Hamburg. Der kleine Elefant Raj wurde drei Jahre alt. Auch andere Tiere feierten Geburtstag. Was sich in der Kinderstube noch getan hat.
Vor Kurzem wurde Raj drei Jahre alt. Der kleine Elefant, der in Hagenbecks Tierpark geboren wurde, hatte kaum Besuch – war aber trotzdem sehr fröhlich. Nach über einem Jahr Pandemie hat es jede und jeder von euch schon erlebt: Einen Geburtstag, den du nicht so richtig feiern kannst, weil du aufgrund der Kontaktbeschränkungen kaum jemanden einladen darfst. Doch nicht nur Kinder mussten auf den heiß ersehnten Besuch verzichten, auch die Tierkinder im Zoo „feierten“ ihren Geburtstag mit viel weniger Gästen als üblich.
Die Pforten des Tierpark Hagenbeck wurden gerade erst wieder einen Spalt breit für Besucher geöffnet, aber viele waren nicht gekommen, als der kleine Raj (gesprochen Raatsch) Geburtstag hatte. Immerhin haben ihm die Elefantenpfleger nicht etwa einen Elefantenkuchen aus Heu geformt, sondern eine große Drei aus Äpfeln auf den Boden gelegt – die er begeistert futterte. Nun schlendert und rennt er wieder durch das Gehege und freut sich des Lebens. „Raj ist ganz schön frech geworden“, sagt sein Pfleger Robert Schieritz. „Ihm wachsen schöne, kleine Stoßzähne, und damit pikst er für sein Leben gern die anderen Elefantenkühe der Herde.“
Elefanten aus drei Generationen in Hamburgs Tierpark
Einige der Elefantendamen wehren sich dagegen und verpassen dem übermütigen Jungbullen prompt eine Backpfeife, andere haben Angst und suchen das Weite, so wie die schon 55 Jahre alte Shandra. Die Herde im Tierpark Hagenbeck besteht bis auf Raj und einem weiteren Jungtier, dem kleinen Santosh (der an Weihnachten drei Jahre alt wird), nur aus weiblichen Tieren.
Drei Generationen leben hier zusammen: die Halbbrüder Raj und Santosh mit ihren Müttern Shila und Lai Singh – die denselben Vater haben, der aus dem Tierpark München kam und zeitweise bei Hagenbeck lebte, und gleichzeitig Neffe und Onkel sind, denn Lai Singh ist Shilas Mutter und damit Rajs Oma.
„Hauptbeschäftigung der Elefanten ist das Fressen“
Gerade rollt die Herde eine große Kugel aus grobmaschigem Metallnetz herum und zieht das darin befindliche Heu heraus. „Hauptbeschäftigung der Elefanten ist das Fressen“, schmunzelt Robert Schieritz. „Bei seiner Geburt hatte Raj eine Schulterhöhe von 90 Zentimetern und wog rund 100 Kilogramm. Heute, an seinem dritten Geburtstag, ist er schon 180 Zentimeter groß und wiegt 1136 Kilogramm – ein kleiner Pummel!“
In den ersten beiden Lebensjahren nehmen Elefantenbabys täglich ein bis zwei Kilogramm zu, erwachsene Tiere fressen rund 150 Kilogramm am Tag und trinken in etwa eine Badewanne voll Wasser dazu. Im Winter fressen sie vor allem Ladungen von Heu, im Sommer täglich etwa anderthalb Tonnen frisches Gras, das am Flughafen für sie gemäht wird.
Tiere haben auf Besucher gewartet
Haben die Tiere die Menschenmengen vermisst? „Oh ja“, sagt Robert Schieritz. „Die älteren Tiere, die schon seit 40 Jahren hier im Tierpark Hagenbeck sind, haben die ersten Wochen ständig nach links geguckt, wo die Menschen bleiben. Besonders diejenigen mit den Kinderwagen, denn dort waren immer besondere Leckerbissen für sie versteckt!“
Lesen Sie auch:
- Hagenbeck: Stachelige Neuzugänge mit besonderer Mission
- Hagenbecks Tierpark: 5000 Reservierungen am ersten Tag
- Frischlinge, Küken und Lämmchen: Nachwuchs im Klövensteen
Beschäftigung hatten die mächtigen Dickhäuter aber trotzdem: Jeden Morgen werden sie von ihren Pflegern mit dem Hochdruckreiniger gewaschen und bekommen danach ihr Training. Fuß heben, knicksen, auf eine Tonne steigen, hinlegen … Das müssen sie können, um die monatliche Nagelpflege und die regelmäßigen Arztbesuche zu ermöglichen, das kann auch Raj schon und zeigt es uns heute an seinem Geburtstag.
Weiterer Geburtstag im Tierpark Hagenbeck
Mit etwa vier Jahren werden die Jungbullen meist zu aufmüpfig und anstrengend für die Herde, in der Natur werden sie dann regelrecht vom Hof gejagt, im Zoo ausgegliedert. Ob der schnuckelige Raj also seinen vierten Geburtstag auch in Hamburg feiern wird?
Noch ein weiteres Tier hatte neulich im Tierpark Geburtstag: Walrossjunge Fiete wurde zwei Jahre alt. „Fiete bedeutet der Friedliche, der Mächtige“, sagt Dave Nelde, Tierpfleger im Eismeer. „Sein Vater Odin, der auch noch im Eismeer des Tierparks lebt, ist Europas einziger Zuchtbulle bei den Pazifischen Walrossen. Fiete ist sehr verspielt und witzig und bringt seine Pfleger regelmäßig zum Lachen, zum Beispiel wenn er in Rückenlage durch das Becken schwimmt und wie ein Springbrunnen einen hohen Wasserstrahl in die Luft spritzt.“ Geboren mit 60 Kilogramm, wird er ausgewachsen so viel wiegen wie ein großes Auto: etwa zwei Tonnen.
Geburt von zwei Orang-Utan-Babys in Hamburg
Während der Pandemie kamen auch zwei allerliebste Orang-Utan-Babys zur Welt: Batu am 24. Mai 2020 und Berani am 13. September. Da Menschenaffen das tödliche Coronavirus bekommen können, darf sie zurzeit niemand besuchen und sehen. Auch bei den Hirschziegenantilopen gibt es dreimal Nachwuchs, ebenso beim Roten Riesenkänguru findest du ein Junges. Das Kleine hat bereits mit sieben Monaten den Beutel verlassen und hüpft fröhlich neben seiner Mutter herum.
Kindersegen gibt es auch beim Schwarzschwanz-Präriehund und bei den Mähnenspringern, bei den Flamingos und Papageien. Geburtstage „feiern“ jedoch nur die größeren Tiere, wenn ihnen ihre Pfleger, die als vollwertige Herdenmitglieder wahrgenommen werden, fantasievolle Geburtstagsleckerli kreieren. Und so, wie sich Corona gerade zurückentwickelt, werden Mensch und Tier hoffentlich bald wieder ganz normale Kindergeburtstage feiern dürfen.