Testzentren in Hamburg warten auf Genehmigung
Neben Hamburg habe er auch in Lüneburg bis Oktober ein Testzentrum betrieben. Durch das 2G-Plus-Modell, das auch in Niedersachsen ausgeweitet wurde, sei der Bedarf an Testanbietern dort ebenfalls wieder gestiegen. „In Lüneburg haben wir innerhalb von einer Woche wiedereröffnet.“ Dort habe es einen klaren Ansprechpartner gegeben. In Hamburg habe er das anders erlebt. „Ich frage mich langsam, ob man in Hamburg nicht will, dass die Leute sich testen lassen.“
Telefonnummern und Infos zu Corona in Hamburg
Fragen rund um eine Corona-Erkrankung
- Arztruf 116 117
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- Terminvereinbarung für Minderjährige (12-16 J.): Arztruf 116 117 (nur telefonisch)
Fragen rund um das Testen
- Übersichtskarte zu kostenlosen Schnelltests
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Fragen zu den aktuellen Regelungen in Hamburg
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Larissa Robitzsch, Sprecherin des Bezirksamts Nord, sagt: „Bevor ein Betreiber beauftragt wird, werden die Hygienekonzepte und Standorte geprüft.“ Die Betreiber müssten „über ein schlüssiges Hygienekonzept verfügen, Öffnungszeiten von sieben Tagen die Woche haben und ein Angebot an Antigentests und PCR-Tests vorweisen“. Ob es angesichts der aktuellen Notlage nicht sinnvoll wäre, den Prozess zu entbürokratisieren und zu beschleunigen? „Eine Beschleunigung ist nicht möglich, weil gewisse Qualitätsstandards zu erfüllen sind“, so Robitzsch. „Arbeitsschutz, Hygieneanforderungen, Qualität der Testdurchführung etc., die vom Gesundheitsamt geprüft werden müssen.“ Statt der Sozialbehörde seien die Gesundheitsämter seit einigen Wochen für die Vergabe von Genehmigungen zuständig. In Hamburg-Nord lägen aktuell 100 Anträge zur Öffnung von Testzentren vor.
Corona Hamburg: Viele Testzentren können noch nicht wieder öffnen
„Wir stehen in einem guten Austausch mit den Gesundheitsämtern“, sagt der Chef der Betreiberfirma. Er habe Verständnis dafür, dass die Behörden bei den privaten Anbietern erst überprüfen, wer seriös gearbeitet hat. „Wir sind aber zuversichtlich, dass wir in Kürze wieder eine Beauftragung bekommen, da wir das ganze Jahr beauftragt waren. Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, weil die Behörden eine Flut von Anträgen zu bearbeiten haben.“
Die Kunden treibe jedoch eine andere Frage um: „Viele unserer Stammkunden rufen uns an oder fragen per Mail, wie man jetzt die 2G-Plus-Regel ins Leben rufen kann, ohne bereits eine Test-Infrastruktur zu haben.“